Berlin. Die Tante soll ihre Nichte zum Täter gebracht haben, nachdem die 13-Jährige bei der Polizei eine Gruppenvergewaltigung anzeigen wollte.

Ein 13-jähriges Mädchen überlebte in Indien offenbar mehrere Vergewaltigungen – zuletzt durch einen Polizisten. Die Betroffene sei zunächst von vier Männern entführt und vergewaltigt worden. Als sie bei dem Polizisten über die Tat aussagen wollte, habe dieser sie ebenfalls vergewaltigt. Neben den fünf Männern wurde auch die Tante des Mädchens festgenommen.

Wie die Mutter des Mädchens gegenüber der Polizei aussagte, hätten die vier Männer ihre Tochter am 22. April im nordindischen Bundesstaat Uttar Pradesh entführt und in die Stadt Bhopal gebracht. Die mutmaßlichen Täter hätten das Mädchen dort über drei Tage festgehalten und vergewaltigt. Am 26. April hätten sie es an einer Polizeistation zurückgelassen, so die Mutter.

Wie der "Indian Express" berichtet, habe das Mädchen die Taten in der Polizeistation anzeigen wollen, sei aber erst einen Tag später zur Aussage vorgeladen worden. In der Zwischenzeit habe die Polizei die Jugendliche an ihre Tante übergeben. Sowohl die vier mutmaßlichen Täter als auch die Tante leben in der Nachbarschaft der Betroffenen.

Der Zeitung zufolge stamme das Mädchen aus einer Bauernfamilie und gehöre der Gruppe der "Dalit" an. Im hinduistischen Kastensystem gehören die Dalit zur untersten sozialen Schicht und erfahren auch Jahrzehnte nach der offiziellen Abschaffung des Systems nach wie vor Gewalt und Diskriminierung.

In Indien nahm die Polizei sechs Personen wegen mehrerer Vergewaltigungen fest – auch die Tante des Opfers
In Indien nahm die Polizei sechs Personen wegen mehrerer Vergewaltigungen fest – auch die Tante des Opfers © dpa

Indien: Tante soll das Mädchen zu Vergewaltiger gebracht haben

Auch die 13-Jährige aus Uttar Pradesh erfuhr nach ihrer Vergewaltigung keine Hilfe von der Polizei, sondern noch mehr Gewalt: Am 27. April soll der Verantwortliche der Polizeistation das Mädchen erneut vergewaltigt haben. Nachdem es tagsüber in der Station ausgesagt habe, brachte die Tante es abends offenbar zurück zu dem Polizisten, damit dieser das Mädchen erneut vergewaltigen könne.

Der Fall kam ans Licht, weil die 13-Jährige sich anschließend an eine Kinderhilfsorganisation wandte, die wiederum die Eltern und eine andere Polizeistation informierte. Die erste Polizeistation habe die Anzeige des Mädchens am 26. und 27. April zudem nicht ins System eingetragen.

Ein Polizeiinspektor im Bundesstaat Uttar Pradesh bestätigte die Geschichte am Donnerstag gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Neben den vier mutmaßlichen Gruppenvergewaltigern und Entführern habe die Polizei inzwischen auch den Chef der anderen Station und die Tante des Mädchens festgenommen. Zudem seien alle Mitarbeitenden der betroffenen Station verlegt worden, damit sie die Untersuchung des Falles nicht beeinflussen können.

Indien zählte 2020 mehr als 28.000 Vergewaltigungen

Der Fall sorgte in Indien für gesellschaftlichen und politischen Druck. "Wenn Polizeistationen für Frauen nicht sicher sind, wohin sollen sie dann sonst mit ihren Anzeigen gehen?", twitterte Priyanka Vadra, Politikerin der Kongresspartei. Die sozialistische Partei besuchte unterdessen die Familie des Mädchens und forderte ein strenges Vorgehen gegen die Beschuldigten.

In Indien verschärfte Gesetze im Zusammenhang mit sexuellen Übergriffen, nachdem ein Vergewaltigungsfall einer jungen Frau in einem Bus vor knapp zehn Jahren weltweit Schlagzeilen gemacht hatte. Dennoch gibt es weiterhin viele sexuelle Übergriffe und Vergewaltigungen.

Aktuellsten offiziellen Zahlen zufolge gab es im Jahr 2020 mehr als 28.000 Vergewaltigungen. Aktivistinnen und Aktivisten gehen allerdings von einer hohen Dunkelziffer aus. In Indien leben über 1,3 Milliarden Menschen. (reba mit dpa)

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.