Genf. Für die Wettervorhersage nutzen Meteorologen gerne Daten aus Flugzeugsensoren. Doch jetzt ist der globale Luftverkehr eingebrochen.

Die Coronavirus-Pandemie zeigt brutal, wie in der modernen Welt alles mit allem zusammenhängt. Kaum ein Lebensbereich bleibt von der globalen Krise unberührt. Jetzt zeichnet sich ab, dass der Erreger auch Wettervorhersagen und Klimabeobachtungen schwieriger macht – zumindest indirekt.

Denn für ihre Rechenmodelle greifen Meteorologen und Klimaforscher gerne auf Daten zurück, die von Sensoren an Flugzeugen stammen. Doch jetzt geht der Flugverkehr weltweit stark zurück. „Wenn noch weniger Wetterdaten von Flugzeugen geliefert werden und dies über einen längeren Zeitraum, dürfte die Zuverlässigkeit von Wettervorhersagen abnehmen“, sagt Lars Peter Riishojgaard, der Fachgruppenleiter bei der Weltwetterorganisation (WMO) in Genf.

Coronavirus-Eindämmung bringt Flugverkehr fast zum Erliegen

Auch Unwetter sind nach WMO-Angaben schwerer vorherzusagen – ein Risiko für Länder, die Vorlauf brauchen, um sich auf Wetterkatastrophen vorzubereiten. Die Wettermodelle brauchen möglichst viele Messdaten über den Ist-Zustand, um Vorhersagen zu machen. Sensoren an Flugzeugen liefern etwa Temperaturen sowie Windgeschwindigkeiten und -richtungen, sowie Angaben über Luftfeuchtigkeit und Turbulenzen.

Weil der Flugverkehr zur Eindämmung der Corona-Pandemie fast zum Erliegen gekommen ist, fehlen die Daten. Die WMO zeigt für Europa im März einen dramatischen Einbruch, von mehr als 700.000 auf wenige Tausend Wetterdaten pro Tag. Das Schweizer Bundesamt für Meteorologie lässt deshalb am Standort Payerne zum Beispiel nun täglich vier statt wie üblich zwei Wetterballons aufsteigen. Allerdings mache das fehlende Daten, die sonst bei Atlantiküberflügen gesammelt werden, nicht wett, hieß es.

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    In den Industrieländern lieferten Wettersatelliten und Bodenstationen ihre Daten weitgehend automatisiert, so die WMO. Wenn die Krise aber andauere und das Personal nicht wie gewohnt arbeiten könne, bestehe die Gefahr, dass die Anlagen mangels Wartung und Reparatur ausfallen könnten. In Entwicklungsländern würden viele Messdaten bis heute von Hand vorgenommen und in Modelle gespeist, die globale Wetter- und Klimavorhersagen machten.

    Diese manuell aufgenommenen Beobachtungen seien in den vergangenen Wochen bereits deutlich zurückgegangen. Modelle für Wetter- und Klimaprognosen werden nach Angaben der WMO normalerweise mit Daten aus fast 70 Satelliten sowie mehr als 10.000 Wetterstationen am Boden gefüttert. Hinzu kämen 1000 Stationen, die Luftdaten messen, Daten von 7000 Schiffe sowie mehr als 1000 Bojen, Hunderten Wetterradaranlagen und rund 3000 besonders ausgestatteten kommerziellen Flugzeugen.

    (küp/dpa)