Madrid. Spanien meldet einen rasanten Anstieg von Coronavirus-Infizieren und immer mehr Tote. Die Kliniken arbeiten an der Belastungsgrenze.

Trotz weitgehender Ausgangssperre, die bereits seit 15. März in Kraft ist, steigt die Zahl der Infektionen und Todesfälle in Spanien weiter steil an. Am Montag meldeten die spanischen Behörden 33.100 bestätigte Infektionsfälle – etwa 4500 mehr als am Vortag.

Am stärksten betroffen sind die Regionen Madrid und Katalonien. Zwölf Prozent aller Erkrankten sind Ärzte und Krankenschwestern, die darüber klagen, dass sie vielerorts ohne ausreichende Schutzkleidung gegen das Virus kämpfen müssen.

Zur behördlichen Corona-Statistik muss eine sehr hohe Dunkelziffer hinzugerechnet werden, die sich auf ein Vielfaches der offiziellen Angaben belaufen könnte. Denn schon seit Längerem werden zehntausende von Verdachtsfällen mit leichten Symptomen mangels ausreichender Testkits nicht mehr diagnostisch geprüft und somit auch nicht mitgezählt.

Coronavirus in Spanien: „Das Schlimmste kommt noch“

Auch die Zahl der Verstorbenen klettert immer höher: Bis Montag wurden 2182 Tote registriert, bei denen das Virus Sars-CoV-2 nachgewiesen wurde. Ein Anstieg um 462 Fälle innerhalb von 24 Stunden. Die meisten Todesopfer gehören der älteren Generation an und hatten Vorerkrankungen, wie zum Beispiel Kreislaufprobleme, Diabetes oder Krebs.

Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez hatte die Spanier die letzten Tage darauf vorbereitet, dass der Höhepunkt der Corona-Epidemie noch nicht erreicht ist. „Das Schlimmste kommt noch“, prophezeite der Premier. Das Virus breite sich weiter unkontrolliert im ganzen Land aus. „Wir müssen uns auf sehr harte Tage vorbereiten.“ Bereits zuvor hatte er von der „schlimmsten Situation seit dem Bürgerkrieg“ gesprochen.

Sánchez kündigte zudem an, dass die Ausgangssperre nun bis wenigstens Ostern verlängert werden soll. Soweit das Parlament demnächst zustimmt, was zu erwarten ist, wird der Ausnahmezustand dann bis mindestens 11. April gelten. Nur zum Lebensmittelkauf oder zum Erreichen des Arbeitsplatzes dürfen die Menschen noch raus. Bei weiterer Zuspitzung der Lage wird die Schließung aller nicht existenziellen Produktions- und Arbeitsstätten erwogen, so wie es Italien bereits verfügte.

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    Pflegekraft: „Ist wie Dritter Weltkrieg, in dem wir in erster Linie stehen“

    Derweil kommen immer mehr Hilferufe aus Spaniens Krankenhäusern. „Die Situation ist brutal“, berichtet eine Madrider Krankenschwester. „Wir sind überfüllt.“ Eine Pflegekollegin aus Barcelona schreibt in einem offenen Brief: „Dies ist wie der Dritte Weltkrieg, in dem wir als Soldaten in erster Linie stehen.“ Aber ein Kampf, in dem man keine Kugeln oder Granaten brauche, sondern vor allem Betten, Beatmungsgeräte und Schutzkleidung.

    Die Regierung versprach mittlerweile, dass die Krankenhäuser, die in den letzten Jahren unter einem harten Sparkurs und Bettenabbau litten, in aller Eile aufgerüstet werden sollen. Fehlende medizinische Ausrüstung und hunderttausende Virus-Testkits sollen nun in aller Eile gekauft werden. Zudem errichtet das Militär ein riesiges Feldlazarett mit 5500 Betten in Madrids Messepalast.