Homeoffice ist ein neues Leben. Unsere Autorin sieht und erlebt Dinge, an die sie zu früheren Arbeitszeiten im Büro nie gedacht hätte.

Homeoffice ist wie eine andere Welt. Eine Welt, die Hilfe schreit: Ich verdrecke! Rette mich vor dem Versinken in Staub und Müll. Doch ich schüttel erbarmungslos den Kopf – ich helfe nicht. „Ich bin im Homeoffice“, rufe ich den verschmierten Badezimmerkacheln, den mit Zahnpasta bespritzten Spiegeln und den Krümeln auf dem Teppich zu.

Haut ab. Lasst mich in Ruhe. Dabei bin ich versucht, zum Staubsauger zu greifen. Wenigstens mal eben. Aber es geht nicht. Bleib, wo du bist. Ich muss in die Videoschalte. Es ist schön in den Homeoffices, das zeigen ja die Bilder der anderen. In meinem Homeoffice ist es ja im Grunde auch schön. Die alten Skier hab ich weggeräumt, die Carrerabahn unter den Schreibtisch geschubst. Geht doch, sag ich mir. Gibt doch Schlimmeres. Viel Schlimmeres. Ich rede so mit mir, wie ich rede, wenn ich nach dem Urlaub fünf Kilo zugenommen hab: Dann sage ich auch: Gibt Schlimmeres. Oder gibt Dickere.

Homeoffice: Sitzen Sie auch bis mittags im Schlafanzug am Computer?

Homeoffice, das machen ja jetzt viele. Und was wird darüber gelacht. Da säßen sie ja noch bis mittags im Schlafanzug und würden mal die Mails checken. Ich glaub das nicht. Obwohl – der Nachbar von drüben, der wirkt schon sehr relaxt. Er sei auch im Homeoffice, sagt er neulich, als ich mal aus dem Fenster guckte und er gerade da vorbeiging. Homeoffice? Ich dachte, der ist Pilot. Aber das geht sicher auch alles von zuhause.