Berlin. Forscher haben offenbar neue Corona-Varianten in Afrika und Brasilien entdeckt. Noch ist unklar, wie gefährlich die Mutationen sind.

  • Seit Beginn der Pandemie hat das Coronavirus schon mehrere potenziell ansteckendere und gefährlichere Varianten ausgebildet
  • In Afrika und Brasilien wurden jetzt neue Mutationen des Wildtyps entdeckt
  • Fraglich ist, ob diese Corona-Varianten gefährlicher sind als das Ursprungsvirus

Der afrikanische Kontinent steckt eigentlich mitten in den Vorbereitungen auf eine dritte Corona-Welle. In weiten Teilen des Landes steigen die Neuinfektionen rasant an. Durch die häufige Übertragung des Virus verändert sich das Erbgut. Dadurch ist jetzt eine neue Variante des Coronavirus entstanden – die es in sich haben könnte.

Die neue Mutante sei bei Reisenden aus Tansania in Angola entdeckt worden, teilte der Leiter der Africa CDC, John Nkengasong, am Donnerstag bei einer Pressekonferenz mit. Sie weise bis zu 40 Mutationen auf. „Das ist sicherlich eine Variante, die Anlass zur Sorge gibt“, sagte er.

Neue Corona-Variante aus Afrika: Resistent gegen Impfstoffe?

„Wir wissen leider nicht, wie diese Variante auf Impfstoffe reagiert“, erklärte Nkengasong. Es gebe nun ein Überwachungssystem in Tansanias Nachbarländern, während die Mutante in Südafrika untersucht werde. Auf dem Kontinent wurden in 18 Ländern laut CDC mittlerweile die hoch ansteckende, zuerst in Großbritannien entdeckte Variante B.1.1.7 nachgewiesen, in 18 weiteren die „südafrikanische“ Variante B.1.3.5.1. Seit Beginn der Pandemie gab es insgesamt mehr als 40 Millionen Tests in Afrika.

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Dass die neue Mutation bei Reisenden aus Tansania entdeckt wurde, scheint kein Zufall zu sein: Das Land wollte die Pandemie lange Zeit nicht wahrhaben. Der vor kurzem verstorbene tansanische Präsident John Magufuli hatte erst sehr spät lockere Corona-Maßnahmen eingeführt. Das ostafrikanische Land hatte zudem seit Mitte vergangenen Jahres keine Corona-Fallzahlen herausgegeben. Auch aktuell gebe es keine Informationen zur genauen Anzahl der Fälle dort, erklärt die CDC.

Seit Beginn der Pandemie wurden der Africa CDC zufolge rund 4,2 Millionen Corona-Infektionen auf dem afrikanischen Kontinent verzeichnet, das entspricht 3,3 Prozent der weltweit entdeckten Ansteckungen. Nach Expertenansicht gibt es auf dem Kontinent mit 1,3 Milliarden Menschen aber eine hohe Dunkelziffer.

Virus-Mutation aus Brasilien ähnelt der südafrikanischen Variante

Auch im besonders von der Pandemie betroffenen Brasilien wurde eine neue Mutation entdeckt. Die Wissenschaftler des Instituto Butantan, die ein Netzwerk für den Alarm für Covid-19-Varianten koordinieren, hätten die neue Variante in der Stadt Sorocaba in der Nähe der Millionenmetropole São Paulo identifiziert, schrieb die Forschungseinrichtung „Instituto Butantan“ auf Twitter am Mittwoch. Demnach ähnele die neue Variante dem ursprünglich in Südafrika gefundenen Typus B 1.3.5.1.

Die Variante sei bei einer 34-jährigen Frau entdeckt worden, die leichte Symptome aufwies, berichtete das Nachrichtenportal „G1“. Laut Paulo Menezes, Direktor des Coronavirus-Notfallzentrums von São Paulo, habe die Patientin angegeben, in jüngster Zeit keine Reisen innerhalb oder außerhalb Brasiliens unternommen zu haben. Aktuell laufen weitere Untersuchungen zu der Mutation.

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Corona: Brasiliens Gesundheitssystem ist zusammengebrochen

In Brasilien sind insgesamt 321.515 Menschen im Zusammenhang mit einer Corona-Erkrankung gestorben, mehr als 12,7 Millionen Menschen haben sich nachweislich mit dem Virus infiziert. Nur in den USA sind die Fallzahlen höher. Das Gesundheitssystem ist vielerorts zusammengebrochen oder steht vor dem Kollaps.

Bei Viren treten stetig zufällige Veränderungen im Erbgut auf, Mutationen genannt. Manche verschaffen dem Erreger Vorteile – etwa, indem sie ihn leichter übertragbar machen. Im Dezember wurden eine Variante des Coronavirus (B.1.1.7) in Großbritannien sowie eine ähnliche (501Y.V2) in Südafrika nachgewiesen, im Januar eine Variante (P.1) nach der Einreise aus Brasilien. Auch in Deutschland sind diese Varianten auf dem Vormarsch.

(bml/dpa)