Berlin. Apple hat sein Einsteiger-Tablet für unter 400 Euro neu aufgelegt. Was ist neu beim iPad 2021 und welche Abstriche sollte man kennen?

Ein Spitzen-Tablet mit extremer Leistung und Top-Display für mehrere Hundert Euro: So etwas benötigt nicht unbedingt jeder. Das beweisen seit Jahren nicht nur Android-Hersteller wie Samsung oder Huawei. Sondern auch Apple, bei denen das Einsteiger-iPad seit jeher zu den Bestsellern gehört. Etwas überstrahlt vom neu aufgelegten iPad Mini 6 (zum Praxistest) und der iPhone-13-Reihe (zum Labortest) ging fast etwas unter: Hersteller Apple hat auch dem günstigsten Modell seiner iPad-Riege eine Auffrischung spendiert: Das iPad 2021 – die mittlerweile 9. Generation.

379 Euro verlangt Apple für die Basis-Ausführung – in der iPad-Welt ist das mit Abstand das untere Ende der Preisskala. Mehr kostet es mit LTE-Modem (519 Euro) oder 256 Gigabyte (GB) Speicher (549 Euro). Was bringt das iPad 2021 an Neuerungen, wo merkt man Abstriche und für wen lohnt sich der Kauf oder Umstieg auf die neue Einsteiger-Version? Die Eindrücke nach mehreren Tagen im Praxistest:

iPad 2021 im Praxistest: Welche Neuerungen bringt die 9. Generation?

Nach dem Auspacken des grauen Testmodells (Silber auch erhältlich) wird schnell klar: Optisch und in Sachen Haptik könnte man auch einen Vorgänger aus 2020 oder 2019 vor sich haben: Das iPad 2021 sieht praktisch identisch aus und fühlt sich genauso an.

Das ist aber kein Makel: Denn die Verarbeitung zwischen Aluminiumgehäuse und Display wirkt gewohnt stabil und hochwertig. Mit 487 Gramm liegt es noch gut in der Hand. Hier bleibt auch 2021 alles beim Alten. Modellpflege hat Apple vor allem im Innern betrieben. Insgesamt zeigt sich: Die Neuauflage bietet viel Licht – aber auch Grund für Kritik:

Zwei Neuerungen sind beim iPad 2021 besonders hervorzuheben: Der für diese Preisklasse sehr leistungsstarke Prozessor und die deutlich verbesserte Frontkamera. Im Innern werkelt nun nämlich statt des bisher verbauten A12 der A13-Prozessor. Der ist nicht komplett neu, tat aber schon in den iPhone-11-Modellen gute Dienste. Belastungstests zeigen: Der A13 ist nicht nur unter den günstigen Einsteiger-Tablets konkurrenzlos, sondern hängt sogar aktuell jedes andere Android-Tablet auf dem Markt ab – selbst die teureren Modelle.

Das Apple iPad 2021 der 9. Generation kommt noch mit einem Home-Button (rechts) und dicken Display-Rändern. Dafür passt sich die Farbgebung automatisch ans Umgebungslicht an. Das neue iPadOS 15 bietet viele Neuerungen.
Das Apple iPad 2021 der 9. Generation kommt noch mit einem Home-Button (rechts) und dicken Display-Rändern. Dafür passt sich die Farbgebung automatisch ans Umgebungslicht an. Das neue iPadOS 15 bietet viele Neuerungen. © FMG | Maik Henschke

Starker Prozessor und gute Verfolger-Frontkamera

Das Ergebnis: Das Scrollen und Wischen durch Menüs klappt angenehm flüssig. Zudem ist der A13 auch für anspruchsvolle Apps und rasante 3D-Spiele noch bestens geeignet. Ein besseres Gaming-Tablet etwa wird für unter 400 Euro schwer zu finden sein. Unterstützt wird die Leistung von ordentlichen 3 GB RAM Arbeitsspeicher.

Von der zweiten Neuerung profitieren besonders jene, die häufig privat Videotelefonie mit den Liebsten oder dienstliche Videokonferenzen veranstalten. Denn Apple hat die sehr gute Frontkamera aus dem aktuellen iPad Pro und iPad Mini ins Einsteiger-Modell verpflanzt. Diese bietet scharfe 12 Megapixel Auflösung und einen weiteren Betrachtungswinkel. Ebenso beherrscht sie die neue Funktion „Center Stage“: Bewegt man sich beim Videochat etwas aus dem Bild, folgt die Kamera einem automatisch.

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Darüber hinaus macht das iPad 2021 zum Vorgänger eher kleine Sprünge: Das klassische Format mit 10,2 Zoll (25,91 Zentimeter Diagonale) ist zum Surfen, Videoschauen, Spielen, aber auch für produktives Arbeiten gut geeignet. Die Auflösung (2160 x 1620 Pixel) bleibt zwar zum Vorgänger gleich, stellt die Menüs und wichtigsten Inhalte aber schön scharf dar.

