Robbie Williams kommt auf große Deutschland-Tour. Im Interview erzählt er, auf welchen deutschen Fachmann er nicht verzichten kann.

Mit mehr als 80 Millionen verkauften Alben zählt Robbie Williams zu den weltweit erfolgreichsten Solo-Künstlern aller Zeiten. In seiner inzwischen mehr als drei Jahrzehnte andauernden Karriere, die mit der Teenie-Band „Take That“ ihren Anfang nahm, blickte der heute 48-jährige auch schon in tiefe Abgründe - Drogenabstürze und Depressionen inklusive. Jetzt geht Robbie mit seinem neuen Album „XXV“ auf große Deutschland-Tour.

Sie sind erneut auf großer Europa-Tour unterwegs. Haben Sie ein festes Ritual, das für Sie vor keinem Auftritt fehlen darf?

Robbie Williams: Ich komme bereits ein paar Stunden vor Beginn jeder Show in meine Garderobe, futtere dann viel zu viele Süßigkeiten und lasse mich ausgiebig massieren.

Vom Knetmeister Ihres Vertrauens?

Williams: Ja, genau! Von Stefan, meinem deutschen Masseur, dem ich seit Jahren vertraue. Er sorgt dafür, dass mein Körper für die harte Arbeit auf der Bühne bereit ist. Ich kenne kaum jemanden, der es besser kann als er. Dann noch duschen, Zähne putzen, mich schminken – und ich bin sowas von bereit.

Auf Tour zu gehen ist ein Kraftakt für Stimme und Körper. Wie bereiten Sie sich darauf vor?

Williams: Es gibt sicher eine Menge Dinge, die ich tun könnte, um sportlicher und ausdauernder zu werden. Aber ich tue es nicht! Lieber bin ich viel zu oft ein Arschloch zu mir selbst. Im Fitnesscenter mit Personal Trainer schwitzen und einen Diätplan mit Ernährungsberater ausarbeiten? Alles schon ausprobiert. Und grundsätzlich tat und tut mir das auch gut. Gerade in meinen depressiven Phasen hat mir jede Art von Bewegung oft mehr geholfen als so manches Medikament.

Also keine Chance auf Fitnesstipps von Mr. Robbie Williams für Väter in ihren Vierzigern?

Williams: Leider nein! Aktuell befinde ich mich in einer Lebensphase, in der ich so gut wie gar keinen Sport treibe und bedauerlicherweise auch viel zu gerne zu viel esse. (lacht) Aber meine Tour läuft ja bereits seit Oktober – und zwei Stunden auf der Bühne Gas zu geben, sind ja auch eine Art Workout.

In knapp einem Jahr werden Sie 50 Jahre alt…

Williams: Und das ist manchmal ein leicht surrealer Gedanke. Dann frage ich mich: Wo sind nur die vielen Jahre geblieben? Aber ich glaube, dass es mir nicht sonderlich schwerfallen wird, alt zu werden. Aber fett? Das würde ich dann doch gerne verhindern. Die Frage ist nur, ob mir das auch tatsächlich gelingt…

Weil Sie einfach zu gerne genießen?

Williams: Genau! Ich habe offenbar irgendeine dunkle Macht in mir, die partout möchte, dass ich fett werde. (lacht) Und das ist natürlich ein echtes Problem für mich! Im Rückblick gesehen fand ich es relativ einfach, mit dem Kokain und Alkohol aufzuhören. Aber meine Sucht nach Zucker bekomme ich einfach nicht in den Griff.

Was machen Sie mit dem Rest des Abends nach dem Ende einer Liveshow?

Williams: Meist hänge ich noch bis spät in die Nacht mit meinen Freunden aus der Band oder mit meinem Management ab und liege dann irgendwann frustriert im Hotelbett, weil ich einfach nicht einschlafen kann.

Wegen Ihres hohen Endorphin-Levels?

