Nairobi/Berlin. Millionen von Tonnen Plastik landen jedes Jahr in den Ozeanen. Einzeln machen die Länder noch längst nicht genug dagegen. Deutschland will sich nun verstärkt für ein globales Plastik-Abkommen einsetzen.

Im Kampf gegen Plastikmüll will sich Deutschland für ein globales Abkommen stark machen.

Noch im dritten Quartal dieses Jahres werde es zur Vorbereitung für einen solchen Deal eine von Deutschland, Ghana und Ecuador ausgerichtete hochrangige Ministerkonferenz geben, kündigte die deutsche Botschafterin in Nairobi, Annett Günther, im Rahmen der UN-Umweltversammlung UNEA an. Im Laufe der digitalen Konferenz, die am Montag begonnen hatte, hätten mehrere Staaten Zustimmung zu einem verbindlichen globalen Plastik-Abkommen signalisiert, sagte sie. Im nächsten Schritt werde es in der kommenden Woche eine Diskussion zur Vorbereitung der Konferenz auf Ministerebene geben.

"Die Vermüllung der Meere mit Plastik hat ein gefährliches Ausmaß angenommen", sagte Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD). "Abgestimmtes, globales Handeln ist dringend erforderlich." Als Weltgemeinschaft benötige man eine gemeinsame Vorstellung davon, wie man dieses Müllproblem bewältigen könne.

Zuvor hatte auch der Präsident der UN-Umweltversammlung, Norwegens Umweltminister Sveinung Rotevatn, gesagt, es entwickele sich eine starke Dynamik für ein globales Plastik-Abkommen. Viele Länder würden inzwischen eine verbindliche Vereinbarung zur Reduzierung von Plastikmüll fordern. Allerdings sei es bei diesem ersten Teil der UNEA-Konferenz schwer gewesen, echte Verhandlungen zwischen Ländern online zu führen. Ob die Mitgliedsstaaten beim zweiten Teil der Konferenz, der als Präsenz-Veranstaltung für Februar 2022 angesetzt ist, tatsächlich ein Mandat für die Verhandlung einer Plastik-Konvention verabschieden werden, müsse sich zeigen.

Die UN-Umweltversammlung tagt normalerweise alle zwei Jahre in Kenias Hauptstadt Nairobi, dem Sitz des UN-Umweltprogramms (Unep). Wegen der Corona-Pandemie wurde diese Konferenz zweigeteilt. Bei dem ersten Online-Treffen am Montag und Dienstag verabschiedeten die Mitgliedsstaaten unter anderem die Unep-Strategie bis 2025.

Die angekündigte Konferenz sei "von außerordentlicher Bedeutung" für den Kampf gegen Plastikmüll, sagte Alois Vedder, der Leiter für den Bereich Politik bei der Naturschutzorganisation WWF. Sie könne uns dem Ziel eines wirksamen Abkommens näherbringen. Rund 70 Staaten hätten sich nach WWF-Erhebungen bereits auf unterschiedlichen Ebenen öffentlich für ein verbindliches globales Abkommen ausgesprochen, sagte er. "Die Zeit drängt, denn wenn wir nicht handeln, wird sich die Menge des bereits in die Ozeane eingetragenen Plastikmülls in den Meeren in den nächsten 15 Jahren verdoppeln."

Rund eine Million Plastikflaschen werden Unep zufolge jede Minute weltweit gekauft, pro Jahr werden fünf Billionen Plastiktüten genutzt. Davon landet ein großer Teil in den Meeren - demnach rund acht Millionen Tonnen Plastik im Jahr. "Eins ist klar: Beim Status quo zu bleiben ist keine Option", sagte Unep-Chefin Inger Andersen. Sie lobte Afrika, wo 34 der 54 Länder bereits eine Art von Plastik-Verbot eingeführt hätten. Andersen forderte aber weitere Aktivitäten in diese Richtung.

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