Venedig. An diesem Wochenende sorgt ein seltenes Phänomen namens „Acqua bassa“ dafür, dass einige Gondeln in Venedig auf dem Trockenen liegen.

Venedig ist gewohnt, mit Hochwasser umzugehen. Gegen die Fluten, die die Lagunenstadt auf oft verheerende Weise überschwemmen, hat die Lagunenstadt ein Dammsystem errichtet, das sie vor Überschwemmungen schützt. Doch in diesen Tagen ist Venedig mit dem gegenteiligen Problem konfrontiert. Belastet ist die Stadt von der „Acqua bassa", einem seltenen Phänomen des Niedrigwassers. Auch interessant: Urlaub in Europa: Dieses Land zieht kaum Touristen an

Urlaub: Venedig leidet unter Niedrigwasser

Die berühmten Gondeln liegen auf dem Trockenen und versinken in den kleinen Kanälen im Schlick. Unannehmlichkeiten für Motorboote, Probleme für Krankenboote und Rettungsfahrzeuge sind an der Tagesordnung. Während sich am Wochenende 100.000 Menschen wegen des Faschings durch die engen Gassen tummeln, sind hilflose Gondolieri zu einem unfreiwilligen Urlaub gezwungen. Touristen im Maskentrubel fotografieren besorgt die ausgetrockneten Kanäle und rümpfen die Nase über die unfeinen Gerüche, die im warmen Sonnenschein von dort aufsteigen. Das könnte Sie auch interessieren: Welche Kostüme Sie im Karneval möglichst meiden sollten

Der Wasserstand liegt in Venedig bereits um fast 60 Zentimeter unter dem normalen Pegel. Wie tief das Wasser gesunken ist, lässt sich gut an den Anlegestellen der „Vaporetti", den typischen Wasserbooten in Venedig, erkennen. Die Stege aus Holz ragen befremdlich hoch aus dem Wasser, einige Motorboote verschwinden fast darunter. Auch die öffentlichen Verkehrsmittel wie Wassertaxen müssen große Umwege in Kauf nehmen, um ihren Betrieb rund um den Canal Grande aufrecht halten zu können.

Der Wasserpegel spielt in Venedig eine große Rolle, denn auf den Kanälen wird die gesamte Stadt versorgt. Die Wasserstraßen sind Teil des öffentlichen Verkehrssystems für Waren, Einheimische und Touristen. Die minimale Gezeitenschwelle von minus 60 Zentimetern, ab der die Schiffbarkeit nicht mehr sicher ist, macht dem öffentlichen Wassertransport arg zu schaffen. Unter der Brücke „Ponte delle Guglie" unweit des Bahnhofs entlang des Kanals von Cannaregio, nach dem Canal Grande die zweitgrößte Verkehrsader der Stadt, können die Boote nicht mehr passieren.

Von Mittwoch bis Freitag wurden die Fahrten nach Murano wegen der schlechten Sicht durch den Nebel auf die Haltestelle Colonna beschränkt, während im historischen Zentrum einige Linien auf den Canal Grande umgeleitet wurden. „Unter 60 Zentimeter müssen wir, ähnlich wie bei Hochwasser, mit einem Plan eingreifen, der eine Aufteilung und Umleitung der Linien vorsieht," erklärt der Direktor der lokalen Nahverkehrsgesellschaft Gianluca Cuzzolin.

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Auch Rettungsdienst und Feuerwehr stehen vor Herausforderungen

Wenn es in den nächsten Tagen nicht regnet, wie es wahrscheinlich ist, werden die Unannehmlichkeiten in der Lagunenstadt noch größer, vor allem für die Rettungsdienste. „Unsere Mitarbeiter sind oft gezwungen, ihre Boote in einiger Entfernung vom Zielort anzuhalten und zu Fuß weiterzugehen. Krankenhauspatienten müssen bis zum Boot auf einer Bare getragen werden, das kostet Zeit. Wir garantieren zwar jeden Rettungseinsatz, aber die Schwierigkeiten sind stark gewachsen", erklärt der Chefarzt des städtischen Rettungsdienstes Paolo Rosi.

Auch die venezianische Feuerwehr, die selbst auf Booten unterwegs ist, hat große Schwierigkeiten, den Notrufen von auf Grund gelaufenen Schiffen nachzukommen, heißt es.

Darum liegt Venedig auf dem Trockenen

Warum Venedig auf dem Trockenen sitzt, hat im Augenblick verschiedene Ursachen. Ein großes Hochdruckgebiet über Norditalien bildet eine starke Barriere gegen Pertubationen, damit fallen die Niederschläge aus. Seit Wochen regnet es nicht mehr. Einige Flüsse sind derzeit ausgetrocknet. Das für die Touristen traumhafte Frühlingswetter zur Faschingszeit wird für die Stadtverwaltung immer mehr zum Problem. Der Wind weht meist schwach aus nordwestlicher Richtung, das Meerwasser wird dadurch von Venedig weggedrückt.

„Die Trockenheit lässt das Wasser nicht aufsteigen. Außerdem verhindern die Strömungen aus dem Norden, dass sich die Gezeiten in der Adria entwickeln. Normalerweise machen wir uns Sorgen bei Hochwasser, in diesem Fall geht es um das gegenteilige Phänomen", erklärt Alvise Papa, Leiter des Gezeitenzentrums der Stadt Venedig.

Die Wasserknappheit belastet derzeit auch den Fluss Po, den längsten Fluss Italiens. Zum zweiten Jahr infolge ist der 630 Kilometer lange Fluss mit einer erschreckenden Rekorddürre konfrontiert. In der Nähe der Städte Piacenza und Cremona hat der Fluss ein neues historisches Tief erreicht.

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Italien befürchtet einen schwierigen Sommer

In der norditalienischen Region Piemont mussten sieben Gemeinden Wassertanker einsetzen, um die Bevölkerung mit Trinkwasser zu versorgen, während 70 weitere Gemeinden in Norditalien den Voralarmzustand ausgerufen haben. Der größte Wasserspeicher Italiens, der Gardasee, ist nur noch wenige Zentimeter von seinem historischen Tiefststand entfernt. Italien zittert und befürchtet einen schwierigen Sommer mit Rekordtemperaturen wie im Jahr 2022. Mehr zum Thema: Wo Sie sonst noch günstig Urlaub machen können – unsere Tipps