Schlagerstar Nicole: „Die Musik war immer mein Begleiter“
•
Lesezeit: 7 Minuten
Von Martina Mack
Berlin. 2020 feiert Nicole ihr 40-jähriges Bühnenjubiläum. Im Interview spricht sie über ihr neues Album und ihre „Folterkammer“ im Keller.
Durch ihren Sieg beim „
Grand Prix Eurovision de la Chanson
1/23
“, wie der Eurovision Song Contest 1982 noch hieß, wurde die damals 17-jährige Nicole weltweit bekannt. Auch mehr als 35 Jahre später steht die Sängerin noch auf der Bühne. Jetzt kommt mit „50 ist das neue 25“ ein neues Album auf den Markt. Martina Mack sprach mit der Sängerin.
Der Titel Ihres neuen Albums freut jede Frau um die 50. Wie kamen Sie darauf?
Nicole: Es war meine Absicht, Frauen Mut zu machen, dass da noch etwas kommt jenseits der 50. Ich habe das Album zusammen mit Heinz Rudolf Kunze gemacht, den ich schon immer bewundert habe. Wir kennen und schätzen uns seit 40 Jahren sehr, haben aber noch nie zusammen gearbeitet. Als mein Plattenvertrag vor zwei Jahren auslief, habe ich sofort an ihn gedacht. Wir haben uns beim Italiener getroffen und ich sagte ihm, dass ich jemanden brauche, der sich in das Denken einer Frau einfühlen kann. Das war eine Herausforderung für ihn, aber er hat sie sensationell gemeistert (lacht).
Wie ist denn Ihr aktuelles Lebensgefühl?
Ich bin gerne am Leben. Mir geht es wunderbar, ich bin gesund und fit. Und wenn ich zurück blicke, dann war das überwiegend schön. Ich hatte Erfolg in meinem Beruf, eine glückliche Familie, wohl geratene Kinder und süße Enkelkinder.
Dabei war Ihr Leben ja nicht immer stressfrei, vor allem, wenn man an die Zeit nach Ihrem Sieg beim Grand-Prix denkt. Da waren Sie gerade mal 17...
Damals war sehr viel Trubel um mich herum. Ich bin unglaublich viel gereist nach meinem Sieg, durch ganz Europa bis nach Japan, nebenbei musste ich die Schule beenden. Ich saß abends oft in meinem Hotelzimmer und dachte mir: „Okay, nun ist aber mal gut, jetzt ist Feierabend!“ Wenn man ständig unter Dauerstrom ist, dann braucht man halt auch mal ein bisschen seine Ruhe.
Hatten Sie das Gefühl, dass man Ihnen durch den frühen Erfolg ein Stück Kindheit – und Jugend – genommen hat?
Nein, weil es immer mein Traum war, auf einer Bühne zu stehen – seit meiner frühesten Kindheit. Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich schon als Vierjährige gesungen und Applaus bekommen habe. Das war ein tolles Gefühl. Der Applaus ist wie eine Art Droge gewesen, den wollte ich von da an immer haben. Ich habe dann Akkordeon spielen gelernt, Ballett-Unterricht genommen, mit 12 Jahren habe ich noch Gitarre spielen gelernt. Die Musik war immer mein Begleiter. Ich habe wirklich darauf hingearbeitet, wollte unbedingt in die Hitparade. Insgesamt habe ich die Hitparade 17 Mal gewonnen.
Nächstes Jahr feiern Sie Ihr 40-jähriges Bühnenjubiläum. Wie kommt Ihnen die Zeit im Rückblick vor?
Manchmal kann ich das selbst kaum glauben. Wo ist die Zeit nur geblieben? Wenn ich meine Töchter sehe und meine beiden Enkeltöchter, dann ist es mir natürlich schon bewusst. Aber ich wurde vom lieben Gott verwöhnt, von der Sonne bestrahlt. Ich habe eine Familie, die mich immer unterstützt. Meine Mutter und meine Schwiegermutter haben mich immer mit den Kindern unterstützt, so dass ich nie fremde Hilfe gebraucht habe. Vor zwei Jahren ist meine liebe Schwiegermutter leider gestorben. Aber meine Mutter steht mir heute noch zur Seite. Sie wird im März 80 und ist noch super fit. Den Urenkeln hinterher rennen kann sie zwar nicht mehr, aber sie ist auf jeden Fall immer für uns da.
