Berlin. Die zwölfjährige Berlinerin Ziva Marie Faske gilt als große Schauspielhoffnung. Doch die Jüngsten am Set brauchen besonderen Schutz.

Auslandsaufenthalt statt Schulausflug, Teambesprechung statt Klassenarbeit, Gage statt Taschengeld: Kinderdarsteller bei Film und Fernsehen machen Erfahrungen, die sich so ganz von denen ihrer Schulkameraden unterscheiden. Das wird nicht immer positiv bewertet: Ihnen haftet das Image an, von überehrgeizigen Eltern ins Rampenlicht geschubst zu werden und dort zu verglühen – wie einst Drew Barrymore („E. T.“) oder Macaulay Culkin („Kevin – Allein zu Haus“). Wie aber gestaltet sich das Leben eines Kinderdarstellers in Deutschland?

Anruf bei Heike Faske. Ihre Tochter Ziva Marie Faske spielte in „Weissensee“. Am Sonntag ist die Zwölfjährige in ihrer ersten Hauptrolle zu sehen. „Ein Sommer an der Moldau“ ist ein Film der ZDF-Herzkino-Reihe, die erfahrungsgemäß rund sechs Millionen Zuschauer erreicht.

Ja, sie sei stolz auf ihre Tochter, sagt Faske und betont, dass die ihre Entscheidungen selbst trifft. Bald übernimmt Ziva das Gespräch. Die junge Berlinerin wirkt erstaunlich zielstrebig und selbstsicher. „Am Set bespreche ich mit der Regisseurin oder dem Regisseur, wie wir beide uns die Rolle vorstellen und wie ich das umsetzen kann, sodass wir beide das am besten finden“, sagt sie.

Es wird klar: Da verhandelt ein kleiner Vollprofi mit den Filmschaffenden auf gleicher Augenhöhe. Anstrengend seien die Drehs manchmal schon, wenn es spät wird, gibt sie zu, aber: „Es macht mir Spaß, sonst würde ich das ja gar nicht machen.“

Ziva Marie Faske: Wie spielt ein Kind eine Krimiszene?

Von der Schule werde sie für ihre Drehtage meistens freigestellt. Wie angenehm! „Das ist nicht so ohne“, wirft ihre Mutter Heike Faske aus dem Hintergrund ein: „Es ist ein organisatorischer Aufwand und bedeutet viel Vorsprache, und die schulischen Leistungen müssen natürlich stimmen. Andernfalls würde die Schule da auch kein grünes Licht geben.“ Einen Monat war Ziva fürs Herzkino in Prag – inklusive den Herbstferien.

Schürt dieses Ausnahmeleben Neid? „Meine engsten Freunde finden cool, was ich mache“, sagt Ziva knapp. Für sie gibt es nur ein Ziel: „Schauspielerin ist mein Traumberuf!“ Im Alter von fünf Jahren entdeckte sie ihre Leidenschaft, als sie beim Kita-Theater Frau Holle spielte.

Ziva Marie Faske mit Alina Levshin in „Ein Sommer an der Moldau“.
Ziva Marie Faske mit Alina Levshin in „Ein Sommer an der Moldau“. © ZDF

Ihre Mutter, eine Theaterpädagogin, sprach mit ihr bei einer Castingagentur vor. Ihre erste Rolle hatte Ziva in Ferdinand von Schirachs „Schuld“ – schwerer Stoff, den sie nur ausschnittsweise sehen durfte.

Auch die erst fünfjährige Madeleine Tanfal hatte im letzten „Polizeiruf 110“ (ARD) als Tochter eines Mordopfers verstörende Sätze zu sagen: „Opa, ist es schön im Himmel? Weiß Mama eigentlich, dass ich noch hier bin?“ Wie verkraftet eine Kinderdarstellerin so etwas? Kinder haben am Set einen eigenen Coach. Zudem drehen sie heikle Szenen losgelöst vom Zusammenhang. Die Filmemacher versuchen, spielerisch an die dargestellten Emotionen heranzugehen.

Geflüchteter Junge spielt Flüchtlingskind

Aber durchaus würden Kinder, die Angst spielen, auch eine Art von Angst empfinden, sagt Herzkino-Regisseurin Sarah Winkenstette. Für ihr Kinodrama „Zu weit weg“ hatte sie die Rolle eines Flüchtlingskindes mit einem tatsächlich geflüchteten Jungen besetzt, der einige traumatische Szenen spielen musste.

„Da haben wir rein körperlich gearbeitet – also über die Atmung, über Bewegungen, Schreie. Es war sehr technisch und gar nicht emotional, eben weil wir den Jungen schützen mussten.“