Berlin/Frankfurt. Unwetter haben in Deutschland Schäden angerichtet. Gab es aber auch Tornados? Warum sich Jörg Kachelmann über diese Frage aufregt.

Nach starken Gewittern in Deutschland gab es schwere Schäden und Behinderungen im Bahnverkehr. Grund für die Verzögerungen waren ein Blitzeinschlag in einem Stellwerk und umgestürzte Bäume. Zeugen eines Gewitters in Hessen berichteten sogar von einem Tornado.

Auch in Brandenburg gibt es Berichte darüber, dass ein Tornado mehrere Dächer abgedeckt haben soll. In beiden Fällen konnte der Deutsche Wetterdienst (DWD) nicht bestätigen, dass es sich um einen Tornado handelte. Auch Jörg Kachelmann sieht bislang keinen Beweis für einen Tornado.

Auf Twitter regte er sich über Berichte auf, in denen es hieß, dass die Polizei einen Tornado in Hessen bestätigte. Seine Wut richtete sich nicht nur gegen die Polizei, sondern auch gegen Journalisten, die über den vermeintlichen Tornado berichtet hatten. „Demnächst: Deutsche Polizisten bestätigen das Verbleiben von MH370“, schrieb der Wetterexperte auf Twitter.

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Kachelmann spielte damit auf das Flugzeug mit der Flugkennung MH370 von Malaysia-Airlines an. Die Boeing 777 der asiatischen Fluglinie war im März 2014 über dem indischen Ozean verschwunden. Das Wrack konnte bislang nicht gefunden werden.

Nach Gewittern soll es wieder freundlich werden

Nach Angaben des DWD dürfte es am Dienstag noch einmal Gewitter geben – vor allem im Norden sei mit starken Regenfällen und Unwettern zu rechnen. Am Mittwoch wird für den Südosten Deutschland schauerartiger Regen erwartet.

Doch dann dürfte es den Meteorologen zufolge deutlich freundlicher werden. Denn für Donnerstag und Freitag prognostiziert der DWD weniger Wolken und vor allem kaum Niederschläge. Die Temperaturen sollen dann auf 23 bis 28 Grad steigen.

Unwetter: Gewitte richten Schäden an – Das Wichtigste in Kürze

  • Bei Unwettern soll es am Sonntag auch zur Tornados in Deutschland gekommen sein
  • Auch der Deutsche Wetterdienst hat sich zu den Vorfällen bereits geäußert
  • In Brandenburg deckte ein Sturm mehrere Häuser ab
  • In Hessen haben schwere Gewitter zu Schäden bei der Bahn geführt
  • Nach einem Blitzeinschlag in einem Stellwerk werden Züge umgeleitet
  • Am Flughafen Frankfurt kam es zu Ausfällen
  • Ein Video sorgt für Diskussionen: Zeigt es einen Tornado?

Wetterdienst äußert sich zu angeblichen Tornados

In vielen Teilen Deutschlands sorgte das Unwetter für schwere Schäden: In Klaistow (Landkreis Potsdam-Mittelmark) deckte der Sturm zahlreiche Häuserdächer ab. Ein Carport sei eingestürzt und Bäume wurden entwurzelt, sagte ein Feuerwehrsprecher der Regionalleitstelle Brandenburg/Havel am Montag.

Laut Polizei blockierten abgebrochene Äste die Landstraße bei Klaistow. Im Nachbarort Kanin (Landkreis Potsdam-Mittelmark) wurden infolge des Unwetters unter anderem einzelne Ziegel eines Kirchendachs abgetragen. Die Feuerwehr war bis in die späten Abendstunden damit beschäftigt, die Sturmschäden zu beseitigen. Verletzte gab es den Angaben zufolge nicht.

Mehrere Bäume knickten durch Gewitter um.
Mehrere Bäume knickten durch Gewitter um. © ZB | Julian Stähle

Ob es sich in Klaistow um einen Tornado gehandelt habe, wie Medien berichteten, konnte der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Offenbach am Montagmorgen nicht bestätigen. Dies werde geprüft, hieß es.

Es habe starken Wind mit heftigen Fallböen gegeben, die 120 Kilometer pro Stunde und mehr erreichen könnten, sagte die Diplom-Meteorologin beim DWD, Jacqueline Kernn. Dadurch könnten auch Dächer abgedeckt werden.

Zeigt Video einen Tornado?

Auch zu einem möglichen Tornado in Hessen hat sich der DWD bereits geäußert. In sozialen Medien wurden Dutzende Fotos und Videos vom Unwetter in Hessen und von Schäden geteilt. Auf einem besonders spektakulären Video soll ein Sturm in Seligenstadt zu sehen sein. Die Twitter-Nutzerin, die das Video gepostet hatte, stellte zur Debatte, ob es sich dabei um einen Tornado gehandelt habe.

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Auch das Portal tornadoliste.de führt Stürme in Hessen unter der Kategorie „Verdacht“. Bestätigt ist die Windhose jedoch nicht.

Der Deutsche Wetterdienst hat bisher keine Hinweise auf einen Tornado. „Wir werden die Bilder prüfen, aber momentan spricht nichts dafür“, sagte der DWD-Tornadoexperte Andreas Friedrich am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Sehr viel wahrscheinliche handele es sich um eine sogenannte Fallböe aus einer Gewitter-Superzelle.

