Beverly Hills. Sie sind so etwas wie die Vorboten der Oscar-Verleihung: die Golden Globes. Star-Regisseur Steven Spielberg räumte zwei Preise ab.

Die Berlinale kann sich glücklich schätzen: Seinen Ehren-Bären vergibt das Festival in diesem Jahr nicht nur an den größten Filmregisseur aller Zeiten, sondern auch noch an einen taufrischen Golden-Globe-Sieger. Bei der Verleihung des Filmpreises in der Nacht zu Mittwoch hat Steven Spielberg für seinen jüngsten Film „Die Fabelmans“ gleich zwei Trophäen eingeheimst. Den für den besten Film. Und den für die beste Regie. Ein großer Triumph. Und das für Spielbergs persönlichsten Film. Geht es darin doch um einen Jungen, der Kinoregisseur werden will. Also um Spielbergs eigene Anfänge. Von einem, der davon träumte, Kino zu machen, und dann ganze Generationen im Kino zum Träumen brachte.

Die zwei Globes bedeuten aber auch einen kleinen Dämpfer für die Berlinale. Denn durch die Preise verstärkt sich das Interesse an den „Fabelmans“. Der Film ist schon überall zu sehen. Nur eben nicht in Deutschland. Weil die hiesige Films auf der Berlinale gefeiert werden soll, an dem Abend, an dem Spielberg seinen Ehrenbären erhält. Und dann dauert es noch mal bis zum 9. März, bis er in den Kinos startet. Ein Vierteljahr später als im Rest der Welt. Und zwei Monate nach den Globes. Da wirkt die Deutschlandpremiere dann doch ein bisschen sehr überfällig. Lesen Sie auch: Golden Globes – So war die Preisverleihung 2020

Drei Golden Globes an „The Banshees of Inisherin"

Mit seinem autobiographisch gefärbten Film konnte sich Spielberg gegen James Camerons technischem Meilenstein „Avatar: The Way of Water“ durchsetzen, gegen Baz Luhrmanns Filmbiographie „Elvis“, Todd Fields Frauendrama „Tár“ mit Cate Blanchett und Nina Hoss und die Action-Fortsetzung „Top Gun: Maverick“ mit Tom Cruise in der Rolle, mit der er 36 Jahre zuvor zum Star geworden ist. Spielberg konnte damit auch an den Erfolg des Vorjahrs anknüpfen: Dort hatte sein Remake des Musical-Klassikers „West Side Story“ sogar drei Trophäen gewonnen. Für die Haupt- und Nebendarstellerin. Und als bestes Werk in der Sparte Komödie/Musical. Den Regiepreis hat Spielberg damals aber nicht bekommen. Umso schwerer wiegt sein Triumph jetzt.

Der Sieg nach Punkten geht freilich an „The Banshees of Inisherin“: Die schwarze irische Komödie über das abrupte Ende einer Männerfreundschaft, die seit einer Woche auch in den deutschen Kinos läuft, war mit acht Nominierungen bereits der große Favorit des Abends (Spielbergs Film kam nur auf fünf Nennungen) – und wurde insgesamt drei Mal ausgezeichnet. Colin Farrell als bester Komödiendarsteller, Regisseur Martin McDonagh fürs beste Drehbuch – und der Film selbst in der Kategorie Beste Komödie/Musical. Denn anders als bei anderen Filmpreisen wie dem Oscar gibt es bei den Globes immer noch die Unterscheidung zwischen E und U.

Kein Golden Globe für deutschen Antikriegsfilm „Im Westen nichts Neues"

Der deutsche Antikriegsfilm „Im Westen nichts Neues“ nach Erich Maria Remarques Buchklassiker ging dagegen leer aus. Als bester nicht-englischsprachiger Film wurde das argentinische Drama „Argentinia, 1985“ über den Prozess gegen die Verantwortlichen der blutigen Militärdiktatur des Landes ausgezeichnet. Auch „She Said“, das Hollywooddebüt der Berliner Filmemacherin Maria Schrader, konnte nicht reüssieren.

Der Film über den #MeToo-Skandal war auch nur in einer Kategorie aufgestellt, Carey Mulligan für die beste Schauspielerin. Sie verlor aber gegen Cate Blanchett für ihre atemberaubende Rolle als streitbare Dirigentin in Todd Haynes’ „Tár“ – eine Produktion, die zu großen Teilen in Berlin gedreht wurde. Ein bisschen Globe-Glitzer strahlt also doch über den großen Teich hinüber. Und auch „Tár“ wird seine Deutschland-Premiere auf der Berlinale feiern. Auch interessant: Kritik am Filmpreis – Tom Cruise gibt Golden Globes zurück

Regie: Keine einzige Frau war nominiert

Dass Maria Schrader nicht für die Regie nominiert war, dass überhaupt keine einzige Frau in dieser Kategorie aufgestellt war, auch nicht Gina Prince-Bythewood für ihren Frauen-Actionfilm „The Woman King“ oder Alice Diop für das Justizdrama „Saint Omer“-- das hatte bereits vorab für Aufregung und Verstimmung gesorgt.

