Sylt. Vor Kurzem kam es auf Sylt zu einem schweren Corona-Ausbruch mit 1100 Kontaktpersonen. Der Inhaber des betroffenen Restaurants klagt.

  • Seit einigen Wochen ist Urlaub auf Sylt wieder möglich
  • Allerdings waren die Corona-Zahlen zuletzt deutlich gestiegen
  • Ein Gastronom erhebt jetzt schwere Vorwürfe

Vor wenigen Tagen war es auf der Nordsee-Insel Sylt zu Corona-Infektionen mit weitreichenden Folgen gekommen: Mitarbeiter mehrerer Restaurants wurden positiv auf das Coronavirus getestet – der Kreis Nordfriesland ermittelte mehr als 1100 Kontaktpersonen. 29 Mitarbeiter und 55 Gäste aus Nordfriesland wurden in Quarantäne versetzt. Jetzt gibt ein betroffener Gastronom Einblicke in den Ausbruch – und erhebt schwere Vorwürfe.

Sylt: Gastronom über den Corona-Ausbruch im Restaurant

Im Interview mit der "Sylter Rundschau" klagt Gastronom Gerhard Diehm: "Das ist der worst case." Der Inhaber des Lokals Vogelkoje musste das Restaurant kurz nach der Wiedereröffnung erneut schließen, weil sich ein Mitarbeiter mit dem Coronavirus infiziert hatte. Die Infektion des Küchenmitarbeiters sei durch einen positiven Selbsttest aufgefallen - ein zweiter Schnelltest sei wiederum negativ ausgefallen. Erst nach einem dritten positiven Schnelltest sei ein PCR-Test angeordnet worden.

Das Gesundheitsamt schickte vergangene Woche wiederum alle Mitarbeiter in Quarantäne. "Wir haben aber sicherheitshalber schon vorher zugemacht. Es ist wichtig, dass man damit fürsorglich und verantwortungsbewusst umgeht", so Diehm.

Mittlerweile seien vier weitere Mitarbeiter mit einem PCR-Test positiv auf das Virus getestet worden. Allen gehe es aber den Umständen entsprechend gut. Bis einschließlich 2. Juni müsse das Restaurant nun geschlossen bleiben - "dann hoffe ich, dass wir wieder sorgenfrei angreifen können."

Sylt-Urlaub: Was das Modellprojekt bedeutet

weitere Videos

    Sylt: Gastronom gibt Urlauber die Schuld

    "Bei dem unkontrollierten Ansturm auf die Insel war doch nichts anderes zu erwarten", sagt Diehm dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" und bezieht sich damit auf das Modellprojekt, durch das seit dem 1. Mai wieder auf Urlauber nach Sylt reisen dürfen.

    Reisende müssen ein negatives Testergebnis vorlegen und sich alle zwei Tage vor Ort testen lassen. Diehm hinterfragt das Konzept allerdings: "So gut wie jeder kann ohne Einschränkungen hierherkommen, die negativen Testergebnisse müssen erst in den Hotels vorgezeigt werden. Warum werden die Leute nicht direkt bei der Ankunft oder vor der Abfahrt getestet?"

    Auch die plötzlichen Lockerungen der Corona-Regeln macht Diehm für das Super-Spreader-Event auf Sylt verantwortlich. Der Zulauf sei kaum zu bewältigen gewesen. "Man hätte das alles erst mal in sichere Bahnen lenken sollen", so der Gastronom. Durch Impfungen für Berufsgruppen mit großem Kundenkontakt hätten die Öffnungen seiner Meinung nach sicherer ablaufen können. "Aber hinterher ist man immer schlauer." Einige seiner Mitarbeiter seien mittlerweile durchgeimpft. (day)