Bei diesen auch als „Downburst“ beschriebenen Ereignissen treffen Luftströme mit hoher Geschwindigkeit am Boden auf und bewegen sich dann horizontal vorwärts. Regen oder Hagel werden dann waagerecht mitgewirbelt.

Unwetter führt zu Problemen im Bahnverkehr

Vor allem in Mittel- und Süddeutschland kommt es nach den Unwettern zu Problemen. Im hessischen Mörfelden-Walldorf war am Sonntag ein Blitz in ein Stellwerk eingeschlagen. Die Reparaturarbeiten werden wohl noch bis Montagnachmittag andauern – und damit auch Verzögerungen im Fernverkehr. Zwischen Mannheim und Frankfurt wurde der Zugverkehr deshalb eingestellt – Züge müssen deshalb über eine andere Strecke umgeleitet werden.

In Hessen sei der Zugverkehr auch andernorts wetterbedingt gestört, sagte ein Bahn-Sprecher. Etwa auf den Strecken zwischen Darmstadt und Frankfurt sowie zwischen Hanau und Aschaffenburg gab es bereits Sonntag Oberleitungsstörungen. Umgestürzte Bäume lagen auf den Gleisen und behinderten vor allem den Regionalverkehr. Wie lange diese Störungen noch andauern, war am Montagmorgen zunächst nicht bekannt.

In Walldorf wurde nicht nur ein Stellwerk von einem Blitz getroffen, sondern auch eine Druckerei. Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtete, hat ein Blitzeinschlag das Druckhaus in Mörfelden-Walldorf getroffen und damit die Zeitungsproduktion lahmgelegt. Die Zeitung hat reagiert: Am Montag gibt es das E-Paper der „FAZ“ kostenlos und ohne Login.

Gewitter in Deutschland: Flugverkehr und Zugverkehr in Frankfurt beeinträchtigt

Die Gewitter waren am Sonntagabend von der Pfalz und Südhessen in Richtung Südosten gezogen. Besonders stark von Unwettern betroffen war in Hessens Süden die Region um Mörfelden, wie die Polizei mitteilte, die von chaotischen Zuständen sprach. Das Dach des Rathauses sei teilweise abgedeckt worden. Autos seien von umstürzenden Bäumen beschädigt worden.

In Langen in Hessen kam es durch das Gewitter am Sonntag zu schweren Schäden.
In Langen in Hessen kam es durch das Gewitter am Sonntag zu schweren Schäden. © dpa | Frank Rumpenhorst

Auch am Frankfurter Flughafen machten sich die heftigen Gewitter am Sonntag bemerkbar. Um Personal und Reisende zu schützen, sei die Abfertigung auf dem Vorfeld vorübergehend eingestellt worden, sagte eine Sprecherin des Betreibers Fraport. Auch die Zahl der landenden Maschinen sei reduziert worden. 41 Flüge seien bis Sonntagabend annulliert worden – größtenteils Inlandsflüge. Acht Flüge waren umgeleitet worden.

In Bayern mussten Bahnreisende wegen des Unwetters stundenlang in einem ICE ausharren. „Der Zug hatte keinen Strom mehr und stoppte bei Roth mitten auf der Strecke“, sagte ein Sprecher der Bundespolizei am Montagmorgen. Erst gegen Mitternacht konnten die Fahrgäste den Zug verlassen. Feuerwehr und Rettungskräfte brachten die 400 Reisenden durch unwegsames Gelände in Sicherheit. Die Rettung habe rund drei Stunden gedauert.

Die Gewitter trafen auch den Landkreis Aschaffenburg. Der ICE 930 musste wegen Schäden an Oberleitungen und Bäumen im Gleis in Aschaffenburg warten. Die Reisenden seien schließlich mit Taxigutscheinen versorgt worden, sagte ein Bahnsprecher.

Rund um Aschaffenburg wurden Dächer abgedeckt, Strommasten knickten um und Keller standen unter Wasser, wie die Feuerwehr mitteilte. Mehrere Gemeinden waren noch in den späteren Abendstunden ohne Strom. Mehr als 500 Rettungskräfte rückten aus und waren stundenlang auf den Beinen.

Wetter: Nach Gewittern wird es wieder sonnig und warm

Auch in Mainz richtete das Unwetter Schäden an. Besonders betroffen war der Stadtteil Ebersheim, wie die Feuerwehr mitteilte. Dort waren zwei Menschen unter einem umgestürzten Baum eingeklemmt. Beide hatten Glück, sie wurden nicht allzu schwer verletzt. Ganz in der Nähe wirbelte der Wind ein Dach samt Gebälk durch die Luft. Die Ziegel trafen zwei Wohnhäuser und richteten erheblichen Sachschaden an.

Mehrere Orte in Brandenburg wurden ebenfalls am Sonntag von Gewittern getroffen. Dort wurden vor allem Dächer abgedeckt und Bäume waren umgestürzt.

Anfang August hatte es nach schweren Unwettern im Süden Deutschlands zwei Tote gegeben. Von den Unwettern waren in diesem Sommer auch mehrere Festivals betroffen. Beim Wacken Open Air sorgte ein Unwetter zweimal für Evakuierungen. Der Deutsche Wetterdienst hatte in diesem Sommer mehrfach vor schweren Gewittern gewarnt.

Nicht wegen des Wetters, sondern wegen einer Drohung hatte es am bei Göttingen Verzögerung bei der Bahn gegeben. In einem ICE drohte ein Mann mit einem Anschlag – Hunderte Passagiere gerieten in Panik. (dpa/ac)