Los Angeles. Rapper Kanye West schikaniert seine Ex Kim Kardashian und deren neuen Freund. Viele Frauen erkennen ihre eigenen Erlebnisse wieder.

Anfang 2021 reichte Reality-TV-Star Kim Kardashian (41) nach sieben Jahren Ehe die Scheidung von Kanye West (44) ein – doch der Rapper ist keinen Schritt weiter darin, die Trennung zu akzeptieren: Fast täglich versucht er Kardashian bloßzustellen, beleidigt sie oder bettelt, sie möge zu ihm zurückkehren: Er stellt sie als schlechte Mutter für die vier gemeinsamen Kinder dar, die sie „gottlos“ aufziehe.

Kanye West hetzt Fans gegen Kims Neuen auf

Er fordert seine Fans auf, Kardashians neuen Partner, Komiker Pete Davidson (28), als „Verlierer“ zu beschimpfen. In dem Video zu seinem Song „Easy“ wird eine Knetfigur, die Davidson ähnelt, entführt und lebendig begraben. Er streut Gerüchte über ein Sextape. Zum Valentinstag lässt er einen Lieferwagen mit roten Rosen vor ihr Anwesen karren. Dabei stellt er sich als Mann da, der um seine Kinder kämpft: „Ich bin dazu bestimmt, meine Familie um jeden Preis zu schützen“, postete er kürzlich.

Kim Kardashian macht ein Selfie mit ihrem neuen Freund Pete Davidson.
Kim Kardashian macht ein Selfie mit ihrem neuen Freund Pete Davidson. © ddp/Stella Pictures | Stella Pictures

Jetzt äußerte sich der Talkshow-Moderator Trevor Noah (38) in seiner Show zu dem Fall. „Es startete als Klatschgeschichte“, sagte er. Doch die Situation, in der sich Kim Kardashian befinde, sollte aus anderen Gründen Aufmerksamkeit bekommen: „Sie berührt etwas, was ernster ist, als viele Leute zugeben wollen.“

Lesen Sie auch: Kritik an Kim Kardashians Privatinsel-Party

Denn Frauen weltweit erkennen in Kardashians Geschichte ihre eigenen Erlebnisse wieder – auch sie wurden von ihrem Ex-Partner gestalkt. Nun sehen sie, dass eine Milliardärin ebenso machtlos dagegen ist wie sie: „Man hat vielleicht kein Mitleid mit Kim, weil sie reich und berühmt ist (...)“, sagte Noah. „Aber was sie durchmacht, wirft Licht auf etwas, was viele Frauen durchmachen, die sich entschließen, ihren Partner zu verlassen.“ Kanye West beschimpfte den Südafrikaner daraufhin bei Instagram und wurde gesperrt – für 24 Stunden.

Stalker werden oft romantisiert

„Es ist in den Berichten über Kim immer von Rosenkrieg die Rede“, sagt die Berlinerin Sarah P. (35). „Das ist kein Rosenkrieg. Es ist Stalking.“ Nach einer geplatzten Verlobung schikanierte ihr Ex-Freund sie zwei Jahre lang, lauerte ihr auf, bedrängte oder beschimpfte sie in sozialen Medien. Als sie einen neuen Partner hatte, stellte der Ex ein Bild von ihm ins Netz, unterlegt mit dem Wutsong „Killing In The Name“. Die Reaktionen ihres Umfelds waren voller Verständnis – für den Ex. „Er kämpft eben um dich“, wurde ihr gesagt. „Ist doch auch ganz schmeichelhaft, dass er dich noch so sehr liebt.“ Sie selbst habe als kalt und herzlos gegolten.

Stalking werde oft romantisiert, habe aber mit Liebe nichts zu tun, sondern mit Macht, weiß Bianca Biwer, Geschäftsführerin des Opfervereins Weißer Ring. „Solche Männer wollen die Kontrolle über ihre Ex-Partnerinnen zurück.“ 90 Prozent aller Stalker sind männlich, laut internationalen Studien hatten 70 Prozent eine intime Beziehung mit dem Opfer.

Lesen Sie auch: Stalking-Expertin – ein klares Nein sollte ein Anfang sein

„Sie lauern vor dem Haus, bombardieren mit Nachrichten oder schwärzen beim Arbeitgeber an“, sagt Biwer. Ihr Ziel ist es, Angst zu verbreiten. „Jede Reaktion ist ihnen lieber als gar keine Reaktion.“ So bleiben sie auf destruktive Weise präsent – und üben weiter Macht aus.

Laut einer Studie aus Darmstadt dauert der Terror durchschnittlich 28 Monate. Eine Belastung ist das Stalking auch für neue Partner. Manche junge Liebe zerbricht daran. Das Problem ist, dass die einzelnen Aktionen meist noch keine Straftaten sind. „Die Gesetzeslage hat sich jedoch verbessert“, sagt Biwer. Inzwischen reicht es, wenn die Vorkommnisse das Leben des Opfers beeinträchtigten könnten. Man muss nicht mehr nachweisen, dass sie es tatsächlich tun.

Gefährderansprachen zeigen Wirkung

Die Juristin empfiehlt, sämtliche Handlungen, die eine Reaktion herausfordern, möglichst zu ignorieren, die Übergriffe zu dokumentieren und ein Näherungsverbot zu erreichen. „Großen Erfolg hat eine Gefährderansprache durch die Polizei“, sagt sie. „80 Prozent der Stalker hören danach auf.“