Berlin. Déjà-vu im Supermarkt: Bei Edeka, Aldi und Co. machen sich Lücken im Toilettenpapierregal bemerkbar. Hamsterkäufe sind nicht schuld.

In manchen deutschen Supermärkten spielen sich aktuell Szenen ab, die an den Beginn der Pandemie vor rund zwei Jahren erinnern: Das Toilettenpapier wird langsam knapp. Waren damals allerdings Hamsterkäufe der Bundesbürger für die leeren Regale verantwortlich, sind für die momentanen Engpässe tatsächlich die Hersteller verantwortlich, so die "Lebensmittelzeitung".

Hintergrund seien zum Teil stark gestiegene Rohstoff-, Energie- und Logistikpreise. So kündigten die großen Hersteller Essity und Sofidel bereits deutliche Preissteigerungen an. "Was sich die letzten Wochen in unserer Branche getan hat, ist nicht mehr normal. [...] Wir als Essity werden die Preise um insgesamt knapp 20 Prozent erhöhen müssen, um die Kostenentwicklung auszugleichen", sagte Chef des Konsumgütergeschäfts von Essity, Volker Zöller, zu "T-Online". Besonders die Zellstoffpreise seien "durch die Decke gegangen". Der schwedische Konzern Essity vertreibt Marken wie Zewa, Tempo und Tork.

Klopapier: Handel sieht Preiserhöhung ungern

Als Konsequenz der Preiserhöhung müssen die Kundenverträge angepasst werden. Während man schnell auf offene Verträge reagieren könne, müsse man vor allem bei langfristigen Verträgen handeln, sagt Zöller. „Ich gehe davon aus, dass sich die Kostenentwicklung auch in den Regalpreisen widerspiegeln wird.“

Das Problem: Beim Einzelhandel sind die Preiserhöhungen nicht gerne gesehen. Bei ihren Kunden stoßen die Hersteller auf Unverständnis. Eine Einigung stehe beispielsweise zwischen Essity und Edeka noch aus, schreibt die "Lebensmittelzeitung". Das Resultat sind besagte Lücken in den Regalen, die sich auch bei Aldi, Lidl und Netto bemerkbar machen.

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Corona: Auch Pandemie hat Einfluss auf Toilettenpapier-Knappheit

Aber auch die Corona-Pandemie selbst trägt zu den fehlenden Produkten im Supermarkt bei. Mehreren Lieferanten zufolge würden viele Infektions- und Quarantänefälle die Arbeit beeinträchtigen. Entsprechend könne die Produktion nicht beliebig erhöht werden. Selbst Wartungen der Maschinen würden aktuell deutlich länger als sonst dauern.

Zu pandemiebedingten Lieferverzögerungen kommt ein seit Wochen andauernder Streik der Belegschaft beim finnischen Zellstoffhersteller UPM hinzu, dessen Auswirkungen offenbar auch deutsche Hersteller zu spüren bekommen.

Nichtsdestotrotz gibt Essity-Chef Magnus Groth Entwarnung: Hamsterkäufe seien per se nicht notwendig, da zumindest kein Mangel an Rohstoffen herrsche. "Die Rohstoffe sind verfügbar, unsere Fabriken laufen ohne Einschränkungen", sagte der Essity-Chef der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". (day/dpa/afp)