Washington. Nach den neuerlichen Massakern in den USA bemüht Trump wieder den lieben Gott. Ein Armutszeugnis. Ihn trifft eine Mitverantwortung.

Den lieben Gott zu bemühen und sich bei Polizei und Sanitätern für ihren Einsatz in traumatisierender Szenerie zu bedanken, gehört in Amerika zu den hilflosesten Ritualen, wenn die hausgemachte Seuche der Schusswaffen-Gewalt wieder Unschuldige aus dem Leben gerissen hat.

Dass nach dem offenbar rassistisch motivierten Massenmord von El Paso ausgerechnet dem ersten Mann im Staate nicht viel mehr als das einfällt, ist ein alarmierendes Armutszeugnis. Auch wenn Donald Trump nicht den Finger am Abzug hatte, trifft den Rechtspopulisten, der regelmäßig Ressentiments zu scharfen Waffen im rhetorischen Streit um die Zukunft des Landes macht, eine gewisse Mitverantwortung bei Gewalt gegen Immigranten.

Massaker in El Paso und Ohio – Hassreden erzeugen Hassverbrechen

Seine islamophobe Sprache, sein Hetzen gegen Einwanderer aus Latein-Amerika, sein feiges Lavieren und unscharfes Abgrenzen im Umgang mit Antisemiten und Anhängern der Theorie von der weißen Herren-Rasse, weltweit zu besichtigen gewesen nach der Ursünde seiner Präsidentschaft 2017 in Charlottesville – all das hat ein Klima befördert, in dem sich „White Supremacists“ nicht ausreichend geächtet fühlen.

Mehr noch: Die hispanische „Invasion“, die der mutmaßliche Täter von El Paso als Legitimation für seine Mordlust anführt, findet sich so oder ähnlich auch auf den Sprechzetteln Trumps, wenn er Menschen aus dem Hinterhof der USA, die aus Selbsterhaltungstrieb nach Norden streben, als „Vergewaltiger“ und „Kriminelle“ bezeichnet.

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Dass Hassreden Hassverbrechen erzeugen, ist keine neue Erkenntnis. Neu ist, dass in Washington der Brandstifter mit den größten Zündhölzern im Weißen Haus sitzt. Unter seiner Präsidentschaft hat das dunkle, das widerwärtige Amerika mehr als einmal sein volksverhetzendes Gift verspritzt.

Weißer Terrorismus ist größte Bedrohung für nationale Sicherheit

Bis heute hat Trump nicht ein einziges Mal öffentlich anerkannt, was FBI und andere Sicherheitsorgane gebetsmühlenartig wiederholen: Nicht islamistischer Terrorismus, sondern weißer, nationalistischer, xenophober, rechtsextremistischer Inlands-Terrorismus ist die größte Bedrohung für die nationale Sicherheit.

Wer dagegen wirksam etwas tun will, muss die Dinge endlich beim Namen nennen und bei der Bekämpfung dieser Verfassungsfeinde drastisch durchgreifen. Donald Trump dagegen wehrt sich bis heute nur halbherzig, wenn sich lupenreine Rassisten und Neonazis auf ihn berufen. Eine Schande.