Kopenhagen. Dänemark läutet in aller Vorsicht die Zeit der gelockerten Corona-Maßnahmen ein. Zehntausende dänische Kinder können somit ab heute wieder in die Krippe, den Kindergarten oder die Schule gehen.

Für Zehntausende dänische Kinder hat am Mittwoch der vorsichtige Rückweg aus der Zeit der strikten Corona-Maßnahmen begonnen.

Als erstes Land Europas, das sich in der Corona-Krise zur Schließung seiner Schul- und Tageseinrichtungen entschlossen hatte, öffnete Dänemark seine Kinderkrippen, Kindergärten und Schulen bis zur fünften Klasse wieder.

Unter speziellen Voraussetzungen wie reichlich Abstand zwischen den Kindern sowie verstärkten Hygienevorschriften wurde der Schulunterricht am Morgen vielerorts in Kopenhagen und anderen Landesteilen langsam wiederaufgenommen. Manche Einrichtungen wollten in den kommenden Tagen folgen.

"Ich bin tief beeindruckt, wie schnell es einer Schule wie dieser hier geglückt ist, sich von geschlossen auf wieder offen umzustellen", sagte Ministerpräsidentin Mette Frederiksen dem Sender TV2, als sie sich am Morgen in der Lykkebo Skole im Westen von Kopenhagen selbst ein Bild von den Schulöffnungen machte. "Die Kinder freuen sich sehr, ihre Kameraden wiederzusehen." Später schrieb sie auf Facebook, es sei fantastisch, zu sehen, wie gut sich die Lehrer und Schüler auf die neue Situation eingestellt hätten.

Doch nicht überall lief die Öffnung der Schul- und Tageseinrichtungen nach fast einem Monat mit geschlossenen Türen sofort wieder an. Zwar meldete rund die Hälfte der 98 dänischen Kommunen vorab, dass ihre Schulen für den Neustart am Mittwoch bereit seien. Andere brauchten jedoch noch etwas Vorlaufzeit, um die strengen Anforderungen der Behörden zu erfüllen. Besonders die Voraussetzung, mindestens zwei Meter Abstand zwischen den Schülern zu gewährleisten, stellte manche kleineren Schulen vor Probleme. Bis spätestens nächsten Montag sollen alle Einrichtungen aber wieder geöffnet haben.

Dänemark hatte besonders früh mit strikten Maßnahmen auf die ersten bestätigten Infektionsfälle im Land reagiert. Die Regierung hatte am 14. März unter anderem die Grenzen geschlossen, darunter auch dienach Deutschland. Restaurants, Cafés, Kneipen sowie Theater und weitere Freizeiteinrichtungen sind seit Wochen ebenfalls dicht. All diese Maßnahmen hatte Frederiksen zuletzt bis zum 10. Mai verlängert. Versammlungen mit mehr als zehn Personen sind damit weiter verboten, Großveranstaltungen bis Ende August untersagt.

Mit der Öffnung der Einrichtungen für die jüngeren Kinder will Frederiksens Regierung in erster Linie Eltern entlasten, die ihren Nachwuchs neben der Arbeit in den vergangenen vier Wochen zu Hause betreuen mussten. Der neue Alltag der knapp 400.000 Schüler der Jahrgangsstufen null - das ist in Dänemark die Vorschulklasse - bis fünf sowie der 250.000 Kinder in den Tageseinrichtungen dürfte sich nun aber erst allmählich einpendeln. Wer sich krank fühlt oder einen Corona-Fall in der Familie hat, der soll vorerst zu Hause bleiben. Schüler der höheren Jahrgangsstufen bekommen weiter zu Hause Online-Unterricht.

Während in Deutschland noch über den Zeitpunkt zur Öffnung der Schulen debattiert wird, stellt die Wiedereröffnung der Einrichtungen für die Dänen die erste Lockerung einer zentralen Maßnahme gegen die Ausbreitung des Coronavirus dar. Das strikte Vorgehen hat bei den Dänen eindeutig Wirkung gezeigt: Jede mit dem Virus infizierte Person steckt derzeit nach Behördenangaben im Durchschnitt nur noch 0,6 andere Menschen an - vor Beginn der Corona-Maßnahmen Mitte März hatte dieser Wert noch bei 2,4 gelegen. Ein Wert unter 1,0 bedeutet, dass die Epidemie über kurz oder lang abnimmt.