Berlin . Vox zeigt bei „Goodbye Deutschland“ den Abschied von Jens Büchner. Selten war Reality-TV schmerzhafter. Aber die Show geht weiter.

Es ist der Abschied, der Einblick in die Tage, die Wochen nach der Nachricht, die so unvermittelt kam. „Goodbye Deutschland“, die Auswanderershow auf Vox, drehte bei den Büchners. Wieder. Das erste Mal ohne das berühmteste Familienmitglied. Jens Büchner ist vor vier Monaten überraschend an Lungenkrebs gestorben.

Viel Häme, viel Spott musste „Malle-Jens“ acht Jahre lang einstecken für seine mal mäßigen, mal ausbleibenden, dann wieder doch überraschend großen Erfolge auf der Insel Mallorca. Ein Kasper, der große Träume hatte, ein Durchschnittstyp mit Ambitionen. Der, was man nun auch von ihm hielt, in seiner Familie eine Lücke hinterlässt, die nicht weniger schmerzhaft ist, nur weil er „Trash-Promi“ war und Ex-Dschungel-Kandidat.

Nach Tod von Jens Büchner: Familie leidet – Witwe Daniela kämpft

„Ich versuche, nicht vor Mama zu weinen“, berichtet Büchners Stieftochter Jada. Daniela Büchner bekommt es trotzdem mit: „Dann steh’ ich vor der Zimmertür und weine, und höre sie drinnen weinen.“ Vorher ist zu sehen, wie die Witwe ihre Kinder mit dem Verstorbenen, Diego Armani und Jenna Soraya (beide 2), zum Spielen mit der großen Schwester wegschickt.

Jens Büchner und seine Frau Daniela.
Jens Büchner und seine Frau Daniela. © dpa | Jens Kalaene

Daniela Büchner sagt ihren Kindern als Erklärung: Sie will putzen. Das tut sie auch, und erlebt das, was jeder fühlt, der einen lieben Menschen verliert. „Dabei möchte ich in mein Bett, die Bettdecke über meinen Kopf ziehen und nichts mehr sehen.“ Das kann sie nicht. „Es wäre nicht fair, wenn ich jetzt hängen lasse.“ Sie sagt das, im Wohnzimmer sitzend. Vor der Urne, in der seine Asche liegt. Sie sieht aus wie ein großer Flakon. „Er liebte Parfüm.“

Viele würden ihr sagen: „Du bist so stark, du wirst das schaffen.“ Sie weiß nicht, was sie damit anfangen soll. „Mein Mann ist gestorben. Was soll man da schaffen?“

Jens Büchner wurde bekannt mit dem Song „Pleite aber sexy“

Büchner war im November 2018 im Alter von 49 Jahren an Lungenkrebs gestorben. Er sei „nach kurzem, aber schwerem Kampf friedlich eingeschlafen“, hatte seine Künstleragentur damals mitgeteilt. In der Folge wird erklärt: Metastasen hatten sich weit ausgebreitet. Es gab keine Heilungschance. Er starb in einem Krankenhaus in Palma de Mallorca. Prominente und Fans trauerten danach um Jens Büchner.

Noch wenige Wochen vor seinem Tod war er öffentlich aufgetreten, ohne dass seine Krankheit dem Publikum bekannt war. 2011 war Büchner durch die Auswanderer-Sendung „Goodbye Deutschland“ bekannt geworden, sang am Ballermann „Pleite aber sexy“ und nahm 2017 im RTL-Dschungelcamp teil.

Jens Büchner hatte sich gewünscht, dass die Kameras weiter laufen

Auch in dieser Abschiedsfolge gibt es viele Momentaufnahmen, die Kameras sind wieder dabei, Jens hatte sich das so gewünscht, hatte Daniel kürzlich noch in einem Interview zu Protokoll gegeben. Tatsächlich zeigt die Folge auch einen Besuch am Krankenbett, jedoch hält das Team nicht auf den Familienvater (insgesamt fünf Kinder). Daniela bleibt es überlassen, später ein Foto von ihm und ihr zu zeigen, drei Tage vor dem Tod aufgenommen.

Die Ärztin hatte der Mutter da bereits gesagt, dass man nicht mehr von Jahren oder Monaten rede, „vielleicht Wochen oder Tage“. Sie habe die Medizinerin geschüttelt in den letzten Momenten, geweint, mit Jens gesprochen, auch, wenn es schwer fiel: „Du weißt gar nichts zu reden. du hast eigentlich so viel zu sagen.“ Nichts half. Er starb.

Es mag geschmacklos erscheinen, die Familie in diesem Moment so vorzuführen, doch die Büchners lebten und liebten im Rampenlicht, sie strahlten und scheiterten, es war eine bewusste Einscheidung, in Jens’ Fall über den Tod hinaus.

Und wenn Daniela Büchner unter Tränen, aber mit sicherem Blick berichtet, sie habe ihren Zwillingen erklärt, Papa sei jetzt die Sonne, und in der Nacht ein Stern, dann ist das wahrhaftiges Fernsehen, ehrlich, aufrichtig. „Ich habe an ihm gerüttelt und ihn geküsst und gesagt, er soll aufstehen“, sagt sie.

Der Abschied von Jens Büchner – ehrlich, schmerzhaft, anrührend

Es gibt viele Rückblicke in dieser Folge, natürlich, auch darauf, wie sich das Paar kennenlernte, ein Restaurant eröffnete, aber auch viele Momente, die anrühren, in denen man sich nicht als Voyeur fühlt, sondern ehrliches Mitgefühl empfindet mit einer Familie, die qua Beruf anders, aber eben doch nichts anderes war – am Ende doch so normal wie nur möglich. Spätestens im Tod sind alle gleich, bekanntermaßen.

Nächste Woche, da kehrt alles zur Normalität zurück, es muss weitergehen, wie es nach solchen Ereignissen auch immer Realität ist. Daniela Büchner hatte mit Jens ein Restaurant auf Mallorca, die Faneteria. Befreundete Auswanderer, Peggy Jerofke und Steff Jerkel wollen nun Geschäftspartner werden, Daniela Büchner wirkt noch nicht so weit, sich mit diesem Erbe auseinanderzusetzen, auch das ist zu sehen. Es gibt Streit. Aber sie muss auch irgendwie weitermachen. Sie muss vier Kinder versorgen. Sie sagt: „Ich habe Angst.“ Man glaubt es ihr sofort.

Eine besondere Folge – näher war Jens Büchner seinen Zuschauern nie

Die Show muss trotzdem weitergehen. Diese Folge war ein Innehalten, ein seltenes Zwischenspiel in der Welt der launigen Doku-Soaps, die häufig vom Elend ihrer Darsteller profitieren, aber sich selten mit diesem größten Elend auseinandersetzen müssen. Ein Schaustück dessen, was in einer Familie geschieht, wenn jemand stirbt. Näher war Büchner seinen Zuschauern nie.

Und so verabschiedet sich auch Vox am Ende dieser einen besonderen Folge. Eine Sprecherin sagt, „Er hat immer gekämpft.“ Er habe sich nicht unterkriegen lassen, von niemandem.

„Goodbye Jens“, sagt die Stimme – „und: Danke.“

Montag, 20.15 Uhr, Vox und bereits vorab im Premium-Angebot von „TV Now“.