Berlin. Das jüngste NDR-„Coronavirus-Update“ hat Verwirrung ausgelöst. Nun erläutert Virologe Christian Drosten seine umstrittene Idee genauer.

  • Christian Drosten hat mit einer Idee über die Verkürzung der Quarantäne-Zeit für Verwirrung gesorgt
  • Einige Politiker nahmen den Vorschlag auf und sorgten so für eine Debatte
  • Am Freitag legte der Virologe nach – und erklärte, was er genau meinte

Nur noch 5 statt 14 Tage Quarantäne bei Verdacht auf Corona? Über diesen Vorschlag von Christian Drosten berichtete die Deutsche Presse-Agentur (dpa) nach der jüngsten Ausgabe des NDR-Podcasts „Coronavirus-Update“ am Dienstag – und löste damit eine politische Debatte aus. Jetzt hat der Berliner Virologe hat seine Vorschläge präzisiert.

In einer Email an die dpa spricht Drosten von einem „Notfallmodus“ für den Fall, „wenn die Gesundheitsämter die Fallverfolgung nicht mehr leisten können, die Inzidenz steigt, und deshalb ein Lockdown unausweichlich erscheint“. Dann sollten sich die Gesundheitsämter auf sogenannte Quellcluster konzentrieren, also auf Gruppen, in denen sich ein Infizierter angesteckt haben könnte, so der Virologe.

Drosten: „Fünf Tage Isolierung, danach Testung“

„Ich führe den Begriff ,Abklingzeit’ ein, weil in dieser Notfallsituation ein Quellcluster weitgehend unbestätigt isoliert wird und man einfach annimmt, dass die meisten Mitglieder infiziert sind“, zitiert dpa aus Drostens Email. Lesen Sie hier: Drosten-Podcast – das ist die neue Expertin Sandra Ciesek

„Ich empfehle hier das Vorgehen wie bei der Einzelisolation: Fünf Tage Isolierung, danach Testung.“ In „Quellclustern“ seien die meisten Erkrankten zu einem einzigen Zeitpunkt infiziert worden, so Drosten. Daher empfehle er die kürzere Isolationszeit von 5 Tagen. Inzwischen liegt auch ein Corona-Test vor, der innerhalb von 15 Minuten ein Ergebnis anzeigen soll.

Kürzere Quarantäne – Vorschlag findet immer mehr Anhänger

Die dpa hatte berichtet, dass sich Drosten am Dienstag im „Coronavirus-Update“ für eine Verkürzung der Quarantänezeit für Menschen mit Verdacht auf eine Coronavirusinfektion von 14 auf 5 Tage ausspricht – ohne explizite Erwähnung der genauen Umstände einer solchen Maßnahme. Eine Verkürzung der Quarantänezeit findet immer mehr Anhänger in der Politik.

Für Menschen mit nachgewiesener Infektion empfiehlt Drosten in seiner Email: „Ab dem Zeitpunkt der Diagnose geht der Patient noch fünf Tage in Heimisolierung. Dann erfolgt eine Testung und bei niedriger Viruslast eine Aufhebung der Isolierung. Optional kann man auch ohne Freitestung die Isolierung aufheben, denn die Virusausscheidung ist meist schon vorbei.“ Dies gelte nur für milde Fälle mit geringem Risiko der Verschlechterung. Auch interessant: Christian Drosten erklärt, warum Corona harmloser wird

RKI: Infizierte frühestens nach 10 Tagen aus Isolation entlassen

Bislang gilt laut Robert-Koch-Institut (RKI), dass Infizierte frühestens 10 Tage nach Symptombeginn aus der Isolation dürfen. Personen mit Verdacht auf eine Infektion müssen derzeit 14 Tage in Quarantäne, innerhalb der EU gelten unterschiedliche Regeln.

Dazu schreibt Drosten: „Derzeit läuft eine Diskussion auf EU-Ebene, ob man die 14 Tage auf 10 Tage reduzieren kann. Ich denke, das geht. Ich kann mir auch vorstellen, dass man sogar noch ein paar Tage weiter reduzieren kann, zum Beispiel auf sieben Tage.“ Man könne sich ausrechnen, welchen Anteil derjenigen Personen, deren Infektion während der 14-tägigen Quarantäne ausbricht, man dann verpasst.

„Wieviele verpasste Infektionen man zulassen will, ist eine politische Entscheidung. Denn man kann nicht jede Infektion verhindern und muss es aus epidemiologischen Gesichtspunkten auch nicht, wenn nur das Ziel ist, die exponentielle Ausbreitung zu unterbinden.“ (dpa/küp)