Berlin. Der Friedensnobelpreis 2019 ist vergeben: Abiy Ahmed, Ministerpräsident von Äthiopien, erhält die prestigeträchtige Auszeichnung.
Der äthiopische Ministerpräsident Abiy Ahmed wird mit dem Friedensnobelpreis 2019 ausgezeichnet. Damit würdigt das norwegische Nobelkomitee den Einsatz des 44-jährigen Regierungschefs für den historischen Friedensvertrag mit dem benachbarten Eritrea und die politische Öffnung im eigenen Land.
Beide Staaten pflegten eine jahrzehntelange Feindschaft. Der Vertrag beendete einen 20 Jahre dauernden Krieg mit mehreren zehntausend Opfern. Als Favoritin für den Friedensnobelpreis galt auch die Klimaaktivistin Greta Thunberg.
Abiy Ahmed versprach den Völkern Versöhnung und hat seit seinem Amtsantritt am 2. April 2018 tatsächlich Rekordtempo an den Tag gelegt - neben der Lösung des Grenzkonflikts mit Eritrea wurden Tausende politische Flüchtlinge freigelassen und verbotene politische Parteien in Äthiopien wieder erlaubt. Auch wurden millionenschwere Korruptionsskandale aufgedeckt. Er gilt als Hoffnungsträger für ganz Afrika.
Friedensnobelpreis 2019: Abiy Ahmed überlebte zwei Attentate
Der anfänglichen Euphorie ist in Äthiopien jedoch auch ein Stück weit Ernüchterung gewichen. Durch seine Politik hat er sich viele Feine geschaffen. Auch die Gewalt in dem Land mit 105 Millionen Einwohnern nimmt wieder zu. Zwei Attentate hat Abiy Ahmed in seiner Amtszeit bereits überlebt, ein Staatsstreich scheiterte. Zudem wächst die Angst vor einem Bürgerkrieg, da in gleich elf Regionen separatistische Bewegungen aufbegehren.
Ob seine Bemühungen langfristigen Erfolg haben werden, dürfte vor allem vom Schicksal der jungen Leute in Äthiopien abhängen. Zwei Drittel der Bevölkerung sind unter 25. Mindestens 30 Millionen sollen keinen Job haben. Andere arbeiten oft als Tagelöhner auf Feldern oder in der Schattenwirtschaft.
Neben Abiy Ahmed ehre der Preis in diesem Jahr auch alle andere Menschen, die in Äthiopien und ganz Ost-Afrika für Frieden und Versöhnung arbeiten, betonte die Vorsitzende des Nobelkomitees, Berit Reiss-Andersen.
Es gab 301 Nominierte für den Friedensnobelpreis
Zum 100. Mal wird der Friedensnobelpreis in diesem Jahr vergeben. Die Auszeichnung gilt als
. Sie ist mit neun Millionen schwedischen Kronen dotiert (830.000 Euro). Seit der ersten Auszeichnung 1901 wurde sie nur in Krisen- und Kriegszeiten nicht vergeben.
Neben der 16-jährigen Klima-Kämpferin Greta Thunberg wurde auch die Organisation „Reporter ohne Grenzen“ zum kleinen Kreis der Favoriten gezählt: Sie tritt weltweit für die Presse- und Informationsfreiheit ein. Genannt wurden auch der brasilianische Häuptling Raoni Metuktire und Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern. Auf den Listen der Jury standen in diesem Jahr 301 Nominierte – darunter 223 Persönlichkeiten und 78 Organisationen. Die Namen werden jedoch 50 Jahre lang unter Verschluss gehalten.
- Hintergrund: Was man über die Auszeichnung wissen muss
Gestiftet wurde der Friedensnobelpreis vom Erfinder des Dynamits, der schwedische Industrielle Alfred Nobel (1833-1896). Er widmete die Auszeichnung Verdiensten um die Völkerverständigung sowie der Abrüstung und Frieden. Im vergangenen Jahr haben die Jesidin Nadia Murad und der kongolesische Arzt Denis Mukwege den Nobelpreis für ihren Einsatz gegen sexuelle Gewalt in Konflikten erhalten.
Berühmte Friedensnobelpreisträger
Diese diesjährigen Preisträger standen bereits fest:
- Medizin: William Kaelin, Gregg Semenza und Peter Ratcliffe
- Physik: James Peebles, Michel Mayor und Didier
- Chemie: John Goodenough, Stanley Whittingham und Akira Yoshino
- Literatur: Peter Handke und Olga Tokarczuk
Der Träger des Wirtschafts-Nobelpreises wird am kommenden Montag bekannt gegeben. (aky)