Berlin . Die rechte AfD steckt in einer tiefen Krise. Ihr fehlen Ideen – und führungsstarkes Personal. Die Partei marginalisiert sich selbst.

Geschlossenheit finden, das wollen sie. Die Spaltung überwinden, auch das. Die Spitze der AfD wiederholte diese Formeln auf dem Bundesparteitag mit einer Mischung aus Mantra und Hoffnung. Doch die AfD ist nicht geschlossen. Sie bleibt intern misstrauisch, sie bleibt gespalten in ideologischen Grabenkämpfen.

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Das zeigt sich vor allem in dem Wahlergebnis von Tino Chrupalla: Er bekam 53 Prozent der Stimmen auf dem AfD-Bundesparteitag im sächsischen Riesa. Drei Prozentpunkte weniger – und er wäre im ersten Wahlgang durchgefallen.

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Für den neuen, alten AfD-Chef ist das kein großer Vertrauensbeweis. Es ist eher Ausdruck eines eklatanten Mangels an Personal in der Partei. Die AfD steckt zehn Jahre nach ihrer Gründung in einer schweren Krise, verliert Mitglieder, verliert bei einer Landtagswahl nach der anderen an Stimmen, verliert Zustimmung sogar in ihren Hochburgen wie Sachsen.

Christian Unger, Politik-Korrespondent
Christian Unger, Politik-Korrespondent © Reto Klar | Reto Klar

AfD findet kaum Lösungswege auf die drängenden Probleme dieser Zeit

Viele schreiben Chrupalla die Verantwortung zu. Doch nicht ein einziger Politiker der Partei trägt Schuld für das Desaster in der rechten AfD. Es ist die Führung insgesamt, es ist die Spaltung der Partei in völkisch-nationalistische Ostverbände und eher als gemäßigt geltende Westverbände.

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Noch etwas aber manifestiert die Krise der Partei: Sie lebte lange von Provokation und Ressentiment. Protest funktionierte für ein paar Jahre. Nun aber findet sie kaum Lösungswege auf die drängenden Probleme dieser Zeit. Für den Ausweg aus der Energiekrise schlägt sie den Bau neuer Atomkraftwerke vor – das ist zwar populär, aber doch wenig innovativ und zukunftsgewandt. Eine „Alternative“ ist die AfD längst nicht mehr.

Dieser Artikel erschien zuerst auf waz.de.