Washington. Der wohl reichste Mann der Welt kündigt eine Milliardenspende für den Kampf gegen den Klimawandel an. Doch nicht alle sind von Jeff Bezos' Großzügigkeit begeistert. Auch Amazon-Mitarbeiter kritisieren ihren Chef.

Jeff Bezos, Gründer und Chef des Online-Händlers Amazon, will zehn Milliarden US-Dollar für die Bekämpfung des Klimawandels spenden.

Mehrere hundert seiner knapp 800.000 Mitarbeiter sehen das Projekt aber kritisch. Zwar sei Bezos' Großzügigkeit lobenswert, doch müsse das Unternehmen zunächst selbst umweltfreundlicher werden, schrieb die Gruppe Amazon-Mitarbeiter für Klimagerechtigkeit in einer auf Twitter veröffentlichten Stellungnahme.

"Wann wird Amazon aufhören, Öl- und Gasunternehmen bei der Zerstörung der Erde mit noch mehr Öl- und Gasbohrlöchern zu helfen?", fragten die Mitarbeiter weiter. Amazon müsse aufhören, den Klimawandel leugnende Thinktanks zu finanzieren, und es müsse seine Lkws von Diesel auf Elektromotoren umstellen. Zudem fordern sie von dem Unternehmensgründer, der laut Rangliste des "Forbes"-Magazins der reichste Mann der Welt ist, eine Vorreiterrolle beim Klimaschutz. "Wie die Geschichte uns lehrt, erheben sich wahre Visionäre gegen etablierte Systeme, auch wenn es sie selbst teuer zu stehen kommt", so die Mitarbeiter.

Zuvor hatte Bezos, dem seit 2013 auch die US-Zeitung "Washington Post" gehört, seine Spende am Montag auf Instagram angekündigt. "Der Klimawandel ist die größte Bedrohung für unseren Planeten", mahnte der Amazon-Chef dort. Er gründe daher den "Bezos Earth Fund", mit dem Wissenschaftler, Aktivisten und Nichtregierungsorganisationen beim Kampf gegen den Klimawandel finanziell unterstützt werden sollten. Erste Fördergelder sollten ab dem Sommer fließen.

Amazon zeigte sich begeistert über die Pläne des Unternehmenschefs. "Jeffs Leidenschaft und sein außerordentlicher persönlicher Beitrag zum Kampf gegen den Klimawandel werden enorme Auswirkungen haben", teilte das Unternehmen am Montag mit. Amazon habe mit seiner Ankündigung im vergangenen September, die Ziele des Pariser Klimaabkommens zehn Jahre früher umzusetzen und bis 2040 klimaneutral sein zu wollen, einen mutigen Schritt getan.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2019 machte der US-Onlineversandhändler einen Gewinn von 11,6 Milliarden Dollar. Weltweit beschäftigt Amazon nach eigenen Angaben knapp 800.000 Mitarbeiter. Gut 350 von ihnen hatten bereits Ende Januar die CO2-Bilanz ihres Arbeitsgebers kritisiert, wie die Amazon-Mitarbeiter für Klimagerechtigkeit bei Twitter mitteilten.

Das Vermögen von Bezos wird bei "Forbes" auf fast 130 Milliarden US-Dollar geschätzt. Er wurde in der Vergangenheit kritisiert, dass er gemessen an seinem Reichtum vergleichsweise wenig Geld spende. In den vergangenen Jahren hatte er seine Spenden jedoch ausgebaut. Erst vor wenigen Tagen hatte Bezos Schlagzeilen gemacht mit dem Kauf eines Luxusanwesens in Beverly Hills für 165 Millionen US-Dollar.