Mardin. Archäologen haben in der Türkei eine unterirdische Stadt entdeckt. Nach bisherigen Erkenntnissen könnte es die größte der Welt sein.

Die Region Mardin liegt im äußersten Süden der Türkei, nur 20 Kilometer von der syrischen Grenze entfernt. Kurden, Türken, Aramäer, Syrer und Araber leben in der Provinz, vor 3000 Jahren wurde die gleichnamige Hauptstadt Mardin gegründet. Eine besonders alte Stadt in der Provinz Mardin ist Midyat. Die ältesten Siedlungsspuren gehen auf die Hurrianer zurück, die schon im dritten Jahrtausend vor Christus dort gelebt haben. Bekannt ist Midyat vor allem für seine historische Altstadt und die zahllosen Ausgrabungsstätten. Bald könnte die uralte Stadt um eine weitere historische Sehenswürdigkeit reicher werden.

Archäologen haben in Midyat eine gigantische unterirdische Stadt entdeckt. Gani Tarkan, der Leiter der Ausgrabungsstätte, hält sie für die Größte der Welt. "Wir haben erst drei Prozent ausgegraben", sagt Tarkan dem staatlichen türkischen Fernsehsender TRT. "Wenn wir fertig sind, werden wir eine unterirdische Stadt ausgegraben haben, die weltweit bekannt ist."

Türkei: Unterirdische Stadt in Mardin war ein Zufallsfund

Gefunden wurde die Stadt, der die Archäologen den Namen antiken Namen Matiate ("Stadt der Höhlen") gaben, durch puren Zufall – und das bereits 2020. Als Arbeiter routinemäßige Reinigungs- und Konservierungsarbeiten in den historischen Straßen der Altstadt durchführten, fanden sie im Keller eines Hauses einen Durchgang. Bei den ersten Ausgrabungen im Durchgang kamen mehrere Räume, weiterführende Tunnel und historische Artefakte zum Vorschein.

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Erst jetzt wird den Archäologen vor Ort allerdings klar, wie riesig ihr Zufallsfund wirklich ist. Bisher wurden laut Gani Tarkan 49 Räume in Matiate ausgegraben, dazu ein etwa 100 Meter langer Tunnel, von dem weitere Räume abgehen. Dabei wurden auch religiöse Stätten gefunden, erklärt der Ausgrabungsleiter: "Die unterirdische Stadt wurde als Versteck gebaut. Als Ort, an den man flüchten konnte."

Matitate soll 1.900 Jahre alt sein

Das habe auch mit dem Alter von Matiate zu tun, dass die Archäologen auf etwa 1.900 Jahre schätzen. "Im zweiten Jahrhundert nach Christus war das Christentum noch keine anerkannte Religion", erläutert Tarkan dem Fachportal "Ancient Origins": "Familien und Gruppen, die das Christentum akzeptierten, suchten Schutz in der unterirdischen Stadt um der Verfolgung des Römischen Reiches zu entkommen".

Matiate ist nicht die einzige unterirdische Stadt in der Türkei. Etwa 40 wurden bereits entdeckt, die wohl bekannteste in Derinkuyu in der Region Kappadokien. Matiate ist aber nach Meinung der Archäologen die bisher Größte. "Es gibt keine unterirdische Stadt, die sich über ein solch großes Gebiet erstreckt", sagt Tarkan. "Matiate in Anatolien wird weltweit einzigartig sein." Wer seinen Urlaub im Süden der Türkei verbringt, soll die unterirdische Anlage bald besichtigen können. Ein genaues Datum dafür steht Gani Tarkan zufolge aber noch nicht fast.

Dieser Artikel ist zuerst auf morgenpost.de erschienen.