Erfurt. Anträge und Auszahlung der 150 Euro pro bedürftigem Haushalt noch unklar. Augenmerk auf gesamte IT-Infrastruktur

Nach der Ankündigung der Bundesregierung, Kinder einkommensschwacher Elternhäuser bei der Anschaffung digitaler Endgeräte für den Tele-Unterricht zu unterstützen, ist das Verfahren, wie Eltern Anträge stellen können, noch unklar. Der Koalitionsausschuss beschloss dafür die Bereitstellung von 500 Millionen Euro. Die Beschlüsse müssten in Berlin erst noch in konkrete Politik gegossen werden, sagt Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (Die Linke). Der Ressortchef mahnte eine schnelle Umsetzung an, damit betroffene Schüler in Thüringen zu Geräten kommen könnten. „Das Geld muss jetzt auch schnell in Thüringen ankommen. Der schnellste Weg, auf dem das geschehen kann, ist der beste“, sagte Holter.

Besorgt zeigte sich der Minister über die Entwicklung der Bildungsgerechtigkeit in der Zeit der Schulschließungen. „Für das Lernen zu Hause sind Computer oder Tablet eine wichtige Säule. Wenn Kinder nicht darüber verfügen, geht die Schere immer weiter auf. Das zu verhindern, sind wir uns auch über Parteigrenzen hinweg einig“, so Holter. Die Krise zeige den Wert von Schule. „In Thüringen sollen deshalb Kinder, bei denen die Lehrkräfte nach der Schulschließung einen besonderen Unterstützungsbedarf sehen, mit Priorität wieder zurück in die Schulen geholt werden können“, so Holter.

Claudia Koch, Sprecherin der Landeselternvertretung, verweist auf die langjährige Forderung nach besserer IT-Ausstattung für Schülern und Schulen. „Wir hätten es begrüßt, wenn schon konkrete Schritte für die Umsetzung absehbar wären“, sagt die Ilmenauerin. So bleibe vorerst offen, inwiefern Sozialämter oder das Bildungs- und Teilhabepaket genutzt werden könnten. Zu klären bleibe auch, ob Geld an die Haushalte fließen oder ob Bedarf und Geräte über die Schulen vermittelt würden. Zudem mahnte Koch erhöhtes Augenmerk für die IT-Infrastruktur an, sprich Internetanbindung und Sicherheitsstandards. „Davon hängt ab, mit welchen Geräten sich sinnvoll arbeiten lässt und ob das Geld dafür reicht“, so Koch.

Eine Aufstockung der 150 Euro pro bedürftigem Haushalt durch den Freistaat Thüringen ist laut Bildungsministerium derzeit nicht vorgesehen, auch, weil seit der nicht vorhersehbaren Einigung in Berlin noch keine Kabinettsbesprechung in Thüringen stattgefunden hat.