„Tatort“: Til Schweiger hat keine Lust mehr auf Haudrauf
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Hamburg. Til Schweiger möchte es im „Tatort“ künftig etwas ruhiger angehen lassen. Ein Gespräch über den Neuanfang, Glück und die Regie-Arbeit.
Es gibt wenig Filmemacher, die derart polarisieren wie Til Schweiger (55). Zuletzt musste er in Hollywood einigen Spott wegen seines Kino-Flops „Head Full of Honey“ über sich ergehen lassen. Auch in Deutschland läuft das US-Remake des Kassenerfolgs „Honig im Kopf“ nicht wie erhofft.
Ebenso umstritten ist sein Krawall-Ermittler Nick Tschiller vom Hamburger „Tatort“. Zumindest da soll sich in Zukunft einiges ändern. Derzeit wird die neue Folge auf der Nordsee-Insel Neuwerk gedreht.
Herr Schweiger, nach einem Ausflug nach Hollywood nun also wieder „Tatort“. Wie läuft es?
Til Schweiger: Das Team hat am 19. März in Hamburg schon angefangen. Er wird „Tschillout“ heißen, den Titel finde ich großartig. Ich arbeite darin auf Neuwerk mit schwer erziehbaren Jugendlichen und warte auf mein Disziplinarverfahren zu meinem nicht genehmigten Trip nach Istanbul und Russland im Kino-„Tatort“.
Schweiger: Schon bevor wir den Film gedreht haben mit Tschillers Kampf gegen das organisierte Clan-Verbrechen, haben wir gesagt, wir brauchen einen neuen Gegner. Was wir an Action im Kino-„Tatort“ abgebrannt haben, können wir gar nicht mehr überbieten. Tschiller macht deshalb einen Neuanfang.
TV-Premiere für Schweigers Kino-„Tatort“
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Mit mehr Humor?
Schweiger: Es gibt auch ein paar Lacher.
Macht es Ihnen Spaß, diese eher untypische „Tatort“-Ermittlerfigur in die neue Richtung zu entwickeln?
Schweiger: Sie macht mir generell Spaß. Nach all der Action müssen wir uns jetzt mal wieder etwas Neues einfallen lassen. Ich werde ja auch nicht jünger. Was Regisseur Christian Alvart mit seinem kleinen Budget in den Filmen davor auf die Beine gestellt hat, war sensationell. Trotzdem habe ich mir für den Relaunch jetzt Eoin Moore als Regisseur gewünscht. Mein Lieblings-„Tatort“ ist nämlich der „Polizeiruf 110“ aus Rostock, den er inszeniert.
Til Schweigers bekannteste Rollen
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In vielen Ihrer Filme spielen Ihre Töchter mit – auch hier Luna. Offenbar will aber keine von ihnen Schauspielerin werden. Sind Sie enttäuscht?
Schweiger: Sie haben nie gesagt, dass das ihr Ziel ist. Ich habe meine Kinder nie dazu gedrängt, sie hatten einfach Lust. Das habe ich vorher immer getestet. Für mich war es eine tolle Sache, weil ich mit ihnen zusammenarbeiten konnte. Und sie konnten sehen, dass es nicht nur Spaß ist, was der Papa macht, sondern harte Arbeit.
Es war eine tolle Zeit. Ich habe ihnen immer gesagt, ihr müsst euch genau überlegen, was ihr mit eurem Leben machen wollt. Entscheidend ist nicht, dass der Job einen reich macht, sondern dass die Arbeit Spaß macht und euch erfüllt. Was das ist, ist völlig egal. Wenn man das schafft, zählt man schon zu den Glücklichen.
Wenn Sie, wie im „Tatort“, nur vor der Kamera stehen, bricht da nicht manchmal der Regisseur in Ihnen durch?
Schweiger: Eigentlich war der Grund dafür, dass ich hinter die Kamera gegangen bin, dass ich so viele Ideen hatte und die Regisseure damit belatschert habe. Einige haben mal eine meiner Ideen aufgenommen, andere haben gesagt: Das ist mein Film. Das muss man dann auch akzeptieren. Ich bringe mich trotzdem ein, aber ich gehe nicht ans Set und sage: Moment mal, ich bin auch Regisseur. Das machen wir jetzt mal ganz anders.
Ich hätte beim neuen „Tatort“ selbst Regie führen können, das wollte ich aber nicht. Erstens habe ich ohnehin genug zu tun. Zweitens hatte ich Angst, dass ich mich mit dem Budget verzettele. Bei Kinofilmen gehe ich immer volles Risiko und stecke alles Geld hinein, das ich habe, und hoffe, dass es erfolgreich wird. Wenn man als Fernsehproduzent das Budget überzieht, muss man selbst zahlen.
Wenn Sie jetzt erste Anzeichen des Alterns registrieren, hat das Auswirkungen auf Ihre Rollenauswahl?
Schweiger: Das hat es automatisch. Mein Vater hat früher immer zu mir gesagt: Irgendwann bist du nicht mehr so hübsch und dann kannst du diese Rollen nicht mehr spielen. Ich habe ihm geantwortet: Dann spiele ich eben Väter und später Großväter. (Das Gespräch führte Volker Behrens)