Bern/Berlin. Die Schweiz wappnet sich für eine mögliche Energieknappheit – und bereitet mögliche Verbote vor. Darf bald nicht mehr gebügelt werden?

Nicht nur Deutschland, auch die Schweiz bereitet sich auf mögliche Energieengpässe im kommenden Winter vor. Zwar ist Gas als Energieträger für den Alpenstaat deutlich weniger wichtig als für die Bundesrepublik, weswegen der Konflikt mit Russland ihn weniger hart trifft. Bei der elektrischen Energie befürchtet man dennoch Engpässe – und bereitet sich darauf mit möglichen Verboten vor. Lesen Sie auch: So gefährdet die Energiekrise den Industriestandort Europa

Dass die Energiekrise das Land beschäftigt, zeigt auch die Tatsache, dass "Strommangellage" in der deutschsprachigen Schweiz zum Wort des Jahres gewählt wurde. Wie genau man sich auf eine mögliche Stromknappheit vorbereitet, geht aus dem Entwurf für eine "Verordnung über Beschränkungen und Verbote der Verwendung elektrischer Energie" hervor, der kürzlich online veröffentlicht wurde.

Notfallplan in der Schweiz: Mit Verboten durch die Energiekrise

Dabei handelt es sich zunächst zwar nur um einen Vorschlag – im Ernstfall könnte er von der Schweizer Regierung aber umgesetzt werden. Sollte es zu Energieengpässen kommen, sieht der Plan vier verschiedene "Eskalationsstufen" vor. Je nachdem, wie dramatisch die Situation ist, könnten sie aktiviert werden. Geplant sind unter anderem zahlreiche Verbote. In Stufe eins wäre unter anderem das in der Schweiz nicht mehr erlaubt:

  • Wäsche bei über 40 Grad waschen
  • Warmwasser in öffentlichen Toilettenanlagen
  • Private Whirlpools und Saunen betreiben
  • Öffentlich zugängliche Räume auf über 20 Grad heizen (wenn mit Strom geheizt wird)
  • Teller- und Tassenwärmer bei mehr als 65 Grad betreiben
  • Kühlschränke auf unter 6 Grad kühlen

Wie genau die Einhaltung dieser Regeln kontrolliert werden soll, ist unklar. Zwar sieht der Entwurf vor, dass die Kantone stichprobenartige Kontrollen durchführen. Es scheint aber unwahrscheinlich, dass die Schweizer im Winter ihre Kühlschränke für eine Überprüfung öffnen müssen.

Notfallplan für Energieknappheit: Schweiz will Bügeln verbieten

Sollten die oben genannten Verbote nicht ausreichen, kann Stufe zwei des Plans aktiviert werden. Die bereits geltenden Regeln werden dann weiter ergänzt. Vorgesehen ist dann unter anderem, dass Gästezimmer im Gastgewerbe auf maximal 20 Grad geheizt werden dürfen. Zudem sollen Diskotheken und Clubs nicht mehr heizen und Streaming-Dienste ihre Inhalte nicht mehr in HD anbieten dürfen. Außerdem geplant: Bügeleisen und Wäschetrockner dürfen in privaten Haushalten nicht mehr betrieben werden.

In der Energiekrise könnte in der Schweiz im Ernstfall bügeln verboten werden.
In der Energiekrise könnte in der Schweiz im Ernstfall bügeln verboten werden. © imago/Panthermedia | AndreyPopov

In Stufen drei würden die Verbote sogar noch weiter gehen. Diese Regeln sieht der Entwurf vor:

  • Ladenöffnungszeiten müssen reduziert werden
  • Sportplätze und -anlagen dürften nicht mehr beleuchtet werden
  • Amateur-Sportveranstaltungen wären komplett verboten, sofern dafür Strom verbraucht wird
  • Kühltruhen müssen außerhalb der Öffnungszeiten von Geschäften mit Styroporplatten oder Nachtvorhängen abgedeckt werden
  • Innenräume dürfen auf maximal 18 Grad geheizt werden (wenn mit Strom geheizt wird)
  • Elektroautos dürfen privat nur für zwingend notwendige Fahrten genutzt werden
  • Verboten wäre der Betrieb von Video-, DVD- und Blue-Ray-Playern sowie von Spielekonsolen und Gaming-Computern
  • Privates Streamen wäre nicht mehr erlaubt

Den Tourismus hat die Schweiz bei ihren Plänen stark im Blick. So würde der Betrieb von "Schneesportanlagen" und "Beschneiungsanlagen" erst im absoluten Extremfall mit Stufe vier des Plans verboten werden. Schließen müssten dann auch Diskos, Casinos und Kinos. Auch interessant: Bekannte Energiespartipps im Check – Was hilft wirklich?

Energieknappheit in der Schweiz: Wie wahrscheinlich sind Verbote?

Müssen sich die Menschen in der Schweiz also darauf gefasst machen, dass sie im Winter nicht mehr bügeln dürfen? Vermutlich nicht, denn wie in Deutschland ist auch in dem Alpenstaat das Risiko für größere Stromausfälle oder Energieengpässe gering. Auszuschließen seien aber vor allem Teil-Blackouts von bis zu einer Stunde nicht, sagte eine Sprecherin des nationalen Netzbetreibers Swissgrid der Nachrichtenagentur AWP. (nfz)

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.