Eisenach/Erfurt/Sonneberg/Jena/Gera. In vielen Thüringer Kommunen laden Brunnen zum Verweilen ein. Besonders an Hitzetagen sind sie bei Passanten beliebt. Doch mancherorts liegen die Brunnen wegen der Corona-Pandemie derzeit trocken.

In Zeiten von Hitzesommern und Dürren wächst die Bedeutung von Brunnenanlagen in Thüringer Städten. „Historisch betrachtet, dienten Brunnen in Städten der Sicherung der Trinkwasserversorgung auf Plätzen und an wichtigen Wegkreuzungen“, erklärte Janina Walter, Sprecherin der Stadt Eisenach. „Vor allem Trinkbrunnen werden zukünftig als Klima-Anpassungsmaßnahme eine wichtige Rolle einnehmen – die Historie kehrt also in einem gewissen Maße wieder.“ Auch andere Thüringer Städte haben die Bedeutung von Brunnen erkannt, doch hat die Corona-Pandemie sie vielerorts veranlasst, ihre Konzepte hierzu zu überprüfen.

In der Landeshauptstadt Erfurt etwa gibt es zehn Trinkbrunnen sowie 20 Brunnen und Wasserspiele. Rund 75.000 Euro investiert die Stadt jedes Jahr in den technischen Unterhalt, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab. „Diese Anlagen werten das Stadtbild nicht nur optisch auf, sie tragen als kleine Wasseroasen auch zum Wohlbefinden der Bürger bei“, betonte Anja Schultz von der Stadtverwaltung.

Von den Trinkbrunnen wurden dieses Jahr aber nur vier in Betrieb genommen: Anlagen, an denen der Mundkontakt zum Wasseraustritt möglich ist, blieben aufgrund möglicher Ansteckungsgefahr in der Corona-Pandemie außer Betrieb. Die Mehrzahl der Schmuckbrunnen laufe jedoch wie gewohnt, wegen Sanierungen stehen acht Anlagen still.

In Sonneberg bleiben die beiden großen Wasserspiele der Stadt hingegen bisher bewusst abgeschaltet. „Diese Anlagen sind zwar ein wichtiges Element zur ansprechenden Gestaltung des öffentlichen Raums“, erklärte Alexander Heß von der Stadt Sonneberg. „Um wegen der Corona-Problematik Menschenansammlungen zu vermeiden, wurden sie in diesem Jahr nicht wie üblich an Ostern in Betrieb genommen.“ Wegen der angespannten Corona-Situation im Landkreis bleibe das auch vorerst so. Die fünf kleineren Brunnen und der Springbrunnen im Stadtparkteich seien davon aber nicht betroffen. Pro Jahr investiert die Stadt rund 20.000 Euro in Betrieb und Erhalt ihrer Brunnen.

Brunnenanlagen wegen Corona stillzulegen – solche Überlegungen gibt es in Jena einer Stadtsprecherin zufolge nicht. In der Stadt gebe es 34 Schmuckbrunnen, 25 davon mit integriertem Wasserspiel. Für Betrieb und Wartung schlagen jedes Jahr rund 150.000 Euro zu Buche. Bis auf zwei Anlagen, die wegen Vandalismus und einem technischen Defekt außer Betrieb seien, liefen alle wie üblich, sagte Franziska Rode.

Ähnlich ist die Lage in Gera: Die Stadt verfügt über sieben Schmuckbrunnen und ein Wasserspiel. Aufgrund von Wartungsarbeiten müssten zwei Brunnen und das Wasserspiel pausieren, sagte Sprecherin Catrin Heinrich. Für Reparaturen und Instandhaltung, die sich jährlich auf rund 12.000 Euro summieren, muss die Stadt aufkommen. Um die Wiederbelebung von Brunnen zu ermöglichen, gebe es in Gera aber immer wieder Patenschaften von Privatleuten und Vereinen.

Obwohl die Hitzewellen den Bedarf an Brunnen zur Abkühlung und Erfrischung erhöhen, könnte eine Dürre langfristig zur Abschaltung solcher Anlagen führen. „Da unsere Brunnenanlagen mit Trinkwasser betrieben werden, müsste bei anhaltendem Wassermangel auch darüber diskutiert werden, Brunnenanlagen mit erhöhtem Wasserverbrauch außer Betrieb zu nehmen“, sagte Rode.

In Gera werden die Schmuckbrunnen in einem geschlossenen System betrieben, erklärte Heinrich. Bei Bedarf wird das verdunstete Wasser wieder nachgefüllt. „Aus jetziger Sicht halten wir das für angemessen.“ Auch in Sonneberg gibt es noch keine Beschlüsse, aufgrund der Trockenheit Brunnen pausieren zu lassen.