Washington. Der US-Rapper setzt in einem Interview mit Alex Jones neue Maßstäbe der Hetze. Kurze Zeit später sperrt ihn Twitter auf der Plattform.

Nach der schlagzeilenträchtigen Einschleusung des Holocaust-Leugners und Antisemiten Nick Fuentes in das Florida-Wohnzimmer von Donald Trump hat der unter einer bipolaren Störung leidende Rap-Milliardär Kanye West („Ye”), der 2024 für das Weiße Haus kandidieren will, einen neuen Tiefpunkt der Provokation gesetzt. Mit Absicht.

In einer Sendung mit dem Rechtsextremisten Alex Jones, der wegen infamer Lügen über das Schul-Massaker von Newtown just zu einer milliardenschweren Geldstrafe verurteilt wurde, sang der zuletzt durch extrem verletzende Äußerungen gegenüber Juden aufgefallene Musiker im Brustton der Überzeugung das hohe Lied auf Adolf Hitler und die Nazis.

„Ich mag das Wort 'böse' in Verbindung mit den Nazis nicht. Ich liebe jüdische Menschen, aber ich liebe auch Nazis”, sagte West zur Verblüffung des mit allen Wassern gewaschenen Jones und setzte dann noch einen drauf: „Ich sehe auch gute Seiten an Hitler. Ich mag Hitler.”

Autobahn und Mikrofon – was West an Hitler schätzt

US-Präsident Donald Trump und US-Rapper Kanye West gehen im Trump Tower in Manhattan. (Archiv)
US-Präsident Donald Trump und US-Rapper Kanye West gehen im Trump Tower in Manhattan. (Archiv) © John Taggart/BLOOMBERG POOL/epa/dpa

West, der während des Pseudo-Interviews sein Gesicht hinter einer schwarzen Sturmhauben-Maske verbarg, erklärte, alle Menschen hätten irgend etwas beizusteuern. Bei Hitler sei dies die Autobahn und die Erfindung des Mikrofons gewesen – beide Thesen sind grotesk dummer Unfug.

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Als Alex Jones, der schon so ziemlich jedes Tabu gebrochen hat, konterte, Hitler und die Nazis hätten „richtig schlechte Dinge” getan, gab West im Kleinkind-Habitus trotzig zurück: „Aber sie haben auch gute Dinge getan. Wir müssen aufhören, die Nazis die ganze Zeit schlecht zu machen.” Er, Ye, lasse sich jedenfalls nicht mehr vorschreiben, was über Hitler und die Nazis gesagt werden dürfe – und was nicht.

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Interessant dabei: Nick Fuentes, der 24-jährige Judenfeind, der es an den Abendbrottisch von Trump geschafft hat und damit einen Skandal von nationaler Tragweite lostrat, war bei der Sendung anwesend, nickte allfällig, sagte aber nichts.

Jüdische Organisationen: „abscheulicher, widerwärtigen Fanatiker”

Ye`s Hitler-Verehrung machte binnen Minuten in sozialen Netzwerken die Runde. Tausende empörten sich. Tenor: Kanye habe jetzt keine Nachsicht mehr verdient, auch ein Arzt könne da nicht mehr helfen. Es müsse nur noch darum gehen, dem 45-Jährigen jedes mediale Megafon zu nehmen, damit seine verhetzende Nazi-Verherrlichung nicht weiter salonfähig wird.

Vertreter jüdischer Organisationen gossen ihr Entsetzen in offizielle Stellungnahmen und erinnerten daran, dass im Dritten Reich der Tod von Millionen Juden auf das Konto Adolf Hitlers ging.

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Die Organisation „Republican Jewish Coalition” kanzelte West als „abscheulichen, widerwärtigen Fanatiker” ab. West, Fuentes und Jones bildeten ein „widerliches Triumvirat von Verschwörungstheoretikern” und Antisemiten. Wobei West, der nach Angaben von Mitarbeitern schon seit Jahren intern seine Hitler-Bewunderung zum Ausdruck brachte und ein Mal sogar eine Platte nach dem „Führer” benennen wollte, es offenbar auf einen Showdown mit dem neuen Twitter-Boss Elon Musk abgesehen hat.

Kauf der Plattform „Parler” ist geplatzt

Bei Twitter sind die Hetzer Fuentes und Jones verbannt. West hatte am Freitagmorgen deutscher Zeit noch 32 Millionen Follower auf Twitter. Gegen 7 Uhr deutscher Zeit wurde auch Wests Account schließlich gesperrt.

Screenshot Twitter Account Kanye West.jpg
© Screenshot Twitter

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Auf die Plattform „Parler” kann der einst für musikalische Innovation gefeierte Musiker nicht bauen. Er wollte sie nach eigenen Angaben für einen hohen Millionenbetrag kaufen.

Kurz nach dem Hitler-Aussetzer kündigte das von vielen Rechtsextremisten frequentierte Portal an, dass der geplante Deal mit West geplatzt sei.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.