Berlin. Expertinnen und Experten raten eindringlich zur Grippeimpfung. Weshalb die Impfung gegen Influenzaviren in der Pandemie so wichtig ist.

Eine Grippe sollte man ernstnehmen: Die Infektion mit Influenzaviren hat nur wenig mit einer harmlosen Erkältung zu tun und sorgt meist dafür, dass die Betroffenen einige Tage außer Gefecht gesetzt sind. Eine Grippeimpfung kann dafür sorgen, dass es gar nicht erst zur Ansteckung kommt.

Anfang Oktober appellierten Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, an die Bevölkerung, sich diesen Herbst gegen Grippe impfen zu lassen. Es sei wichtig, eine Überlastung des Gesundheitswesens durch eine gleichzeitige Grippewelle und steigende Corona-Fälle zu verhindern.

Weitere Expertinnen und Experten sind ähnlicher Ansicht: "Eine Impfung gegen Grippe ist gerade auch in diesem Winter extrem wichtig, da ein hohes Risiko für eine starke Grippewelle zu erwarten ist", sagte etwa die Vorsitzende des Hausärzteverbandes in Rheinland-Pfalz, Barbara Römer. Wegen der Rückkehr zu mehr Normalität, etwa an Kitas und Schulen, beobachten Ärztinnen und Ärzte bereits Nachholeffekte bei Atemwegserkrankungen.

Welche Gruppen sind besonders auf die Grippeimpfung angewiesen? Wie lange hält die Schutzwirkung an? Und was ist im Zusammenhang mit der Corona-Impfung zu betrachten? Antworten auf alle wichtigen Fragen.

Grippe: Was ist das, wie steckt man sich an?

Die echten Grippe wird von Influenzaviren verursacht, weshalb sie auch Influenza genannt wird. Sie zeichnet sich durch einen plötzlich einsetzenden Krankheitsbeginn aus, der mit Fieber, Muskel- oder Kopfschmerzen einhergeht, wie das RKI schreibt. Schlimmstenfalls kann die Grippe lebensbedrohlich sein: Laut RKI stehen grippebedingte Todesfälle meist mit einer zusätzlich auftretenden bakteriellen Lungenentzündung in Verbindung.

Zur Ansteckung mit Influenzaviren kommt es über Tröpfchen, die von Infizierten beispielsweise ausgehustet oder ausgeniest werden. Auch der Kontakt mit Oberflächen, die mit virushaltigen Sekreten verunreinigt sind, kann zu einer Infektion führen.

Impfung gegen Influenza: Ab wann muss man sie machen?

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) empfiehlt die Impfung gegen Grippe jährlich "vorzugsweise ab Oktober bis Mitte Dezember". Auch zu einem späteren Zeitpunkt, etwa zu Beginn des Jahres, könne die Immunisierung noch sinnvoll sein - besonders bei später als üblich einsetzenden Grippewellen. Nach der Verabreichung dauere es zehn bis 14 Tage bis zum ausreichenden Impfschutz.

Für welche Gruppen ist die Grippeimpfung besonders wichtig?

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt folgenden Personen eine Grippeschutzimpfung:

  • Alle Personen ab 60 Jahren
  • Schwangere ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel, bei bestimmten Vorerkrankungen ab dem ersten Schwangerschaftsdrittel
  • Personen mit erhöhter Gefährdung aufgrund bestimmter Vorerkrankungen, z.B. chronische Atemwegserkrankungen, Herz-Kreislauf-Krankheiten, Diabetes, HIV
  • Bewohnerinnen und Bewohner von Alten- oder Pflegeheimen
  • Personen, die mit Risikogruppen zusammenleben oder zusammenarbeiten
  • Personen mit beruflicher Indikation, z.B. medizinisches Personal oder Beschäftigte mit viel Menschenkontakt

Wie ist die Wirksamkeit der Grippeimpfung?

Weil zu jeder Saison verschiedene Grippevirus-Typen zirkulieren können, variiert die Wirksamkeit der Impfstoffe mitunter. Die Schutzwirkung der Grippeimpfstoffe beträgt laut BZgA bis zu 80 Prozent, sofern die Übereinstimmung von Impfstoff und zirkulierenden Grippeviren gut ist.

Hundertprozentige Sicherheit vor einer Infektion bietet kein Impfstoff. Allerdings werden die Impfstoffe jährlich neu angepasst, um bestmöglichen Schutz vor den jeweiligen Influenzaviren zu bieten. Aus diesem Grund sollte man sich auch jedes Jahr erneut gegen Grippe impfen lassen.

Grippeimpfung: Welche Art von Impfstoff?

In Deutschland sind Influenza-Impfstoffe zahlreicher Hersteller auf dem Markt. Dabei handelt es sich meist um Totimpfstoffe: Diese enthalten inaktivierte Viren oder Bestandteile dieser. Für Kinder gibt es zudem einen Lebendimpfstoff, der als Nasenspray verabreicht wird. Eine detaillierte Übersicht über die unterschiedlichen Grippe-Impfstoffe stellt das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) auf seiner Webseite zur Verfügung.

Was sind Nebenwirkungen der Grippeimpfung?

Die Impfung gegen Grippe ist laut RKI in der Regel gut verträglich. Allerdings könne es wie auch bei anderen Impfungen zu Lokalreaktionen und anderen leichten Beschwerden kommen. Dazu zählen demnach:

  • Schmerzen an der Einstichstelle
  • Rötungen oder Schwellungen
  • Allgemeine Erkältungssymptome (Fieber, Müdigkeit, Kopf-, Glieder- oder Muskelschmerzen, Schwitzen oder Frösteln)

Diese Impfreaktionen halten in der Regel aber meist nur ein bis zwei Tage an. Zu schweren Nebenwirkungen kommt es laut BZgA nur in den seltensten Fällen.

Wer darf sich nicht gegen Grippe impfen lassen?

Besteht eine Allergie gegen einen der Inhaltsstoffe der Grippeimpfung, sollte sie nicht verabreicht werden, wie die BZgA erklärt.

Liegt eine Allergie gegen Hühnereieiweiß vor, sollte die Grippeimpfung nur unter Einhaltung von Vorsichtsmaßnahmen erfolgen: Es sei in diesem Fall wichtig, die Möglichkeit klinischer Überwachung und Behandlung nach der Impfung zu gewährleisten.

Grippeschutzimpfung: Wie viel Abstand zur Corona-Impfung?

Zwischen der Corona-Impfung und der Grippeimpfung muss kein Abstand mehr eingehalten werden.

Kann man Corona-Impfung und Grippe zusammen impfen?

Ja. Die Stiko empfiehlt eine zeitgleiche Impfung mit den Vakzinen. Einzige Voraussetzung: Bei der Grippeimpfung muss es sich um einen Totimpfstoff handeln. Allerdings könnte es bei der gleichzeitigen Gabe häufiger zu Impfreaktionen kommen als bei getrennter Verabreichung: Unveröffentlichte Daten aus Großbritannien zeigten leicht erhöhte Impfreaktionen bei der parallelen Impfung.

(mit dpa/afp)