Damaskus/Berlin. Es sind die ersten vier Kinder von deutschen IS-Anhängern, die die Bundesregierung zurückholt. Es sollen nicht die einzigen bleiben.

Über die Rückkehr von IS-Kindern nach Deutschland war schon länger spekuliert worden, nun war es so weit: Zum ersten Mal hat Deutschland Kinder von deutschen IS-Anhängern aus Syrien zurückgeholt.

Drei Kinder seien am Dienstagabend am Flughafen Frankfurt mit einer Maschine aus dem irakischen Erbil eingetroffen, sagte ein Sprecher der Bundespolizei in Frankfurt auf Anfrage. Das Jugend- und Sozialamt der Stadt Frankfurt habe der Überstellung beigewohnt. Aus Datenschutzgründen konnte der Sprecher keine weiteren Angaben machen.

IS-Kinder übergeben – Verbleib von krankem Baby unklar

Manja Kliese, Leiterin der Konsularabteilung des Auswärtigen Amtes, und ein Übersetzer bei einem Treffen mit Vertretern der Autonomiegebiete in Nordostsyrien.
Manja Kliese, Leiterin der Konsularabteilung des Auswärtigen Amtes, und ein Übersetzer bei einem Treffen mit Vertretern der Autonomiegebiete in Nordostsyrien. © dpa | -

Wie die Deutsche Presse-Agentur erfuhr, handelt es sich bei den drei Kindern um zwei Mädchen im Alter von zwei und vier Jahren. Die Geschwister seien von ihrer Großmutter, die zur Abholung nach Erbil geflogen war, begleitet worden. Zudem kam in Frankfurt ein siebenjähriger Junge an, der ebenfalls von seiner zum Abflugort gereisten Großmutter begleitet wurde.

Nach Angaben des Auswärtigen Amtes waren am Montag an der Grenze von Syrien zum Irak vier Kinder an Mitarbeiter des deutschen Generalkonsulats in Erbil übergeben worden. Ein Sprecher der kurdischen Behörden in Syrien hatte der dpa gesagt, es handele sich um drei Waisen und ein krankes Baby.

Zum Verbleib des Babys konnte die Bundespolizei keine Angaben machen. Die Kinder hatten nach dem Sieg über die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien im Flüchtlingslager Al-Hol gelebt, das unter Kontrolle der Kurden steht.

Das Berliner Verwaltungsgericht hatte im Juli entschieden, dass die Regierung Angehörige von IS-Kämpfern zurückholen müsse.

Deutschland will weitere IS-Kinder zurückholen

Außenminister Heiko Maas (SPD).
Außenminister Heiko Maas (SPD). © dpa | Bernd von Jutrczenka

Und es sollen nicht die einzigen IS-Kinder bleiben: Nach den Worten von Außenminister Heiko Maas (SPD) arbeitet die Bundesregierung unter schwierigen Bedingungen daran. „Wir werden uns dafür einsetzen, dass auch weitere Kinder Syrien verlassen können“, sagte Maas am Montag in Berlin.

Es handele sich im Wesentlichen um Kleinkinder, sagte Maas. Deren Unterbringung in den Flüchtlingslagern sei „alles andere als optimal.“ Der Minister fügte hinzu: „Sie können auch nicht für die Taten ihrer Eltern verantwortlich gemacht werden, und deshalb wollen wir dort helfen.“

Nach Angaben des Rojava Information Center (RIC) leben im Nordosten Syriens 117 Kinder mit deutscher Staatsangehörigkeit. Dazu kämen 21 Kinder von Deutschen, die aber keine deutsche Staatsangehörigkeit hätten, sowie Dutzende Frauen und 66 Männer, von denen mehr als 40 an Kriegsverbrechen beteiligt sein sollen. (dpa/sdo)