Berlin. Querdenker Bodo Schiffmann hat Geld für die Flut-Opfer gesammelt. Sein Umgang mit den Spenden bringt ihn jetzt in ernste Schwierigkeiten.

  • Die "Querdenker" haben Hilfsgelder über Paypal für die Opfer des Hochwassers gesammelt
  • Laut einem Medienbericht lehnten mehrere Gemeinden Bodo Schiffmanns Spendenangebot ab
  • Offenbar wollte die Führungsfigur, dass Gemeinden und Organisationen offen für die Querdenker werben sollten

Wegen der Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz wurden in den letzten Wochen zahlreiche Spendenaktionen gestartet. Auch die Bewegung der sogenannten „Querdenker“ wollte die Notsituation für sich nutzen. Anhänger verbreiteten nicht nur Verschwörungstheorien, sondern begannen ebenfalls Hilfsgelder zu sammeln.

Besonders viel ist bei der Spendenaktion von Bodo Schiffmann zusammengekommen. Schiffmann gilt als eine der Führungsfiguren der deutschen Corona-Leugner-Szene. Binnen kurzer Zeit sammelte er fast 700.000 Euro, die zu hundert Prozent an Flutopfer gehen sollten. Laut eigener Aussage hatte man zuletzt drei Familien ausgewählt, die das Geld erhalten sollten. Doch aus der Spende wird wohl nichts mehr.

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    Bodo Schiffmann bleibt auf Spenden sitzen – wegen Bedingungen?

    Denn während Schiffmann auf seinem Telegram-Kanal die Hochwasser-Opfer häufig zum Thema macht und erklärt, dass Hilfe unmittelbar und schnell notwendig, stockt es beim Ausgeben der Summe für einen guten Zweck. Dass das Geld nun an Privatpersonen gehen sollte, war quasi eine Notlösung. Denn ursprünglich wollte Schiffmann an Gemeinden und Hilforganisationen spenden, auch Ideen wie die Finanzierung von mobilen Toiletten standen im Raum.

    Aus diesen Anliegen ist aber nichts geworden. Grund dafür scheint vor allem zu sein, dass Schiffmann verlangte, dass die Unternehmen und Organisationen offen für die Querdenker werben sollten. Dadurch kamen wohl keine Kooperationen zustande. Laut einem Medienbericht lehnten mehrere Gemeinden Schiffmanns Spendenangebot ab. Wie Bodo Schiffmann in einem Video berichtete, hätte man mittlerweile stattdessen drei Familien gefunden, die man mit dem Geld unterstützen wolle.

    Bodo Schiffmann bei einer Querdenker-Kundgebung 2020.
    Bodo Schiffmann bei einer Querdenker-Kundgebung 2020. © imago images/Nordphoto | imago images/Nordphoto

    Querdenker sammelte für Flutopfer – Vorwurf des Spendenbetrugs

    Doch da sich das Geld auch Wochen nach der Katastrophe noch in dem sogenannten „Moneypool“ von Schiffmanns Paypal-Konto befand, gingen laut der Webseite „Volksverpetzer“ mehrere Anzeigen gegen ihn ein. „Volksverpetzer“ ist ein deutsches Weblog, das sich vor allem der Aufdeckung von Falschmeldungen widmen.

    Den Bloggern liegt laut eigenen Angaben bereits eine Bestätigung der Staatsanwaltschaft Heidelberg vor, dass ein Verfahren wegen Betruges gegen Schiffmann eingeleitet worden sei.

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    Spendenaktion: Paypal sperrt Konto von Bodo Schiffmann

    Das könnte auch die Aktion an sich torpediert haben: Schiffmanns Account bei dem Online-Banking-Service Paypal, über den die Spenden gesammelt wurden, wurde gesperrt. Von dem Unternehmen heißt es, dass man ein „potenzielles Risiko“ erkannt habe und mit dem Querdenker nicht mehr kooperieren wolle.

    Die genauen Gründe für die Sperrung des Kontos sind allerdings unklar. Möglicherweise handelt es sich nur um eine Reaktion auf einen möglich Verstoß gegen die Allgemeinen Geschäftsbedingungen des Unternehmens. Es könnte aber auch sein, dass wegen der Betrugsermittlungen die Sperrung durch Staatsanwaltschaft oder Finanzaufsicht veranlasst worden ist.

    Für Schiffmann besteht nun erst recht keine Möglichkeit mehr, den Flutopfern die Spenden zukommen zu lassen. Gleichzeitig ist er es den Spendern schuldig, das gesammelte Geld für den angegebenen Zweck zu verwenden.

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    Querdenker setzen Kopfgeld auf Paypal-Mitarbeiter aus

    Unter den Querdenkern sorgt die Sperrung von Schiffmanns Paypal-Konto für Aufruhr. Eine Gruppierung, die sich „Mutigmacher e.V.“ scheint darüber sogar so erbost, dass sie eine Art „Kopfgeld“ auf den verantwortlichen Paypal-Mitarbeiter ausgesetzt haben.

    Sie bieten 10.000 Euro Belohnung für die Identität des „ursächlich Verantwortlichen – innerhalb oder außerhalb von Paypal“. Den hohen Geldbetrag soll der bekommen, der Name, Firmenzugehörigkeit und Tätigkeit des Mitarbeiters eindeutig nachweisen kann.

    Was passieren soll, wenn der Verein diese Informationen erhalten hat, wird nicht weiter erklärt. Es wird aber damit gelockt, dass Schiffmanns Anwälte schon ein „mögliches rechtwidriges (sic) Verhalten von Paypal“ prüfen würden. Der Informant könnte also zur „Aufklärung“ beitragen. Laut mehrere Medienberichten wurde wegen der Auslobung der Belohnung schon mehrfach Anzeige erstattet.

    Inwiefern Schiffmann noch einmal Zugriff auf die gesammelten Spenden erhält, ist – gerade im Zusammenhang mit den Ermittlungen gegen ihn – bisher unklar. Offen ist auch, ob das Geld den Opfern des Hochwassers noch zugute kommen wird – oder an die Spender zurückgegeben werden muss.

    Hier erklären wir, wie sie an vertrauenswürdige Hilfsorganisation spenden können, um den Flut-Opfern zu helfen.

    (bml)