Berlin. Im Mai soll das Deutschlandticket an den Start gehen. Doch bei der gleichnamigen Internetseite kam das Verkehrsministerium zu spät.

Der Wirbel um das sogenannte Deutschlandticket war so groß, dass sich der ein oder andere Autofahrer überlegen wird, künftig für 49 Euro im Monat mit dem öffentlichen Nahverkehr zur Arbeit zu pendeln. Voraussichtlich zum 1. Mai soll das bundesweite Ticket für Busse und Bahnen verfügbar sein.

Wollen Verbraucher sich dazu vorab im Internet informieren, landen sie unter der Internetadresse „deutschlandticket.de“ allerdings nicht auf einer Seite des Bundesverkehrsministeriums. Stattdessen hat sich der französische Konzern Transdev die Internetadresse schon Mitte des Jahres 2022 gesichert – als der offizielle Name noch nicht einmal bekannt war. Denn erst im Oktober legte man sich in einem Beschluss der Verkehrsministerkonferenz offiziell fest. Zuvor wurde der Nachfolger des Neun-Euro-Tickets stets einfach als 49-Euro-Ticket bezeichnet.

Dass ein Bahnunternehmen schneller war als das Bundesverkehrsministerium, darauf war Victor Perli, Bundestagsabgeordneter der Linksfraktion, gestoßen. Er sagte unserer Redaktion: „Es ist eine peinliche Panne, dass der für Verkehr und Digitales zuständige Minister vergessen hat, die Domain deutschlandticket.de sichern zu lassen. Bund und Länder finanzieren das Ticket mit mindestens drei Milliarden Euro pro Jahr, aber unter der offiziell wirkenden Domain will jetzt ein regionaler privater Bahnbetreiber mit dem bundesweiten Ticketverkauf das ganz große Geschäft machen.“

Der Bundestagsabgeordnete kritisierte, dieses Geschäft von Transdev laufe zu Lasten der kommunalen Verkehrsverbünde, die selbst möglichst viele Tickets verkaufen wollen. Perli hat dazu eine Kleine Anfrage im Bundestag gestellt. Die Antwort der Regierung steht noch aus.

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Deutschlandticket: Ministerium hatte wohl Interesse, kam aber zu spät

Angeblich hatte sich auch das Bundesverkehrsministerium um den Namen dieser Internetseite bemüht, man war allerdings zu spät dran. Nachdem der französische Konzern sich die Rechte gesichert hatte, seien sie dem Ministerium zu teuer gewesen, erfuhr die Redaktion aus Ministeriumskreisen.

Doch nicht nur Perli ärgert sich über die vertane Chance, auch beim Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), der über 600 Verkehrsverbünde und -firmen in Deutschland vertritt, knirscht man mit den Zähnen. Denn auch der Verband musste ausweichen, informiert jetzt unter der sperrigen Internetadresse „d-ticket.info“. Dabei hatte man bereits an einer gemeinsamen, bundesweit einheitlichen Werbekampagne für das Deutschlandticket gearbeitet, die Ende November 2022 präsentiert wurde.

Diese hätte nach Informationen unserer Redaktion etwa zwölf Millionen Euro gekostet. Die Ausgaben hätten sich der Bund und die Länder geteilt. Doch weil sechs – insbesondere CDU-geführte – Bundesländer blockierten, wurde aus dem Plan nichts. Nun ist es an den Verkehrsunternehmen, den neuen Fahrschein zu bewerben, eine einheitliche Kampagne mit Wiedererkennungswert für das neue Tarifprodukt wird es nicht geben.

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Firma verkauft Deutschlandticket auf eigener Internetseite

Auf der Internetseite will die deutsche Tochter von Transdev künftig das Deutschlandticket verkaufen, sobald es verfügbar ist. Ein Sprecher der Transdev sagte auf Nachfrage unserer Redaktion: „Wir haben als Gruppe professionell agiert und uns rechtzeitig bei der Planung des Webshops um eine entsprechende Domainsicherung gekümmert.“ Dass es eine Anfrage seitens des Verkehrsministeriums gegeben habe über einen Abkauf der Domain, wollte das Unternehmen auf Nachfrage nicht bestätigen.

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