New York. In New York wartet ein besonderes Hotel auf Mütter und ihren Babys kurz nach der Geburt. Was die Mamas hier erwartet, lesen Sie hier.

In ihrer alten Heimat Südkorea gibt es für das – was Boram Nam solventen Müttern samt Neugeborenen in New York City anbietet – ein traditionsreiches Wort: „Sanhujori”.Darunter sind Rückzugsräume zu verstehen, in denen Mütter und Säuglinge für einige Wochen all-inclusive Rund-um-die-Uhr-Pflege-und-Hilfe bekommen. Das Ziel: Physische und psychische Erschöpfung frisch nach der Geburt und Depression vorbeugen. Boram Nam: „Ein stressarmer Start ist wichtig für Mutter und Kind."

„Boram Postnatal Retreat”-Center in New York: Daraus ist die Idee entstanden

Sie erinnert dabei an ein afrikanisches Sprichwort, das einst durch die frühere First Lady Hillary Clinton in Amerika bekannt geworden ist: „It takes a village to raise a child" – Um ein Kind großzuziehen, braucht es ein ganzes Dorf. Dieses Dorf will im übertragenen Sinne das „Boram Postnatal Retreat”-Center sein. Für die Babys stehen erfahrene Schwestern und Betreuerinnen bereit – für die Mütter Masseurinnen, Psychologinnen und Köchinnen. Nach einigen Tagen (oder Wochen) gehen die Kundinnen samt Nachwuchs erholt und entspannt nach Hause – das ist das Ziel.

Ein Novum. In der Betreuung der Jüngsten sind die USA – die als Industrieland durch eine vergleichsweise hohe Säuglingssterblichkeitsrate vor allem bei afro-amerikanischen Müttern auffällt – sozusagen Dritte Welt. In der Regel verlassen Mütter nach zwei Tagen das Krankenhaus. Nach sechs Wochen steht ein Routine-Termin beim Gynäkologen an – das war es. Viele Frauen sind genötigt, schon nach wenigen Tagen wieder an den Arbeitsplatz zurückzukehren. Obligatorischen Mutterschutz wie in Europa gibt es nicht.

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New York: Gründerin Boram Nam über ihr eigene Geburt – "ich wurde depressiv"

„Es ist wie ein schwarzes Loch”, sagt Sarah Mallin, eine ehemalige Intensiv-Station-Kinderschwester und heute Leiterin im „Boram Nam, „Mütter laufen herum und versuchen für alles, ihre eigene Lösung zu finden – und sie leiden darunter.” Namensgeberin Boram Nam spürte das Defizit in der akuten Phase nach der Geburt ihres zweiten Kindes 2014 in New York am eigenen Leib. „Ich konnte nicht mehr klar denken, weil es kaum Unterstützung gab. Ich wurde depressiv.”

Gemeinsam mit ihrem Mann Suk Park entwickelte sie während der Hochphase der Coronavirus-Pandemie die Idee, die südkoreanische Tradition in den Big Apple zu holen – auf 5-Sterne-Niveau. Im Luxus-Hotel Langham an der 5. Avenue fanden sie einen Beherbergungs-Partner und im neunten Stock mit Blick auf das Empire State Building genug Platz, um ihre Mutter-Kind-Oase mit gediegen eingerichteten Zimmern und großzügigen Suiten einzurichten. In diesen Zimmern haben bis zu 16 Mütter Platz und bekommen jede nur denkbare Aufmerksamkeit.

„Boram Postnatal Retreat”-Center: Luxus pur – das erwartet Mutter und Kind

Dass etwa Fläschchen, Pumpen, Schnuller und andere Hilfsmittel unaufgefordert sterilisiert, gereinigt und zurückgebracht werden, haben viele Mütter sofort zu schätzen gelernt. Seit der Eröffnung am Muttertag vergangenen Jahres verzeichnet die bislang einzige Einrichtung ihrer Art in den USA regen Betrieb. Weit im voraus buchen sich Mütter vor der Geburt ein, um die ersten Tage nach der Entbindung in guten Händen zu sein – mal mit, mal ohne ihre jeweiligen Partner.

Das gut ausgebildete Personal hilft bei Still-Problemen und bietet wenn nötig seelischen Beistand. Auch kümmern sich Nams Kolleginnen in mit Kameras gesicherten Edel-Holz-Krippen um die Babys, während die Mütter Schulterverspannungen behandelt bekommen, sich bei Fuß-Massagen erholen oder das notorische Schlafdefizit ausgleichen. Dazu bastelt ein Spitzen-Koch tägliche Wunsch-Menus à la carte. Das Rund-um-Sorglos-Paket kommt nicht billig daher. Drei Nächte schlagen mit 2.700 Dollar zu Buche – die ganze Woche mit 5.900 Dollar.

Mütter schwärmen von Hotel in New York: "Hier war der Babyblues kein Thema"

Nur sehr wenige Krankenkassen übernehmen anteilig die Kosten. Doch der gute Ruf eilt Boram Nam und ihrer Einrichtung voraus. Schon entbundene Frauen schwärmen von ihren Erfahrung im „Boram Nam”. „Beim ersten Mal hatte ich absolute Stimmungsschwankungen”, sagt die 36-Jährige Rosa und ergänzt: „Hier war der Babyblues kein Thema.” Nur eine Erfahrung von vielen, die Frauen in der Mutter-Kind-Oase in New York gemacht haben – einer Stadt, die jetzt auch über ein „Sanhujori” gibt.