Berlin. Einige Milchpulver-Produkte sind wohl mit Mineralölen verunreinigt. Jetzt stoppt Rossmann den Verkauf eines seiner Babymilch-Produkte.

Milchpulver für Babys der Marken Nestlé, Rossmann, Novalac und Humana sind offenbar mit Mineralölen verunreinigt. Das berichtet die Verbraucherorganisation Foodwatch und beruft sich auf Laboranalysen der Chemischen und Veterinäruntersuchungsämter Münster und Stuttgart.

92 Prozent der Proben sollen mit gesättigten Mineralölen und 21 Prozent mit aromatischen Mineralölen belastet sein. Erstere – so berichtet Foodwatch – würden sich in Körpergeweben und Organen anreichern. Ihre Auswirkungen aber seien unklar. Letztere stehen im Verdacht Krebs auszulösen.

Die Behörde in Münster untersuchte nach Angaben von Foodwatch 50 Proben mit Säuglingsnahrung. In allen wies sie gesättigte Mineralöle nach, in 14 zudem aromatische Mineralöle. Die Behörde in Stuttgart fand in 17 Proben keine aromatischen Mineralöle, wohl aber gesättigte in 12 Proben.

Rossmann stoppt den Verkauf von „Babydream Kinderdrink“

Die Drogeriekette Rossmann hat als Reaktion auf den Bericht den Verkauf seiner Säuglingsmilch „Babydream Kinderdrink“ gestoppt. Kunden könnten bereits gekaufte Produkte der Charge 1466876 mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum 08.2020 in den Filialen zurückgeben.

In einer Nachricht an Foodwatch betonte Rossmann, dass der Verkaufsstopp „vorsorglich“ erfolge. Das berichtete Foodwatch am Freitag. Dem Unternehmen vorliegende Eigenuntersuchungen seien „unauffällig“ gewesen, weshalb Rossmann auch die zurückgezogene Charge als „unbedenklich“ bezeichnete. Heißt es weiter. Foodwatch kritisierte die Reaktion von Rossmann als verharmlosend und fordert das Unternehmen auf, seine Testergebnisse samt der angewandten Verfahren öffentlich zu machen.

Mineralöle in Babynahrung: Kritik an Ernährungsministerin Klöckner

Mineralöle gehören laut Foodwatch zu den mengenmäßig größten Verunreinigungen im menschlichen Körper. „Neben Maschinen und Verfahren bei Ernte und Verarbeitung kann auch die Verpackung der Grund für eine Mineralöl-Verunreinigung sein“, heißt es in einer Mitteilung.

In diesen Produkten wurden aromatische Mineralöle gefunden:

in sechs Nestlé-Produkten: „BEBA Pro HA 2“, „BEBA Supreme Pre, von Geburt an“, „BEBA Optipro 2“, „BEBA Optipro 1“, „BEBA Pro HA 1, von Geburt an“ und „BEBA Pro HA Pre“

in zwei Novalac-Produkten: „Säuglingsmilchnahrung PRE 400g“ und „BK, Blähungen und Koliken“

in zwei Humana-Produkten: „SL Spezialnahrung bei Kuhmilchunverträglichkeit“ und „Anfangsmilch 1 von Geburt an“

in einem Produkt der Rossmann-Eigenmarke Babydream: „Kinderdrink ab 1 Jahr“

Laut Foodwatch wusste Bundesernährungsministerin Julia Klöckner bereits Anfang Dezember von den Ergebnissen der Untersuchung. Das kritisiert die Organisation nun scharf: „Julia Klöckner verschwieg konkrete amtliche Untersuchungsergebnisse und unterließ eine Warnung an Eltern vor gesundheitsgefährdenden Babyprodukten. Stattdessen verlautbarte ihr Ministerium die angeblich unbedenklichen Eigenkontrollergebnisse von Nestlé“, so Foodwatch-Geschäftsführer Martin Rücker in einer Mitteilung. „Dass die Bundesregierung die Geschäftsinteressen von Nestlé & Co. über den Gesundheitsschutz von Säuglingen stellt, ist ein Skandal.

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Schon im Oktober 2019 waren in einem Labortest Mineralölverunreinigungen bei Produkten von Nestlé und Novalac festgestellt worden.

Die Organisation fordert die Ernährungsministerin nun auf, die verunreinigten Produkte vom Markt zu nehmen. „Frau Klöckner darf die Untersuchungsergebnisse nicht länger ignorieren, sondern muss im Einklang mit dem europäischen Vorsorgeprinzip endlich dafür sorgen, dass mineralölbelastete Babymilch sofort aus dem Handel geräumt wird und keine weiteren belasteten Produkte in den Handel gelangen“, so Martin Rücker. (jb)