Berlin. Das Hochwasser in NRW und Rheinland-Pfalz sorgt auch über Deutschlands Grenzen hinweg für Anteilnahme. Die Stimmen aus dem Ausland.

  • International wird in großem Umfang über das Hochwasser in Deutschland berichtet
  • Die Bilder von den durch das Unwetter verwüsteten Städten und Landschaften sorgen für Bestürzung
  • Zahlreiche Medien aus dem Ausland kommentierten am Samstag die Hochwasser-Katastrophe
  • Die "New York Times" berichtet im Live-Ticker über die aktuelle Lage

Das Hochwasser nach dem schweren Unwetter in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz hat ein Bild der Verwüstung hinterlassen. Tote, Vermisste, eingestürzte Häuser - das Ausmaß der Zerstörung durch die Wassermassen ist riesig. Auch im Ausland berichten Medien über die Situation in den betroffenen Gebieten.

Besonders groß ist das mediale Echo im Nachbarland Österreich. So berichtet der ORF mit Korrespondenten vor Ort über die aktuelle Lage. Auch der "Standard" schreibt ausführlich über die Hochwassersituation. Das Blatt sprach für eine Reportage mit Betroffenen im Ahrtal. "Es sieht jetzt aus wie nach einem Bombenangriff", sagte Schulds Bürgermeister Helmut Lussi der österreichischen Zeitung.

Gleichzeitig registriert die Zeitung, dass dem Unions-Kanzlerkandidaten Armin Laschet "das Reizwort Klimaschutz plötzlich spielend leicht über die Lippen" komme. Sehr plagiativ schreibt die "Kronen-Zeitung": "Der Klimawandel zeigt seine Fratze! Wir erstarren vor unseren TV-Geräten. Wir können es nicht fassen. Das passiert ja nur ein paar hundert Kilometer von uns entfernt."

Aktuell informiert: Alle Entwicklungen in den Hochwasser-Gebieten im Newsblog

In der Schweiz sind die Unwetter in NRW und Rheinland-Pfalz ebenfalls Thema. Die "Neue Zürcher Zeitung" greift anlässlich der Überschwemmungen die Frage auf, was globale Erwärmung damit zu tun hat: "Der Klimawandel spielt hier allein schon deshalb eine Rolle, weil durch die Erderwärmung die Verdunstung zunimmt und eine wärmere Atmosphäre in der Lage ist, mehr Feuchtigkeit aufzunehmen", schreibt die Zeitung. Niederschlagsradare zeigten die deutliche Zunahme von Starkregen in den vergangenen zwanzig Jahren.

"Guardian" richtet Fokus auf den Klimawandel

Der britische "Guardian" ordnet die Ereignisse ebenfalls wissenschaftlich ein und berichtet darüber, dass sich Klimaforscherinnen und -forscher angesichts der Fluten schockiert zeigten: Das Hochwasser trage zur Befürchtung bei, dass es aufgrund des Klimawandels schneller zu extremen Wetterverhältnissen komme als bislang angenommen.

Die Wissenschaft habe "schon lange vorhergesagt, dass die menschengemachten Emissionen mehr Fluten, Hitzewellen, Dürren, Stürme und andere Formen von Extremwetter" verursachen würden, aber die jüngsten Ausschläge hätten "viele Erwartungen übertroffen", heißt es in dem Artikel. Ähnlich klingt die Berichterstattung von "The Independent". Dort betont man, Wissenschaftler hätten schon seit Jahrzehnten vor solchen Folgen der Klimakrise gewarnt. Die Katastrophe verleihe den aktuell vor allem an Schwellenländer gerichteten Appellen für mehr Klimaschutz eine gewisse Demut.

