Highland Park. Bei dem Angriff auf eine Parade bei Chicago sind sieben Menschen getötet worden. Gegen den mutmaßlichen Täter wurde Anklage erhoben.

  • Bei einer Parade zum Unabhängigkeitstag hat ein Mann nahe Chicago auf Feiernde geschossen
  • Sieben Menschen kamen ums Leben
  • Inzwischen wurde der mutmaßliche Täter gefasst
  • Der Generalstaatsanwalt erhob Anklage wegen siebenfachen Mordes

Jack Steward wollte sich am höchsten Nationalfeiertag der Vereinigten Staaten morgens ein paar Dollar extra verdienen. Also ging der 27-Jährige im "New Balance"-Sportgeschäft von Highland Park, 40 Kilometer nördlich von Chicago, an die Arbeit; es galt, Regale aufzufüllen. "Plötzlich hörte ich draußen über 20 Schüsse", berichtete Steward der "Chicago Tribune".

Zwei Stunden lang verbarrikadierte er sich in seinem Laden und hörte die schlimmen Nachrichten übers Handy: Ein Mann hatte die traditionellen Feierlichkeiten zum Unabhängigkeitstag für eine abscheuliche Bluttat genutzt. Offenbar von einem Hausdach aus zielte der Täter mit einem Gewehr, das später sichergestellt wurde, auf Besucher der "Independence Day"-Parade, die mit ihren Motivwagen, Tanz-Gruppen und Musik-Kappellen an den deutschen Karneval erinnert.

Unterdessen wurde ein 21 Jahre alter Mann unter dringendem Tatverdacht festgenommen. Am Dienstagabend (Ortszeit) erhob die zuständige Staatsanwaltschaft in Lake County Anklage wegen siebenfachen Mordes gegen Robert C. Im Falle einer Verurteilung droht ihm eine lebenslange Haftstrafe. Zu

USA: Schüsse bei Parade nahe Chicago

Am Mittag zog Polizeichef Chris O’Neill die traurige Bilanz: Mindestens sechs Tote. Über 30 Menschen wurden mit Schusswunden und anderen Verletzungen in Krankenhäuser eingeliefert. Ein weiterer Mann erlag in der Nacht zu Mittwoch seinen schweren Verletzungen. Motiv für die Tat: bisher unbekannt. Noch während der Tragödie ließ Bürgermeisterin Nancy Rotering die für den Nachmittag und Abend geplanten Feiern zum 4. Juli absagen. Stattdessen wurde die Innenstadt von Highland Park großflächig abgeriegelt.

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Dutzende Polizei-Teams waren am Abend noch immer auf der Suche nach dem Schützen, der Hunderte Besucher in eine Massenpanik stürzte. Carrie Mangoubi war mit ihren drei kleinen Kindern und einer Nichte vor Ort, um die Blas-Kapellen zu sehen. "Auf einmal schrie jemand etwas von einem Amokschützen", sagt die junge Mutter vor Lokalreportern.

J. B. Pritzker, Gouverneur des Bundesstaates Illinois, in dem Chicago liegt, und potentieller demokratischer Präsidentschaftskandidat für 2024, war bis zu dem Zwischenfall Gast der Parade. Er ließ später den Angehörigen der Opfer sein Beileid überbringen und kündigte an, was hilflose Politiker in den USA nach jedem vergleichbaren Massaker ankündigen: bessere Gesetze, um Amerikas Straßen sicherer zu machen.

Mordraten seit Corona deutlich gestiegen

Das Gegenteil ist momentan der Fall. Landesweit sind die Mordraten seit Beginn der Corona-Pandemie 2020 deutlich gestiegen. Zuletzt häuften sich schlagzeilenträchtige Einzelfälle: Mitte Mai erschoss ein 18-Jähriger an einer Grundschule im texanischen Kleinstadt Uvalde 19 Kinder und zwei Lehrerinnen. Kurz zuvor hatte ein ebenfalls 18-Jähriger vor einem Supermarkt in Buffalo im Bundesstaat New York aus Rassen-Hass zehn Menschen erschossen, nahezu alle Opfer waren Afro-Amerikaner.

Dass der Massenmord bei Chicago am Unabhängigkeitstag geschah, konterkariert das Pathos, mit dem Präsident Joe Biden am Morgen in den 4. Juli einführte. Er sprach von einem "heiligen Tag in unserem Land" und einem Moment, "die Güte unserer Nation zu feiern, der einzigen Nation auf der Erde, die auf einer Idee gegründet ist: Dass alle Menschen gleich sind."

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.