Madrid. Schwere Vorwürfe gegen Juan Carlos von seiner deutschen Ex-Geliebten. Der ehemalige König soll ihre Kinder mit dem Tod bedroht haben.

Der alte König ist abgetaucht. Der tief gefallene spanische Monarch im Ruhestand lebt seit fast anderthalb Jahren fernab seiner Frau Sophia (83) im Emirat Abu Dhabi – und meidet die Öffentlichkeit. Aktuelle Fotos oder Wirtmeldungen aus dem Exil? Gibt es nicht. Stattdessen lässt der 83-Jährige seine Anwälte für ihn sprechen. Und die haben dieser Tage viel zu tun: Aussagen seiner ehemaligen deutschen Geliebten setzen Juan Carlos unter Druck.

Ihre romantische Beziehung zerbrach schon vor über zehn Jahren. Doch der Rosenkrieg zwischen Juan Carlos und der aus Hessen stammenden Unternehmerin Corinna zu Sayn-Wittgenstein (57) ist in vollem Gange. Gerade wurde vor einem Londoner Gericht ein Zivilprozess eröffnet, in dem sie ihn wegen mutmaßlicher Belästigungen, Demütigungen und Rufschädigung auf Schadenersatz verklagt.

Juan Carlos soll Geheimdienst gegen Ex eingesetzt haben

Die Vorwürfe sind brisant. In der Klageschrift, die Sayn-Wittgensteins Anwälte vor dem High Court einreichten, wird Juan Carlos sogar beschuldigt, seine langjährige Liebhaberin und ihre Kinder nach dem Beziehungsbruch mit dem Tod bedroht zu haben. Dazu soll der König den spanischen Geheimdienst CNI eingesetzt haben. Dessen Agenten hätten im Auftrag Ihrer Majestät Sayn-Wittgenstein ausspioniert und unter Druck gesetzt. Dies alles offenbar mit dem Ziel, sie zum Schweigen zu bringen. Zudem seien die CNI-Mitarbeiter in Wohnungen und Villen der überwiegend in Monaco lebenden Frau eingedrungen, vermutlich um den König belastende Papiere zu finden.

Gegen ihn laufen in Spanien Ermittlungen wegen Korruption, Steuerbetrugs und Geldwäsche. Die Ermittlungen waren nach Aussagen Sayn-Wittgensteins über geheime Auslandskonten und millionenschwere Kommissionen in Gang gekommen. So soll zum Beispiel im Jahr 2012, drei Jahre nach dem Ende der Liebesaffäre, der damalige CNI-Chef und Königsvertraute Félix Sanz Roldán (76) persönlich bei Sayn-Wittgenstein aufgetaucht sein. Er sei nach London gekommen, wo sie einen ihrer Wohnsitze hat, um ihr folgende Botschaft auszurichten: Wenn sie nicht die kompromittierenden Papiere herausrücke, könne man weder für ihre Sicherheit noch jene ihrer beiden Kinder garantieren.

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Sayn-Wittgenstein spricht von jahrelanger Bedrohung

Zeitgleich sei ein Apartment Sayn-Wittgensteins im Schweizer Skiort Villars durchsucht worden. „Dort ließen die Eindringlinge ein Buch über den Tod von Prinzessin Diana auf einem Tisch zurück“, heißt es in der Klageschrift. Prinzessin Diana war die erste Frau des britischen Thronfolgers Prinz Charles (73). Sie starb 1997 bei einem rätselhaften Verkehrsunfall in einem Pariser Straßentunnel.

Die Bedrohungen seien jahrelang fortgesetzt worden. So hätten etwa im Jahr 2017 Unbekannte ein Loch in das Schlafzimmerfenster ihres Landsitzes in der westenglischen Grafschaft Shropshire gebohrt, wo sie sich zu der Zeit aufhielt. 2020 seien dort Überwachungskameras mit Schüssen zerstört worden. Zudem sei Juan Carlos dafür verantwortlich, dass in der Öffentlichkeit falsche und rufschädigende Informationen über sie lanciert würden.

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Juan Carlos bleibt wohl im arabischen Exil

Die Verteidiger des Königs weisen alle Vorwürfe zurück und wollen ihren Klienten vor allem mit einem Argument vor dem Prozess retten: Ihre Majestät genieße als ehemaliges Staatsoberhaupt Immunität, sodass dem König in Großbritannien kein Prozess gemacht werden könne.

Juan Carlos war von 1975 bis 2014 König, dann trat er die Krone an seinen Sohn Felipe (53) ab. Nun wird das Gericht vor einer Fortsetzung des Zivilprozesses zunächst grundsätzlich darüber entscheiden müssen, ob einem spanischen König in Großbritannien überhaupt ein Schadenersatzprozess gemacht werden kann. Das kann dauern.