Berlin. Die Arzneimittelbestände sind in der Corona-Krise ausgelastet. Unter anderem Narkosemittel sind betroffen. Die EU-Kommission reagierte.

Die Bestände von wichtigen Arzneimitteln sind in der Corona-Krise weiterhin ausgelastet. Besonders Narkosemittel werden durch die Intensivbetreuung der Covid-19-Patienten knapp. Dazu gehört unter anderem das Standard-Narkosemittel Propofol. Mittlerweile hat auch die EU-Kommission reagiert.

Bereits im Herbst 2019 gab es Berichte über Lieferengpässe bei Propofol. In der Corona-Krise scheint sich die Situation nun weiter zuzuspitzen. Die Gründe: Die Langzeitbeatmung von an Covid-19 erkrankten Intensivpatienten und die erhöhte Nachfrage weltweit.

Unter anderem Propofol wird bei Covid-19-Patienten in Intensivbetreuung dazu genutzt, um die Erkrankten während der Beatmungszeit in ein künstliches Koma zu versetzen. Im normalen Krankenhausbetrieb ist es ein Mittel zur Einleitung von Narkosen, unter anderem bei Operationen. Doch immer mehr Kliniken berichten von knapper werdenden Beständen.

Lieferengpässe bei Narkosemitteln: Mediziner alarmiert

Mehrere Berichten zufolge zeigen sich Wissenschaftlerinnen und Mediziner zunehmend besorgt über die Situation. Demnach fordern sie ein Einschreiten der Politik und die Nutzung alternativer Mittel bei Operationen, damit das Propofol auch sicher bei den Covid-19-Kranken auf der Intensivstation ankomme.

Der Pharmakonzern Baxter hat Anfang April einen Lieferengpass für Propofol beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) gemeldet. Gegenüber „Bild“ erklärten wiederum deutsche Arzneimittelhersteller, die Nachfrage sei zwar erhöht, die Versorgung der Patienten bisher aber nicht gefährdet. Auch die Kassenärztliche Bundesvereinigung erklärte, Lieferprobleme mit bestimmten Substanzen – etwa Propofol – habe es auch schon früher gegeben.

In einem Bericht des BfArM hieß es am vergangenen Donnerstag ebenfalls, die weltweite Nachfrage stelle die Pharmaindustrie bei beeinträchtigten Transportwegen und ohnehin angespannter Marktsituation vor große Herausforderungen. Auch bei anderen Arzneimitteln wie Midazolam oder Morphin gibt es dem Institut zufolge „bestehende“ oder „sich abzeichnende relevante Engpässe“. Positiv sei aber unter anderem, dass die Produktion in China wieder angelaufen sei.

Lieferengpässe bei Narkosemitteln: EU-Kommission reagiert mit Lockerungen

Dennoch scheint die Situation zumindest ernst genug, um eine Reaktion der Politik zu bewirken: Bereits am vergangenen Dienstag hatte die „Welt“ aus einem Brief der EU-Kommission an Medikamentenherstellende zitiert, in dem die Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides vor den knappen Arzneimittelbeständen warnte. Dem Anhang des Schreibens zufolge hatten deutsche Kliniken gemeldet, dass 47 der Intensivmedizin benötigten Wirkstoffe knapp werden – unter anderem auch Propofol.

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Einen Tag später lockerte die EU-Kommission aus Sorge vor Lieferengpässen bei Medikamtenten die Kartellregeln. Die Brüsseler Behörde erlaubte damit vorübergehend eine engere Zusammenarbeit und Abstimmung unter den Pharmakonzernen, damit der Bedarf gedeckt werden könne.

So solle verhindert werden, dass sich Firmen nur auf einzelne Medikamente konzentrieren – wenn andere gerade dringender gebraucht werden.

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(reba)