Berlin. Geht der Sieger leer aus? Die CDU hat die Berlin-Wahl gewonnen, aber vielleicht nicht die Macht. Indes braucht Berlin: einen Neuanfang.

Die Hauptstadt hat gewählt. Allein das ist schon eine gute Nachricht: Nach der historischen Pannenwahl haben es die Verantwortlichen diesmal geschafft, Wahllokale ausreichend zu öffnen und genug Stimmzettel bereitzuhalten.

Aber jetzt beginnt der anstrengende Part: die Regierungsbildung. Die CDU hat zwar gewonnen, aber nach Berliner Tradition heißt das noch nicht, dass sie regieren darf.

Rechnerisch reicht es für ein Bündnis der Unterlegenen – sprich SPD, Linke und Grünen. Keiner der drei hat Lust darauf, den Mini-Partner bei der CDU zu geben.

Die SPD will das Rathaus nicht hergeben. Die Linke ist ideologisch Lichtjahre von den Schwarzen entfernt. Und die Grünen sind ebenfalls wie Feuer und Wasser mit der CDU.

Was nun? Es wäre schön, wenn Sieger und Verlierer sich von der Frage leiten lassen: Was braucht Berlin am dringendsten? Und hier lautet die Antwort: eine breite, stabile Mehrheit, die alle Berlinerinnen und Berliner im Blick hat. Und die endlich das legendäre Berliner Chaos beendet, dessen vorläufiger Höhepunkt die verpatzte Wahl war. Die Hauptstadt darf nicht länger das Gespött der Republik sein.

Jörg Quoos, Chefredakteur der Zentralredaktion.
Jörg Quoos, Chefredakteur der Zentralredaktion. © Dirk Bruniecki

Es wäre falsch, wenn Rot-Grün-Rot – vom Wähler gerupft – einfach so weitermacht. Die Berliner haben einen klaren Sieger gewählt. Die CDU ist von Platz 3 auf Platz 1 gestiegen. Sie erhebt jetzt zu Recht den Anspruch auf Führung.

Für CDU-Chef Friedrich Merz ist der Triumph erst komplett, wenn seine Partei in der Stadt Berlin regiert. Und der Kanzler sollte die Niederlage der SPD hinnehmen. Er weiß als früherer Vizekanzler einer schwarz-roten Koalition schließlich am besten, dass sie funktioniert. Und dass man auch aus der zweiten Reihe wieder angreifen kann. Lesen Sie dazu: Berlin-Wahl: CDU stärkste Partei, SPD will weiter regieren

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