Halle. Zwischenfall in der JVA in Halle: Stephan B. ist unbewacht in einen anderen Bereich der Anstalt gelangt. Die Justiz prüft den Fall.

Der Attentäter des versuchten Anschlags auf eine Synagoge in Halle, Stephan B., soll über den Zaun des Gefängnishofes geklettert und sich mehrere Minuten unbeaufsichtigt im Innenbereich der Haftanstalt bewegt habe. Der Vorfall geschah am vergangenen Samstag in der Justizvollzugsanstalt Halle, wie das Landesjustizministerium am Mittwoch in Magdeburg mitteilte. Als er wieder in Gewahrsam genommen wurde, soll er aber keinen Widerstand geleistet haben.

Derzeit werde im Justizministerium geprüft, wie es angesichts der strengen Auflagen hinsichtlich der Haftbedingungen von B. zu diesem Vorfall kommen konnte, hieß es. B., der wegen des Anschlags auf die Synagoge in Halle unter anderem des zweifachen Mordes beschuldigt wird, darf sich laut Auflagen nicht ohne Aufsicht außerhalb seines kameraüberwachten Haftraums bewegen.

Halle-Attentäter über Zaun in Gefängnis geklettert

Die für die Aufsicht zuständigen Beamten seien in andere Bereiche versetzt worden, erklärte das Ministerium. Die Behörde selbst erfuhr nach eigenen Angaben erst am Dienstag von dem Vorfall.

Anschlag von Halle – Die Tage danach

Einen Tag nach dem Angriff besuchen Jeremy Issacharoff (l.-r.), Botschafter des Staates Israel in Deutschland, Holger Stahlknecht, Innenminister von Sachsen-Anhalt, Reiner Haseloff, Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit Ehefrau Elke Büdenbender, den Tatort an der Synagoge.
Einen Tag nach dem Angriff besuchen Jeremy Issacharoff (l.-r.), Botschafter des Staates Israel in Deutschland, Holger Stahlknecht, Innenminister von Sachsen-Anhalt, Reiner Haseloff, Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit Ehefrau Elke Büdenbender, den Tatort an der Synagoge. © dpa | Jan Woitas
Trauernde legten Blumen vor der Synagoge in Halle nieder.
Trauernde legten Blumen vor der Synagoge in Halle nieder. © Reuters | FABRIZIO BENSCH
Frank-Walter Steinmeier besuchte am Donnerstag den Tatort in Halle. Der Staat müsse Verantwortung für die Sicherheit jüdischen Lebens in Deutschland übernehmen, so der Bundespräsident.
Frank-Walter Steinmeier besuchte am Donnerstag den Tatort in Halle. Der Staat müsse Verantwortung für die Sicherheit jüdischen Lebens in Deutschland übernehmen, so der Bundespräsident. © dpa | Soeren Stache
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (m.) gab im Beisein von Politikern und Vertretern der jüdischen Gemeinde an der Synagoge ein Statement ab.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (m.) gab im Beisein von Politikern und Vertretern der jüdischen Gemeinde an der Synagoge ein Statement ab. © dpa | Hendrik Schmidt
Auch Bundesinnenminister Horst Seehofer besuchte den Tatort und legte Blumen nieder.
Auch Bundesinnenminister Horst Seehofer besuchte den Tatort und legte Blumen nieder. © Reuters | FABRIZIO BENSCH
Am Donnerstagvormittag fand eine Mahnwache an der Synagoge statt. Hier ein Mann mit einer israelischen Fahne.
Am Donnerstagvormittag fand eine Mahnwache an der Synagoge statt. Hier ein Mann mit einer israelischen Fahne. © Reuters | FABRIZIO BENSCH
Fußballfans sind vor den Döner-Imbiss in Halle gekommen.
Fußballfans sind vor den Döner-Imbiss in Halle gekommen. © Reuters | Hannibal Hanschke
Eines der Opfer war Teil der HFC-Fankurve vom Drittligisten Hallescher FC.
Eines der Opfer war Teil der HFC-Fankurve vom Drittligisten Hallescher FC. © Reuters | Hannibal Hanschke
Die Fußballfans trauern: Beim Länderspiel zwischen Deutschland und Argentinien am Mittwochabend war in Dortmunder Westfalenstadion eine Gedenkminute für die Opfer von Halle abgehalten worden.
Die Fußballfans trauern: Beim Länderspiel zwischen Deutschland und Argentinien am Mittwochabend war in Dortmunder Westfalenstadion eine Gedenkminute für die Opfer von Halle abgehalten worden. © Reuters | Hannibal Hanschke
Sebastian Hartmann (SPD, l.-r.), Joachim Stamp (FDP), Oberrabbiner Raphael Evers (mit schwarzem Hut), Gemeindevorstandsmitglied Ruth Rubinstein, der Gemeindevorsitzende Oded Horowitz, Armin Laschet (CDU), Ministerpräsident Nordrhein-Westfalen, Mona Neubaur und Felix Banaszak, NRW Vorsitzende Bündnis 90/Die Grünen, legen Rosen auf die Treppenstufen vor dem Eingang zur Synagoge in Düsseldorf.
Sebastian Hartmann (SPD, l.-r.), Joachim Stamp (FDP), Oberrabbiner Raphael Evers (mit schwarzem Hut), Gemeindevorstandsmitglied Ruth Rubinstein, der Gemeindevorsitzende Oded Horowitz, Armin Laschet (CDU), Ministerpräsident Nordrhein-Westfalen, Mona Neubaur und Felix Banaszak, NRW Vorsitzende Bündnis 90/Die Grünen, legen Rosen auf die Treppenstufen vor dem Eingang zur Synagoge in Düsseldorf. © dpa | Caroline Seidel
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B. soll am 9. Oktober während der Feierlichkeiten zum jüdischen Feiertag Jom Kippur versucht haben, bewaffnet in die Synagoge von Halle einzudringen und die dort versammelten Menschen zu töten. Nachdem ihm dies nicht gelang, erschoss er den Ermittlungen zufolge auf offener Straße eine Frau und tötete einen Mann in einem Dönerimbiss.

Auf seiner Flucht verletzte er zwei weitere Menschen schwer. Die Ermittler gehen davon aus, dass B. aus antisemitischen und rassistischen Motiven handelte. Der Prozess gegen ihn soll am 21. Juli beginnen. (jb/afp)