Die Helligkeit ist mit 500 Nits (genauso wie beim teureren iPad Air) überdurchschnittlich und übertrifft die meisten Android-Tablets – ideal im Freien. Erfreulich: Das Display unterstützt seit diesem Jahr auch True Tone: Die Farbtemperatur passt sich so automatisch ans Umgebungslicht an. Die Akkulaufzeit überzeugt erneut und reicht locker über den Tag.

Als einziges iPad in der Reihe kann man hier noch einen Kopfhörer per Kabel anschließen. Und wer es für Studium oder Beruf benötigt, kann als Zubehör gegen Aufpreis einen Apple Pencil der 1. Generation (rund 100 Euro) für Notizen oder Skizzen verwenden oder aber die passende Smart Keyboard-Tastatur (rund 180 Euro) per Kontakte am Tablet-Rand verbinden. Un wer viel Platz benötigt: Der Speicher hat sich zum Vorgänger verdoppelt auf 64 beziehungsweise 256 Gigabyte.

Optisch ändert sich bei Apples iPad 2021 kaum etwas: Der Aluminium-Body ist sehr gut verarbeitet, zwei Lautstärketasten und ein Kopfhöreranschluss sind seitlich verbaut.
Optisch ändert sich bei Apples iPad 2021 kaum etwas: Der Aluminium-Body ist sehr gut verarbeitet, zwei Lautstärketasten und ein Kopfhöreranschluss sind seitlich verbaut. © FMG | Maik Henschke

Günstiger Preis: Welche Abstriche müssen Käufer hinnehmen?

Für eine Kaufentscheidung wichtig zu wissen ist aber auch, wo Apple gespart oder wünschenswerte Änderungen weggelassen hat – auch um den Preis niedrig zu halten:

Optisch wirkt das iPad-Design im Jahr 2021 inzwischen altbacken und unmodern mit seinen sehr breiten Displayrändern. Jedes andere iPad und die meisten neueren Android-Tablets haben die Ränder schrumpfen lassen für mehr Displayfläche. Heißt auch: Entsperrung per Gesichtserkennung dank Face ID gibt es weiterhin nicht. Das geht nur per Fingerabdruck-Sensor, der wie beim Vorgänger und früheren iPhones immer noch neben dem Display sitzt. Und selbst dieser Sensor stammt noch aus Generation 1 – wo doch selbst das iPad Air von 2014 die 2. Generation besaß.

Am Display hat Apple nahezu nichts geändert. Noch immer sind es 60 Hertz Bildwiederholrate statt 120 Hertz wie beim Pro oder bei einigen günstigen Android-Modellen. Wichtiger ist jedoch die immer noch fehlende Laminierung im Display. Somit sind Touch-Oberfläche und Displayglas nicht direkt aufeinander – was man teils beim Scrollen mehr, vor allem aber beim Schreiben mit dem Eingabestift.

Der Klang ist bis zu mittlerer Lautstärke zwar in Ordnung. Aber beim Videoschauen im Querformat merkt man, dass beide Lautsprecher nur auf einer Seite sitzen – das klingt unausgewogen. Bei der 8-Megapixel-Hauptkamera ohne Blitz hat sich zumindest technisch nichts getan, auch wenn der neue A13-Prozessor für bessere Bildoptimierung sorgt. Getan hat sich auch nichts bei den Anschlüssen: So bleibt das iPad 2021 beim Lightning-Anschluss statt des aktuellen USB-C, der in allen anderen iPads sitzt.

Schreiben und Skizzieren: Das iPad 2021 unterstützt den Apple Pencil (1. Generation, rund 100 Euro). Das klappt ordentlich, aber weniger präzise und flüssig wie beim Pencil 2 auf teureren iPads.
Schreiben und Skizzieren: Das iPad 2021 unterstützt den Apple Pencil (1. Generation, rund 100 Euro). Das klappt ordentlich, aber weniger präzise und flüssig wie beim Pencil 2 auf teureren iPads. © FMG | Maik Henschke

Fazit: Für wen lohnt sich das iPad 2021?

Leistungsstarker Prozessor, gutes und helles Display, Zugang zu vielen Tablet-optimierten Apps im App Store, dazu iPadOS 15 mit Aussicht auf viele Jahre frische Updates: In der Preisklasse unter 400 Euro liefert Apple mit dem iPad 2021 das für viele vielleicht beste Gesamtpaket. Zu diesem Preis eignet es sich für alle, die ein noch bezahlbares Tablet suchen, das neben Surfen und Unterhaltung auch fürs Mitschreiben in Schule und im Studium oder für aktuelle Spiele gerüstet ist.

Ein guter Griff also – solange man keinen Wert auf schmale Displayränder legt und Abstriche bei Klang und Kamera akzeptiert. Wer das iPad 8 oder 7 zuhause hat, muss aber nicht unbedingt umsteigen. Alternativen in der Preisklasse sind das Huawei MatePad 11, Samsung Tab S6 Lite oder das Microsoft Surface Go 2. Mehr Leistung bieten Modelle aus unserem letzten Tablet-Test.