Oxford. Eine Studie bescheinigt dem Spray hohe Wirksamkeit gegen Corona. Lauterbach nennt es „Game Changer“ – Virologin Ciesek widerspricht.

  • Eine Studie der Universität Oxford bescheinigt einem Asthmaspray eine hohe Wirksamkeit gegen schwere Covid-Verläufe
  • Der Inhaltsstoff Budesonid soll das Risiko für schwerwiegende Corona-Erkrankungen drastisch reduzieren können
  • SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach nennt das Spray bereits einen „Game Changer“
  • Die Virologin Sandra Ciesek hingegen ist skeptisch – die Studie habe ihre Schwächen, sagt sie

Während es schon mehrere zugelassene Impfstoffe gegen Corona gibt, fehlt es Ärzten weiterhin an wirksamen Medikamenten zur Behandlung ihrer Patienten. Doch ein gängiges Asthmaspray könnte nun womöglich im Kampf gegen das Coronavirus helfen. Laut einer aktuellen Studie der britischen Oxford-Universität soll das Spray im frühen Stadium einer Covid-19-Erkrankung besonders wirksam sein und so schwere Verläufe verhindern können.

Konkret geht es um den Inhaltsstoff Budesonid, ein synthetisches Glucocorticoid. Er wirkt stark entzündungshemmend und wird bereits breit eingesetzt zur Behandlung von Asthma, allergischem Schnupfen, Nasenpolypen oder chronischen Lungenerkrankungen.

Asthmaspray gegen Corona: Bis 90 Prozent weniger Risiko für schweren Verlauf

Nach Angaben der britschen Forscher, die ihre Untersuchung im Fachmagazin „The Lancet“ veröffentlicht haben, kann das inhalierte Budesonid das Risiko eines schweren Verlaufs um bis zu 90 Prozent reduzieren. An der Studie nahmen 146 Teilnehmer teil, die sich mit Corona infiziert haben.

Eine Hälfe der Probanden bekam 28 Tage lang zwei Mal am Tag Budesonid, die andere Hälfe wurde herkömmlich behandelt. Bei 90 Prozent der Teilnehmer, die das Asthmaspray bekamen, konnte ein Krankenhausaufenthalt verhindert werden. Zudem hätten die Teilnehmer, die Budesonid inhalierten, sich schneller von ihren Symptomen wie Fieber oder Gliederschmerzen erholt.

Das Mittel, so die britischen Forscher, würde auch die Spätfolgen einer Corona-Erkrankung reduzieren, da das Medikament die Lunge widerstandsfähiger mache. Die Wissenschaftler schlussfolgern damit in ihrer Untersuchung, dass das Budesonid ein wirksame Behandlung gegen Covid-19 sein kann – solange es rechtzeitig eingesetzt wird.

Karl Lauterbach begeistert von Studienergebnissen

Die Resultate klingen vielversprechend, doch die Studie hat zwei Einschränkungen: Zum einen die relativ kleinen Probandengruppen von je 73 Teilnehmern, zum anderen fehlt – wie in vielen medizinischen Studien üblich – eine Placebo-Kontrollgruppe.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach ist von den neuen Ergebnissen jedoch trotzdem begeistert. In einem Tweet den der Politiker am Sonntag absetzte, spricht er von einem „Game Changer“ und schreibt weiter: „Ich kenne einige Ärzte, die bereits diese Strategie verfolgen. Ich würde dies als Hausarzt auf Grundlage der vorliegenden Daten, ohne Kontraindikation, auch tun.“

Virologin Cisek zweifelt an Asthmaspray: Studie hat Schwächen

Die Frankfurter Virologin Sandra Ciesek hingegen ist skeptisch, dass das Asthma-Spray Budesonid beim Kampf gegen Covid-19 entscheidend sein wird. „Ich würde es nicht als "Game Changer" bezeichnen“, sagte die Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt am Dienstagabend im NDR-Podcast „Das Coronavirus-Update“. Lesen Sie hier: Virologin Ciesek – So gefährlich sind Impfnebenwirkungen

Die von Lauterbach ins Feld geführte Studie habe „einige Schwächen“: Wenige Patienten, keine Kontrollgruppe – vor allem aber habe sich der Sauerstoffbedarf der Patienten nach Gabe des Sprays nicht verändert. „Dennoch macht es natürlich Hoffnung“, sagte Ciesek. Es sei möglich, „dass es vielleicht Subgruppen gibt, die davon profitieren“.

Auf keinen Fall sollten sich Menschen jetzt auf eigene Faust Budesonid besorgen. „Man sollte es vor allem nicht prophylaktisch nehmen, bevor man sich überhaupt infiziert, das würde gar nichts bringen und wäre sogar kontraproduktiv.“ (mit dpa)

Lesen Sie auch: Drosten: Wann der Impfschutz aufgefrischt werden muss