Berlin. Die USA drohen der Türkei, das Land reagiert – und droht zurück. Es geht um die Stützpunkte der Vereinten Staaten. Und deren Zukunft.

Das Verhältnis ist zerrüttet, nun drohen Konsequenzen. Weil die USA Sanktionen gegen die Türkei fordern, hat deren Präsident Recep Tayyip Erdogan sich zu der Zukunft der Militärstützpunkte des Landes geäußert. Und die sähe nicht gut aus, sollten die US-Senatoren nicht von ihren Aussagen abrücken.

Konkret droht Erdogan mit der Schließung von zwei Stützpunkten. „Wenn erforderlich“ könne man die von den USA genutzte Luftwaffenbasis Incirlik und die US-Radarstation Kürecik in der Provinz Malatya schließen, sagte Erdogan am Sonntagabend in einem Interview mit dem Sender A Haber.

Ganz unerwartet kommt die Nachricht nicht – vergangene Woche hatte der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu bereits angedeutet, dass die Türkei im Fall von US-Sanktionen den USA den Zugang zu Incirlik und Kürecik verwehren könnte.

Türkei will US-Stützpunkte nicht mehr – wenn es Sanktionen gibt

US-Senatoren hatten die Sanktionen gegen die Türkei gefordert, weil diese im Sommer das russische Raketenabwehrsystem S-400 gekauft hatte. Die US-Regierung befürchtet unter anderem, dass Russland über das empfindliche Radar des Waffensystems an Daten über die Fähigkeiten des US-Kampfjets F-35 gelangen könnte.

Ankara war Partner beim Bau des Kampfjets und wollte zahlreiche Flugzeuge kaufen. Wegen des Rüstungsdeals mit Moskau haben die USA die Türkei aus dem F-35- Programm ausgeschlossen. Harte Sanktionen blieben bislang aber aus.

„Wir sehen den Status unserer Streitkräfte in der Türkei als Symbol für unser jahrzehntelanges Engagement, mit unserem Nato-Verbündeten und strategischen Partner Türkei zusammenzuarbeiten und ihn zu verteidigen“, sagte ein Pentagon-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur in Washington.

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„Das Ministerium ist bestrebt, diese Beziehung zu bewahren und die Türkei gleichzeitig zu ermutigen, eine konstruktivere Politik zu verfolgen, was S-400, Syrien und andere Bereiche angeht, in denen es Meinungsverschiedenheiten gibt.“

Massaker an Armeniern als Völkermord anerkannt

Das Verhältnis zwischen den Nato-Partnern ist auch angespannt, weil nach dem Repräsentantenhaus auch der US-Senat die Massaker an den Armeniern im Osmanischen Reich als Völkermord anerkannt hat. Eine entsprechende Resolution war am Donnerstag verabschiedet worden. Die Türkei protestierte scharf. Erdogan sagte am Sonntag, es handele sich um eine politische Entscheidung, die inakzeptabel sei.

Während des Ersten Weltkriegs waren Armenier systematisch verfolgt und unter anderem auf Todesmärsche in die syrische Wüste geschickt worden. Historiker sprechen von Hunderttausenden bis zu 1,5 Millionen Opfern.

Die Türkei als Nachfolgerin des Osmanischen Reiches gesteht den Tod von 300 000 bis 500 000 Armeniern während des Ersten Weltkrieges ein und bedauert die Massaker. Eine Einstufung als Völkermord weist sie jedoch strikt zurück.

Am Donnerstag hatte Donald Trump Erdogan getroffen – er sei „ein großer Fan von ihm“. Die SPD hatte kürzlich die Nato-Mitgliedschaft der Türkei in Frage gestellt. (ses)