Berlin. Die Corona-Pandemie stürzt auch deutsche Tierparks in eine finanzielle Krise. Der erste Zoo denkt bereits an drastische Maßnahmen.

Bei schönem Wetter, wie jetzt im April, sind Zoologische Gärten und Tierparks beliebte Ausflugsziele für Jung und Alt. Aber in der Corona-Krise müssen die Zoos geschlossen bleiben und bedroht die Existenz einiger Einrichtungen. Ein erster Tierpark will jetzt mit dramatischen Mitteln um sein Überleben kämpfen.

Tierparks und Zoos haben wegen der Corona-Pandemie zwar keine Einnahmen, die Ausgaben aber bleiben unverändert. Schließlich müssen die Tiere gefüttert und versorgt werden. Für den Tierpark Neumünster in Schleswig-Holstein ist die Lage mittlerweile so dramatisch, dass der Zoo bereits Pläne für Notschlachtungen erarbeitet hat und sich damit an die Öffentlichkeit wendet.

Wegen Corona-Krise: Zoo denkt an Notschlachtungen

Der Tierpark hat, wie alle Zoos in Deutschland, zurzeit keine Einnahmen durch Besucher und wird ausschließlich durch Spenden am Leben erhalten. Noch reicht das. „Doch wenn – und das ist wirklich der aller worst, worst case – wenn ich kein Geld mehr habe, Futter zu kaufen, oder wenn es passieren sollte, dass mein Futterlieferant aufgrund neuer Restriktionen nicht mehr liefern kann, dann würde ich Tiere schlachten, um andere Tiere zu füttern“, erklärte Zoodirektorin Verena Caspari. Das wäre dann aber der allerletzte Schritt.

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„Das ist gar nicht so spektakulär, wie es sich anhört“, sagte Zoodirektorin Caspari. Denn in bestimmten Fällen ein Tier zu töten sei sogar aus tierschutzrechtlichen Gründen vorgeschrieben. „Vorher könnte man natürlich auch versuchen, Tiere an andere Betriebe abzugeben. Das ist aber nicht mit allen Tieren so einfach.“

Zoo-Verband bittet Kanzlerin Merkel um Hilfe

Der Tierpark ist Heimat des Eisbären „Vitus“. Das 3,60 Meter ist der Vater von Deutschlands vermeintlich bekanntesten Eisbären „Knut“ in Berlin. Verena Caspari, Zoodirektorin des Tierpark Neumünster, erklärte aber auch, dass „Vitus“ im Fall von Notschlachtungen zuletzt geopfert werden würde.

Viele Zoos kämpfen wegen der Coronakrise ums Überleben. Auch der Tierpark Neumünster, in dem Eisbär „Vitus“ lebt.
Viele Zoos kämpfen wegen der Coronakrise ums Überleben. Auch der Tierpark Neumünster, in dem Eisbär „Vitus“ lebt. © dpa | Carsten Rehder

Der Verband der Zoologischen Gärten, in dem 56 Zoos organisiert sind, hat sich mit der Bitte um ein Soforthilfe-Programm in Höhe von 100 Millionen Euro an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gewandt.

Zoo verliert wöchentlich „Einnahmen im fünfstelligen Bereich“

Auch die Zoos in Sachsen rechnen mit hohen Verlusten aufgrund der Coronakrise. Besonders die fehlenden Einnahmen während der Osterfeiertage schmerzen. Der Direktor des Leipziger Zoos, Jörg Junhold, bezifferte seine Verluste aus entgangenen Einnahmen für die Zeit zwischen dem 16. März und 19. April mit rund vier Millionen Euro. Der Leipziger Zoo hat die Spendenaktion „Ein Bienchen für dich“ gestartet.

Dem Zoo Hoyerswerda gehen laut Sprecherin Stefanie Jürß „wöchentlich Einnahmen im fünfstelligen Bereich verloren“. Die Stadt Chemnitz bestätigte, dass die Einnahmeverluste des Tierparks während der gewöhnlich besucherstarken Osterfeiertage und den Osterferien im weiteren Verlauf des Jahres nicht mehr aufzuholen seien.

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(gem/dpa)