Regisseurin Maria Schrader wurde 1965 in Hannover geboren und ist sowohl als Schauspielerin, als auch als Filmemacherin bekannt.
Regisseurin Maria Schrader wurde 1965 in Hannover geboren und ist sowohl als Schauspielerin, als auch als Filmemacherin bekannt. © C.Hardt/FutureImage/imago | C.Hardt/FutureImage/imago

Wieder mal. Stand die Vereinigung von Hollywoods Auslandspresse, die über die Globes entscheidet, doch in den vergangenen Jahren immer wieder in den Schlagzeilen wegen mangelnder Transparenz und mangelnder Diversität. Was vor zwei Jahren schließlich dazu fürhte, dass die Filmbranche zum Boykott aufrief.

Der Presseverband hat dann umgehend reagiert, hat seine Mitgliedschaft um ein Viertel vergrößert, sich endlich auch diverser aufgestellt. Was sich auch auf die Preisvergabe im Folgejahr ausgewirkt hat. Mehr Frauen, mehr Schwarze, auch offen queere Menschen wurden ausgezeichnet. Und wie zur Buße wurden die Globes 2022 nur in kleinestem Kreise, quasi hinter verschlossenen Türen vergeben. Der Sender NBC, der die Gala sonst traditionell übertrug, hatte sich ausgeklinkt. Die Preisträger wurden nur in den sozialen Medien bekannt gegeben.

Die Globes sind wieder bunt und divers

Bei der diesjährigen Globe-Gala – die auch noch ein Jubiläum, die 80. Verleihung war – schien dagegen alles wie früher zu sein. Wieder wurde die Gala im Ballsaal des Beverly Hilton Hotels zelebriert. NBC hat auch wieder ganz selbstverständlich live gesendet. Auch die Stars kamen diesmal wieder reichlich und trugen auf dem roten Teppich ihre Garderoben zur Schau. Und die Globes sind wieder bunt und divers. Jerrod Carmichael, der diesjährige Moderator, witzelte gleich anfangs, er sei nur hier, weil er schwarz sei. Mit Angela Bassett gewann eine Afro-Amerikanerin als beste Nebendarstellerin für den Marvel-Film „Black Panther: Wakanda Forever“. Für „Everything Every­where All At Once“ gab es gleich zwei Auszeichnungen für asiatischstämmige Schauspieler (Michelle Yeoh und Ke Huy Quan). Und ein indischer Film-Song stach die heimische Konkurrenz von Rihanna, Taylor Swift und Lady Gaga aus.

Und doch fand sich eben keine Frau unter den Regie-Kandidaten oder in der Hauptkategorie Bester Film. So ganz gewandelt hat sich diese Vereinigung dann vielleicht doch noch nicht. Dass ein Film über #MeToo, der doch gerade Verfehlungen in der Filmbranche zum Thema hat, bis auf eine Schauspiel-Nominierung gänzlich ignoriert wurde, spricht auch irgendwie Bände. Vielleicht ist Hollywoods Auslandspresse nach den Turbulenzen der letzten Jahre aber auch immer noch zu sehr mit sich selbst beschäftigt. eine doch nur lauwarme Läuterung.

Kurz wurde die Veranstaltung auch noch politisch. Als der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj per Videobotschaft zugeschaltet wurde. Er erinnerte daran, dass die Globes erstmals 1944 verliehen wurden, als der Zweite Weltkrieg noch nicht vorbei gewesen sei, dessen wichtigste Schlachten aber bereits geschlagen waren. „Auch der Krieg in der Ukraine ist noch nicht vorbei“, so Selensky, „ aber das Blatt wendet sich und es ist bereits klar, wer am Ende gewinnt.“

Die wichtigsten Preisträger bei den Golden Globes 2023

  • Bestes Filmdrama: „The Fabelmans“ von Steven Spielberg.
  • Beste Komödie/Musical: „The Banshees of Inisherin“ von Martin McDonagh.
  • Beste Regie: Steven Spielberg für „Die Fabelmans“.
  • Bester Schauspieler Drama: Austin Butler für „Elvis“.
  • Beste Schauspielerin Drama: Cate Blanchett für „Tár“.
  • Bester Schauspieler Komödie/Musical: Colin Farrell für „The Banshees of Inisherin“.
  • Beste Schauspielerin Komödie/Musical: Michelle Yeoh für „Everything Everywhere All at Once“.
  • Bester Nebendarsteller: Ke Huy Quan für „Everything Everywhere All at Once“.
  • Beste Nebendarstellerin: Angela Bassett für „Black Panther: Wakanda Forever“.
  • Bestes Drehbuch: Martin McDonagh für „The Banshees of Inisherin“.
  • Beste Filmmusik: Justin Hurwitz für „Babylon – Rausch der Ekstase“.
  • Bester Filmsong: „Naatu Naatu“ aus „RRR“.
  • Bester Animationsfilm: „Guillermo del Toros Pinocchio“.
  • Bester nicht-englischsprachiger Film: „Argentina, 1985“ (Argentinien)