Gibt es bald nur noch schwarze Tattoos? EU plant Verbot
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Hamburg/Düsseldorf. Blaue und grüne Pigmente könnten europaweit in Tätowiermitteln verboten werden. Viele farbige Tattoos wären dann nicht mehr möglich.
Bald könnten Tattoos nur noch schwarz sein – zumindest, wenn es nach den Willen einiger EU-Politiker geht
Der Grund: In bestimmten Tätowierfarben stecken bedenkliche Substanzen, die EU denkt deshalb offenbar über ein Verbot nach
Dabei geht es um die zwei Pigmente namens „Blau 15“ und „Grün 7“
Für Haarfarbe sind die Pigmente wegen Gesundheitsbedenken bereits verboten
Ob Blumen, Schriftzüge oder Tribals: In Deutschland sind Tätowierungen nach wie vor beliebt. Nun könnte es allerdings bald mit bunten Motiven vorbei sein: In Brüssel gibt es Bestrebungen, bestimmte Pigmente europaweit zu verbieten – wegen möglicher gesundheitsgefährdender Eigenschaften.
Im Zentrum der Diskussion stehen zwei Pigmente namens „Blau 15“ und „Grün 7“, die für Tätowierer äußerst wichtig sind. Die Pigmente werden zur Mischung zahlreicher Farbnuancen benötigt: In fast zwei Dritteln aller Tattoo-Farben sind sie enthalten, wie der deutsche Tattooverband (Düsseldorf) angibt.
Darum tragen diese Menschen Tattoos
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Tattoos: Ist blaue und grüne Tätowierfarbe krebserregend?
Tattooverband-Sprecher Gorden Lickefett sieht in einem Verbot ein großes Problem: „Es wird keine Motive mit blauem Wasser oder grünen Wiesen mehr geben. Keine farbenfrohen Naturmotive oder abstrakte künstlerische Motive.“ Lesen Sie hier: Diese Gesundheitsrisiken gehen von Tattoos aus.
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Dass „Blau 15“ und „Grün 7“ in der Kritik stehen, kommt nicht von ungefähr: Für Haarfarbe sind die Pigmente wegen Gesundheitsbedenken laut Bundesinstituts für Risikobewertung (BFR) bereits verboten. Sie stehen im Verdacht, krebserregend zu sein. Erwiesen ist das aber nicht.
Ein Beschränkungsvorschlag der Europäischen Chemikalien Agentur (ECHA), der auch die zwei Pigmente betrifft, liegt den BFR-Angaben zufolge bei der Europäischen Kommission. Dabei gehe es auch um die Einschränkung in Tätowiermitteln. „Jedoch ist die vorhandene Datenlage zu den gesundheitsgefährdenden Eigenschaften beider Pigmente unvollständig“, sagt BFR-Forscher Michel Giulbudagian. Deshalb ist eine vollständige Risikobewertung nicht möglich.
EU-Verbot von „Blau 15“ und „Grün 7“ hätte schwere Folgen
Ein mögliches EU-Verbot der Pigmente „Blau 15“ und „Grün 7“ hätte für Tattoostudios drastische Folgen. Und auch für den Verbraucherschutz wäre die Maßnahme problematisch, warnt der Bundesverband Tattoo. Nach einer eigenen Untersuchung der Inhaltsstoffe aller handelsüblichen Tattoo-Farben enthielten fast zwei Drittel aller Farben die beiden Pigmente.
Hersteller und Tätowierer könnten unter dem Druck der Nachfrage verzweifelte Wege gehen, befürchtet Lickefett. Anbieter könnten demnach beispielsweise ihre Produkte als Künstlerfarben umdeklarieren, um sich dadurch dem Verbot zu entziehen. „Dies führt unweigerlich zu einem unkontrollierbaren Zustand für Verbraucher“, so Lickefett.
Wie sich Tätowierungen langfristig auf den Körper auswirken, ist auch in Hinblick auf andere Farben unklar. Zu gesundheitlichen Folgen fehlen mit Ausnahme von wenigen Studien aussagekräftige Untersuchungen, wie das „Deutsche Ärzteblatt“ schreibt. Dies sei ein „nicht haltbarer Zustand“, weil allein in Europa 12% der Gesamtbevölkerung mindestens ein Tattoo hätten.
„Noch weiß niemand genau, was über längere Zeit mit den Farbpigmenten im Körper passiert“, informiert das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft auf seiner Seite „Safer Tattoo“. Unlösliche Farbpigmente könnten sich dauerhaft in den Lymphknoten ansammeln.