Las Vegas. Das Drohnen-Projekt „Prime Air“ von Amazon nimmt offenbar immer klarere Konturen an: In wenigen Monaten soll es zum Einsatz kommen.

Die Pläne von Amazon, Kunden mit Drohnen zu beliefern, werden im konkreter: In Las Vegas führte das Unternehmen eine der Lieferdrohen vor, die bereits in einigen Monaten die ersten Pakete zustellen sollen.

Das vollautomatische und vollelektrische „Prime Air“-Fluggerät soll zunächst testweise kleine Haushaltswaren wie Zahnpasta oder Rasierer liefern, kündigte der Konzern am Mittwoch bei der Tech-Konferenz in Las Vegas an.

Amazon-Drohne kann Pakete bis 2,3 Kilo transportieren

Vor rund fünf Jahren hatte Amazon-Chef Jeff Bezos erste Pläne für die Lieferung mit autonom fliegenden Drohnen und einen Prototyp vorgestellt, zwei Jahre später folgte ein weiteres Modell. Das nun erneut optimierte Modell soll jetzt zügig in den Praxiseinsatz gehen.

Das jetzt vorgeführte Gerät kann gut 24 Kilometer weit fliegen und bis zu 2,3 Kilogramm schwere Pakete innerhalb von 30 Minuten zustellen. Bei der Entwicklung habe man große Fortschritte in Sachen Effizienz, Stabilität und Sicherheit gemacht, betonte der zuständige Manager Jeff Wilke bei dem Event im US-Bundesstaat Nevada.

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    „Prime Air“ von Amazon soll zwischen zwei Modi wechseln

    Die Drohne verfügt über sechs statt der standardmäßigen vier Rotoren, was für mehr Stabilität auch bei schwierigeren Windverhältnissen sorgen soll. Das Fluggerät kann demnach sowohl vertikal wie ein Hubschrauber für Start und Landung fliegen als auch sich wie ein Flugzeug aerodynamisch fortbewegen und einfach zwischen den beiden Modi wechseln.

    Dieses Bild von Amazon zeigt eine Lieferdrohne von Amazon.
    Dieses Bild von Amazon zeigt eine Lieferdrohne von Amazon. © dpa | Jordan Stead

    Für den sicheren Flugverkehr, der laut Wilke den Kunden besonders am Herzen liege, seien die Drohnen unter anderem mit optischen Sensoren ausgestattet. Mit Hilfe Künstlicher Intelligenz seien sie so in der Lage, von oben bewegliche Objekte wie Menschen oder Tiere zu erkennen und autonom darauf zu reagieren.

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    Selbst Wäscheleinen, Stromleitungen oder Telefonkabel, die sonst eine der größten Herausforderungen bei Flügen in geringer Höhe seien, würden mit der „Computer Vision“-Technologie problemlos erkannt.

    Drohnen-Service soll CO2-Emission reduzieren

    Amazon hatte vor kurzem erneut das Ziel formuliert, überall noch am selben Tag liefern zu wollen – nicht nur in Städten. Der Konzern machte allerdings keine Angaben dazu, wo der „Prime Air“-Service starten soll. Bisher wurde er in Großbritannien getestet, wo 2016 die erste Lieferung damit erfolgte. Ein Kunde hatte dort einen „Fire-TV“-Videostreaming-Stick und eine Tüte Popcorn innerhalb von 13 Minuten nach Abgabe seiner Bestellung erhalten, wie Bezos damals bei Twitter verkündete.

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    Wilke bewirbt in einem Blogeintrag auch die Umweltfreundlichkeit des geplanten Drohnen-Services. Heutzutage führen viele Kunden schnell mit dem Auto in den nächsten Laden, wenn sie etwas sofort brauchten, erklärt Wilke. Mit dem nun geplanten Drohnen-Service könne eine Menge Kraftstoff gespart und CO2-Emissionen reduziert werden. Parallel zu den Drohnen testet Amazon derzeit in Seattle auch kleine Lieferroboter, die auf Gehwegen fahren können. (les/dpa)