Das Gesundheitswesen funktioniert trotz horrender Ausgaben nicht mehr richtig. Wegen fehlender Medizin muss jetzt ein Notfallplan her.

Deutschland leistet sich eines der teuersten Gesundheitssysteme der Welt. Weit über 430 Milliarden Euro – von Steuerzahlern, Arbeitnehmern und Arbeitgebern aufgebracht – wurden allein 2020 in das System gepumpt. Das riesige Netz aus öffentlichen und privaten Kliniken, Kassen- und Privatärzten, Pharmaindustrie und Lobbyverbänden ist uns lieb und teuer – besonders Letzteres.

Ob das Ergebnis und die Effizienz immer den immensen Ausgaben entsprechen, ist eine Dauerdebatte unserer Gesundheitspolitiker. Sie führen diese Debatte unter sich. Normalsterbliche können das komplizierte System weder verstehen und schon gar nicht fachgerecht beurteilen.

Das muss aber auch nicht sein, solange die Versorgung gut ist, der Kassenbeitrag noch bezahlbar und Kranke alles bekommen, was für ihre Gesundung absolut notwendig ist. Aber das war einmal.

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Jörg Quoos, Chef der Zentralredaktions
Jörg Quoos, Chef der Zentralredaktions © Dirk Bruniecki

Klinken und Personalmangel: Kinderärzte sprechen von "Armutszeugnis"

Wer beispielsweise mit einem kranken Kind derzeit Hilfe sucht, braucht starke Nerven und einen gut gefüllten Medikamentenschrank. Weder Termine beim Kinderarzt noch einfache Medikamente wie Fiebersäfte sind ausreichend erhältlich. Sogar bestimmte Antibiotika werden zur Mangelware.

Auch wenn hinter dem Dilemma unterschiedliche Gründe liegen – von Personalmangel bis hin zu Lieferkettenproblemen –, bleibt der Eindruck: Das Gesundheitswesen funktioniert trotz horrender Ausgaben nicht mehr richtig.

Ein „Armutszeugnis“ urteilt der Verband der Kinder- und Jugendärzte und fordert zu Recht einen staatlichen Notfallplan. Die Politik sollte diesen Alarmschrei ernst nehmen und sich schnell kümmern. Tut sie das nicht, können die Folgen gesundheitsschädigend oder sogar tödlich sein.

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