Berlin. Die Riester-Rente entfacht einen neuen Streit. Die Regierung will die private Altersvorsorge reformieren. Aber lohnt sich das noch?

  • In Deutschland ist die steuerlich geförderte Riester-Rente schon lange umstritten
  • Die Bundesregierung will das veraltete Modell reformieren
  • Doch lohnt sich das überhaupt noch? Oder sollte die Riester-Rente besser abgeschafft werden?

Die steuerlich geförderte Riester-Rente ist seit ihrer Einführung im Jahr 2002 umstritten: Ein sinnvolles Modell, um sich eine private Zusatzrente aufzubauen oder sich ein Eigenheim zu ermöglichen, sagen die einen. Ein Kostenfresser, von dem vor allem die Anbieter profitieren, sagen die anderen.

Tatsächlich ist die Zahl der Riester-Verträge in diesem Jahr zum vierten Mal in Folge rückgängig – wenn auch mit rund 16,4 Millionen Verträgen auf einem hohen Niveau. Nur wird Schätzungen zufolge bei jedem fünften Vertrag überhaupt kein Beitrag mehr einbezahlt.

Riester-Rente: Kanzlerin zeigt sich offen für eine Reform

Die Bundesregierung hat es sich daher zur Aufgabe gemacht, das Riester-Modell zu reformieren. Viel Zeit bleiben CDU/CSU und SPD dafür nicht, in neun Monaten ist Bundestagswahl. Lesen Sie auch: Altersvorsorge: So können sie den Wegfall des Soli nutzen

Bei der jüngsten Regierungsbefragung Mitte Dezember kündigte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) immerhin an, sich damit beschäftigten zu wollen, das bisherige Modell attraktiver zu machen.

Bausparkassen-Chef dringt auf Vereinfachungen

Druck macht nun der Verband der Privaten Bausparkassen. „Die staatlich geförderte Eigenheimrente muss einfacher werden und eine frei wählbare und gleichberechtige Alternative zur Geldrente bleiben“, sagte Bernd Hertweck, Vorstandsvorsitzender des Verbandes, unserer Redaktion.

„Dabei sind auch bürokratische Erleichterungen bei der Eigenheimrente erforderlich“, sagte Hertweck. Er forderte die Bundesregierung auf, zeitnah einen Gesetzesentwurf vorzulegen.

Zwei Millionen Wohn-Riesterverträge gibt es in Deutschland

Bei der Eigenheimrente, oft auch „Wohn-Riester“ genannt, können Sparer die Riester-Förderung anstatt für den klassischen Geld-Sparvertrag für die eigene Immobilie nutzen. Rund zwei Millionen Eigenheim-Rentenverträge gibt es derzeit. Auch interessant: CDU-Politiker wollen Renten-Reform – Kritik an Plänen

Diese würden laut Hertweck auch „gut funktionieren“, trotzdem müsse die Riester-Rente reformiert werden. „Das hat die große Koalition übrigens versprochen, und daran sollte sie sich halten“, sagte Hertweck.

Untersuchung: Fast jeder vierte Euro wird als Gebühr genutzt

Einen drastischeren Weg fordert Gerhard Schick, Vorstand der Bürgerbewegung Finanzwende. „Bei Riester sind die zentralen Annahmen nicht eingetreten“, sagte der Finanzexperte unserer Redaktion. „Deshalb sollte man das Ganze abschaffen und stattdessen auf das Modell setzen, dass sich an dem schwedischen Vorsorgefonds orientiert.“

Die Interessensvertretung Finanzwende hatte jüngst in einer Untersuchung von 65 Riester-Rentenversicherungen herausgefunden, dass fast jeder vierte Euro nicht bei den Sparern ankommt, sondern als Gebühr für die Versicherer genutzt wird. „Dieses Geld fehlt den Menschen dann im Alter“, sagte Schick. Lesen Sie auch: Rente leidet unter Corona: Im Westen droht eine Nullrunde

Riester-Rente: Reformieren oder abschaffen?

Es sei für den Steuerzahler nicht hinnehmbar, „wenn schlechte und ineffektive Finanzprodukte auch noch subventioniert werden nur um den Kostenapparat einiger Anbieter zu finanzieren“, sagte Schick. Sein Vorschlag: Die Riester-Rente abschaffen, den bisherigen Sparern aber einen Bestandsschutz gewähren.

Als „Schlag ins Gesicht für 16 Millionen Riester-Sparer“ wertet Bausparkassen-Chef Hertweck den Vorschlag. Auch von einem Bestandsschutz hält er nichts. Das sei „nichts anderes als eine schleichende Zerschlagung“, kritisierte Hertweck. Auch interessant: Hartz IV und Kindergeld steigen: Wo es 2021 mehr Geld gibt

Dieser Artikel erschien zuerst bei morgenpost.de.