Berlin. Das Terrornetzwerk Al-Kaida hat den Taliban zum Sieg in Afghanistan gratuliert. Sie rufen das Volk auf, die Taliban zu unterstützen.

Nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan hat sich jetzt das Terrornetzwerk Al-Kaida zu Wort gemeldet. Am Dienstagabend verbreitete das „Generalkommando“ Al-Kaidas über seinen Propagandaflügel Al-Sahab eine zweiseitige Mitteilung. Darin gratuliert das Terrornetzwerk den Taliban und nennt den US-Abzug einen „historischen Sieg" der Taliban.

„Das afghanische Debakel Amerikas und der Nato markiert den Anfang vom Ende einer dunklen Ära westlicher Vorherrschaft und militärischer Besatzung islamischer Länder“, heißt es in der Mitteilung. Das afghanische Volk sei aufgerufen, den Taliban zu vertrauen und sie zu unterstützen.

Afghanistan: Taliban wollte Zusammenarbeit mit Al-Kaida einstellen

US-Truppen hatten die Taliban 2001 aus Kabul vertrieben. Die Taliban hatte Mitgliedern des Terrornetzwerks Unterschlupf gewährt. Laut einem UN-Bericht von Mai 2020 ist Al-Kaida heute etwa in einem Drittel der afghanischen Provinzen aktiv. Das lässt darauf schließen, dass die Beziehungen zwischen Al-Kaida und den militant-islamistischen Taliban weiter eng sind, obwohl die Taliban sich im Februar 2020 in einem Abkommen mit den USA dazu verpflichtet hatten, ihre Zusammenarbeit mit Al-Kaida zu beenden.

„Zu diesem historischen Ereignis möchten wir das islamische Emirat beglückwünschen, besonders (Taliban-Führer) Haibatullah Achundsada“, teilte Al-Kaida mit. „Gott hat uns den Sieg versprochen und Bush die Niederlage, wir werden sehen, welches Versprechen erfüllt wird“, schreiben die Autoren mit Verweis auf den früheren US-Präsidenten George W. Bush, der den US-Einmarsch in Afghanistan nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 angeordnet hatte.

Al-Kaida könnte in Afghanistan neue Mitglieder gewinnen

Das Terrornetz Al-Kaida („Die Basis“) wurde Ende der 1980er Jahre im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet gegründet und kämpft für eine islamistische Weltordnung. Al-Kaida-Chef Osama bin Laden, der als Kopf der Terroranschläge vom 11. September 2001 in den USA galt, wurde 2011 in Pakistan von einer US-Spezialeinheit getötet. Sein Nachfolger wurde der Ägypter Aiman al-Sawahiri. Im November 2020 hatte es Berichte gegeben, dass er eines natürlichen Todes gestorben sei.

IS-Ableger bekennt sich zu Raketenangriff auf Flughafen Kabul

weitere Videos

    Al-Kaida ist nach Einschätzung der Denkfabrik Soufan Group heute „unermesslich stärker“ als zum Zeitpunkt der Anschläge von 9/11 vor 20 Jahren. Das Netzwerk zählt demnach weltweit 30.000 bis 40.000 Mitglieder mit Ablegern unter anderem im Nahen Osten, Nordafrika, Südasien und auf der Arabischen Halbinsel. Trotz vieler Rückschläge könne Al-Kaida nach dem US-Abzug jetzt auch in Afghanistan wieder Kraft sammeln und neue Mitglieder gewinnen.

    Mit der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) ist Al-Kaida trotz ähnlicher dschihadistischer Ideologie tief verfeindet. Das Ziel der Taliban ist die Errichtung eines „Islamischen Emirats Afghanistan". Staat und Gesellschaft sollen sich streng an der Scharia ausrichten. Während der Taliban-Herrschaft bis Herbst 2001 waren Musik, Sport, Bilder und Fernseher in Afghanistan verboten, die meisten Schulen und Universitäten geschlossen.

    (msb/dpa)