Williams: Sicherlich auch deshalb: Die ganze Magie, die an so einem Abend geschieht, kann zuweilen überwältigend sein. Aber auch deshalb, weil mein Schlafrhythmus im Arsch ist. Ich bin ja eigentlich ein Nachtmensch – und blühe erst spät am Abend und Nachts auf. Aber als vierfacher Familienvater ist das natürlich der komplett falsche Rhythmus. (lacht)

Apropos Familienvater. Der Alltag mit vier Kindern im Alter von zwei bis zehn Jahren ist eine Herausforderung. Ist Ihre Frau Ayda der strengere Part in der Erziehung oder sind Sie das?

Williams: Schwer zu sagen, denn wie alle Eltern müssen auch wir beide einen täglichen inneren Kampf ausfechten: Wir müssen beide zuweilen streng sein, aber von unseren Kindern auch gemocht werden.

Ein schmaler Grat …

Williams: Absolut. Ich denke, Ayda und ich sind da sowohl der „Good Cop“ als auch der „Bad Cop“, wobei ich noch etwas konsequenter bin als Ayda und auch mal ordentlich auf den Tisch hauen kann, wenn es sein muss. Aber insgesamt ist das alles wirklich eine Herausforderung für mich.

Haben Sie ein konkretes Beispiel?

Williams: Es ist für mich zum Beispiel eine Herausforderung, dass ich Charlie, meinem Zweitältesten, derzeit ständig Ansagen mache, was er nicht tun und wie er sich benehmen soll. Er ist aktuell nämlich der Rebell in der Familie.

Er kommt also ganz nach seinem Dad?

Williams: Also ich war als Kind noch nicht so rebellisch. Aber das ist aktuell seine Art, wie er die meiste Aufmerksamkeit auf sich zieht. Und eigentlich möchte ich nicht ständig die Person sein, die ihm sagt, dass er etwas nicht tun soll oder nicht darf. Aber das ist nun mal leider meine Rolle. Und ich möchte meine Kinder auch nicht ohne gewisse Grundwerte in die Gesellschaft entlassen.

Sie führen mit Ihrer Frau Ayda seit Jahren eine Showbiz-Vorzeige-Ehe. Was ist Ihr Rezept für das große Glück?

Williams: Ayda liebt und akzeptiert mich mit all meinen Schwächen und Macken – und hat es nie versucht, mich nach ihrem Geschmack zu verändern. Denn das ist doch viel zu oft der Anfang vom Ende. Und ich halte es natürlich genau so mit ihr. Wir lassen uns gegenseitig Freiheiten, sind tolerant und wir mögen uns bis heute gegenseitig so sehr. Liebe ist wichtig – aber nicht das Wichtigste.

Und was ist das?

Williams: Ich kann nur jedem da draußen raten: Suche dir jemanden für Dein Leben in Zweisamkeit aus, den du verdammt nochmal unglaublich doll als Mensch magst. Liebe ist wunderbar – aber nur Liebe allein kann dich auch unfassbar blind machen und mit den falschen Menschen zusammenbringen.

Was war für Sie die bislang größte Herausforderung Ihres Lebens?

Williams: Es zu lernen, zu verstehen und richtig damit umzugehen, wie ich auf die Welt und das Leben im allgemeinen reagiere. Und es zu lernen bzw. die richtigen Vorkehrungen dagegen zu treffen, um von den meinen eigenen Abgründen und dunklen Seiten nicht mehr so überwältigt zu werden, wie es früher einmal der Fall war.

Sie mussten lange darum kämpfen, um Ihren Platz im Leben zu finden und sich von Ihren Depressionen und der Drogensucht nicht auffressen zu lassen…

Williams: Absolut! Umso dankbarer bin ich, dass es mir heute so gut geht - und mich Ayda und meine Kinder quasi gerettet haben. Wissen Sie, im Moment läuft das Leben für mich wirklich sehr gut. Gott sei Dank, denn es wäre wirklich so eine Verschwendung von meinem Leben gewesen, wenn ich meine Zeit auf diesem Planeten damit verbracht hätte, mich so zu fühlen, wie ich mich die gesamten Neunzigerjahre und frühen Zweitausender über gefühlt habe. Ich bin jahrelang durch die Hölle gegangen – umso mehr genieße ich heute das wunderbare Leben, das ich gerade führen darf.