Berlin. In Chats und Mails wimmelt es von Emojis – und jedes Jahr erscheinen zahlreiche neue. Nun feiern Smiley-Liebhaber den Welt-Emoji-Tag.

  • Am 17. Juli ist Welt-Emoji-Tag
  • Der Informatiker Scott Fahlman erfand 1982 das erste Emoticon
  • Ein Konsortium entscheidet jedes Jahr über neue Emojis
  • Emojis für Sex gibt es nicht

Die Symbolsprache ist jung, erst ein paar Jahre alt, aber sie wächst in rasantem Tempo. Jedes Jahr werden Hunderte neue Ausdrücke in die Vokabelliste aufgenommen – wer will, kann so ziemlich jede Gefühlslage durch ein Piktogramm mitteilen. Mit dem Boom der digitalen Kommunikation haben Emojis die Art revolutioniert, wie und was wir einander schreiben.

Am Freitag (17. Juli) feiert der chattende Teil der Menschheit die kleinen Darstellungen mit dem inoffiziellen Welt-Emoji-Tag. Vier Fakten zur globalen Bedeutung der Gelbgesichter:

Emojis haben einen Urahn

Am Anfang war das Emoticon. Doppelpunkt, Trennstrich, Klammer – so sah die erste durch Zeichen vermittelte Gefühlsäußerung in der digitalen Welt aus. Der Urvater der Smileys ist Scott Fahlman, ein Informatiker aus Pittsburgh. Der war 24 Jahre alt, als er 1982 auf die Idee kam, ironisch oder lustig gemeinte Aussagen in Chats zu kennzeichnen: „Ich schlage die folgende Zeichenfolge für Witz-Markierungen vor“, schrieb der heutige Universitätsprofessor und erfand mit dieser Strichmimik den Vorläufer heutiger Emojis: :-)

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Mittlerweile sind Smileys längst Teil der Netzkultur und ein Fall fürs Museum: „Schlicht, elegant und prägnant“ seien sie, lobhudelt das New Yorker Museum of Modern Art (Moma), das sich rühmt, die erste richtige Emoji-Kollektion zu besitzen: 176 Bilder, die der damals 27-jährige Designer Shigetaka Kurita 1999 für einen japanischen Mobilfunkanbieter entworfen hat.

Das Wort „Emoji“ stammt von den japanischen Schriftzeichen für „e“ (Bild), „mon“ (Ausdruck) und „ji“ (Buchstabe). „Kuritas Emojis pflanzten die Samen für die Explosion einer neuen Bildsprache“, jubelt das Moma rückblickend. Vor zehn Jahren schließlich fanden die Zeichen endgültig ihren Platz im Unicode, dem Standard für digitale Codierung.

Emojis sind Amerikaner

Die Organisation, die über die Einführung neuer Emojis entscheidet, sitzt mitten im Silicon Valley in Kalifornien: Dem Unicode-Konsortium gehören zahlreiche große Softwarefirmen wie Microsoft oder SAP an. Mehr als 3000 Emojis gibt es bereits – so viele, dass es lange dauern kann, das passende Piktogramm im Handy zu finden. Allein für 2020 stellte das Konsortium 117 neue Emojis vor, darunter eher praxisferne Darstellungen wie die des ausgestorbenen Riesenvogels Dodo.

Emojis vermehren sich rasant.
Emojis vermehren sich rasant. © funkegrafik nrw | Rim AmmarSelina Sielaff

Neue Emojis kann jeder beantragen. 2017 etwa setzte die Wiener Schülerin Rayouf Alhumedhi die Einführung eines Emojis für muslimische Frauen mit Kopftuch durch. Die Hersteller und Entwickler müssen die Vorgaben dann in ihren Apps und Plattformen umsetzen.

Emojis machen es fast allen recht

Die Emoji-Sprache ist politisch besonders korrekt. In den letzten Jahren haben Apple, Samsung, Twitter und Google das Revolver-Bild durch eine niedliche Wasserpistole ersetzt. Immer mehr Hauttöne, Haarfarben und Frisuren spiegeln die menschliche Vielfalt wider.

Nur nach Entsprechungen für Sex suchen Nutzer vergeblich. Stattdessen behelfen sich manche mit Essbarem, um explizite Textnachrichten kreativ auszuschmücken. Der Pfirsich etwa steht für den Po und die Aubergine… nun ja.

Emojis nerven

Wer jede SMS mit Dutzenden Lach- oder Daumen-hoch-Emojis illustriert, mag das lustig finden – der Empfänger fasst sich womöglich entgeistert an die Stirn. „Manche Leute sind genervt, wenn zu viele Emojis verwendet werden“, berichtet die Zürcher Linguistin Christina Margrit Siever von ihrer Studie zur Kommunikation in Whatsapp-Chats. Einige Nutzer hätten angegeben, die Absender dann nicht ernst nehmen zu können.

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Sprachpuristen sehen bereits das Ende der Schrift gekommen und sorgen sich, dass die Menschheit bald nur noch über Emojis kommuniziert. Jedoch glaubt nicht einmal Mark Davis, der Präsident des Unicode-Konsortiums, dass grammatisch sinnvolle Smiley-Sätze möglich sind: „Wenn man sich die Emojis ansieht, fällt auf: Es sind fast alles Nomen, keine Adjektive und kaum Verben.“