Was ist in der zweiten Lebenshälfte besser?
Ich bin heute viel entspannter, habe viel erreicht. Mit 25 steht man viel mehr unter Druck, etwas zu erreichen. Ich bin stolz auf das, was ich geleistet habe. Ich muss heute niemandem mehr etwas beweisen und mir auch nicht.
In Ihrem Song heißt es: „Es gibt ein Leben vor dem Tod“. Beschäftigen Sie sich mit der eigenen Endlichkeit?
Natürlich bin ich mir dessen bewusst, aber ich lebe von Tag zu Tag. Ich werde bald 55 Jahre alt, gerade die letzten fünf Jahre sind extrem schnell vergangen. Aber ich habe keine Probleme mit dem Alter. Man ist so alt, wie man sich fühlt, das ist tatsächlich so. Und ich fühle mich nicht alt. Wenn ich morgens in den Spiegel schaue, dann lacht er. Ich habe auch keine Zipperlein, bin froh, dass ich so fit bin und so viel Energie habe.
Sie halten seit Jahren Ihre Figur, tragen immer noch Größe 36. Wie machen Sie das?
Ich habe im Keller eine „Folterkammer“ und da trainiere ich jeden zweiten Tag. Über meinem Laufband hängt ein Fernseher, meistens schaue ich Sport. Das motiviert mich und die 20 Minuten sind dann immer ganz schnell vorbei. Ansonsten achte ich natürlich auf meine Ernährung.
Stimmt es, dass Sie seit 35 Jahren keine Süßigkeiten mehr essen?
Ja, darauf verzichte ich tatsächlich. Keine Schokolade, kein Kuchen, kein Zucker. Auch kein Weißmehl. Ich koche sehr gerne, mache Nudeln aus Dinkelmehl oder Kichererbsenmehl. Auch Eiweiß-Brot esse ich. Kohlenhydrate spare ich mir.
Eines Ihrer neuen Lieder heißt: „Sag nicht alles“. Sind Sie dafür, Geheimnisse vor dem Partner zu haben?
Ich finde, man kann schon kleine Geheimnisse haben. Man muss dem Partner nicht alles sagen, ihn nicht mit Dingen belasten, die er nicht unbedingt wissen muss. Manche Leute wollen nur ihr eigenes Gewissen erleichtern und bringen damit viel Unruhe in die Beziehung. Manchmal ist Schweigen einfach besser. Bei großen Dingen muss man natürlich miteinander diskutieren, das ist klar.
Würden Sie einen Seitensprung lieber nicht beichten?
Das war nie ein Thema, hat mich nie interessiert. Ich bin seit 35 glücklich verheiratet mit meinem Mann und musste mir nie Gedanken über Seitensprünge machen. Vielleicht steht auch auf meiner Stirn das Wort „Vergeben“ (lacht). Natürlich gibt es nie eine Garantie, ob eine Beziehung hält, aber wir haben einfach Glück miteinander.
Was schätzen Sie am meisten an Ihrem Mann?
Seinen Beschützer-Instinkt. Er spürt instinktiv, wenn eine Situation unentspannt ist und stellt sich immer vor mich. Er ist mein Fels in der Brandung, auf den ich mich immer verlassen kann.
Was macht Sie glücklich?
Wenn meine beiden Enkelinnen da sind. Die beiden sind jetzt acht und vier Jahre alt. Wenn die Mädels bei uns sind, bleibt die Arbeit liegen, wir spielen Verstecken, ich mache den beiden Popcorn mit unserer Maschine. Das ist einfach toll. Ich bin mit Leib und Seele Großmutter..