„The Times“: Extreme Wettereignisse sind eine Warnung

Zur Hochwasserkatastrophe in Deutschland, Belgien und den Niederlanden meint die Londoner „Times“ am Samstag:

„Niemand kann mit Sicherheit sagen, dass diese Katastrophe durch den Klimawandel verursacht wurde, auch wenn deutsche Politiker kaum daran zweifeln. Wetterkapriolen hat es schon immer gegeben.(...) Allerdings warnen Wissenschaftler seit Jahren davor, dass steigende CO2-Emmissionen zu einer globalen Erwärmung und zu immer extremerem Wetter in Form von Dürren, Überschwemmungen, Hitzewellen und Stürmen führen würde. Diese Extremereignisse treten nun viel häufiger auf, als die Wissenschaftler selbst prognostiziert haben. Das sollte uns alle beunruhigen. (...) Die extremen Wetterereignisse sind eine Warnung an die Regierungen, dass sie ihre Anstrengungen zur Anpassung an den bereits stattfindenden Klimawandel verstärken müssen - unabhängig davon, was sie tun, um künftige Emissionen einzudämmen.“

Unwetterlage in Südwestdeutschland

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    Hochwasser in Deutschland: "New York Times" berichtet im Liveticker

    Die "New York Times" hat den Ereignissen in NRW und Rheinland-Pfalz einen Liveticker gewidmet. "Die Szenen der Verwüstung durch die Fluten kamen aus ganz Westeuropa", heißt es in dem Bericht. "Aber kein Ort war stärker betroffen als Deutschland, wo Hunderte noch vermisst werden."

    Den Menschen falle es schwer, das Ausmaß der Katastrophe zu begreifen. "Straßen stürzten ein und wurden davongespült. Autos lagen übereinander gestapelt. Verängstigte Anwohner wurden in Baggerschaufeln evakuiert", wird die Situation von der "New York Times" beschrieben.

    "El Pais": "Schlimmste Naturkatastrophe seit Jahrzehnten"

    Auch die Resonanz der spanischen Zeitung "El Pais" ist groß: Das Blatt berichtet mit mehreren Artikeln und einer Fotostrecke über das Hochwasser in Deutschland. Auf Twitter bezeichnete "El Pais" die Überschwemmung mit Verweis auf die hunderten Vermissten als "schlimmste Naturkastastrophe seit Jahrzehnten".

    Die spanische Zeitung kommentiert am Samstag die Flutkatastrophe:

    „Die katastrophalen Überschwemmungen, die Westdeutschland, Belgien und die Niederlande verwüstet haben, sind ein weiterer Beweis für die Herausforderungen, mit denen uns der Klimawandel konfrontiert. Was bei den Überschwemmungen überrascht hat, ist deren Intensität und Ausmaß. Das Geschehen zeigt, dass selbst entwickelte Gesellschaften mit hervorragender Infrastruktur und gutem Katastrophenschutz von den verheerenden Auswirkungen solcher Extremwetter nicht verschont bleiben. Die Auswirkungen haben das Herz des am weitesten entwickelten Teils Europas getroffen, mit einer tragischen Bilanz.

    Die Folgen des Klimawandels beschränken sich nicht darauf, trockene Orte trockener zu machen oder mehr Hurrikane dort zu verursachen, wo sie normalerweise auftreten. Die Katastrophe macht klar, dass wir uns schneller in Richtung einer Dekarbonisierung der Wirtschaft bewegen müssen. Europa hat dabei schon wichtige Schritte unternommen, aber diese müssen weltweit getan werden. In der Zwischenzeit ist es notwendig, sich mit besseren Notfallplänen auf die Auswirkungen vorzubereiten. Die Überschwemmungen sind eine Warnung für alle.“

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    "Le Monde" aus Frankreich hat die Berichterstattung rund um die Überschwemmungen ebenfalls prominent auf seiner Webseite platziert. Deutschland habe seit der Sturmflut in Hamburg 1962 kein Hochwasser mit so vielen Toten erlebt, schreibt die französische Zeitung. Zudem macht das Blatt darauf aufmerksam, dass das Extremwetter mitten im Wahlkampf das Thema Erderwärmung in den Fokus rücken würde. "Les Echos" zieht politische Schlüsse und mutmaßt, dass das Hochwasser "die Karten um die Nachfolge von Angela Merkel noch einmal neu mischen könnte".